Holz ist ihre Leidenschaft

SCHÖNBERG. (jolo) Viele Ruheständler wissen nichts mit sich anzufangen. Bei Albert Schmitz und Heinrich Weber ist das anders. Seit ihrer Kindheit fasziniert sie der Naturstoff Holz, und diese Faszination hat sie seitdem nicht mehr losgelassen. Heute fertigen die Schönberger Cousins kreative Gebrauchs- und Dekorationsartikel.

"Junge, du musst nicht immer draußen herumrennen, du kannst daheim produktiv sein", sagte 1947 Alois Schmitz zu seinem Sohn Albert, der gerade die Dorfschule verlassen hatte. Er lehrte ihn, wie man ein Viezfass fertigt. Da musste der Hobby-Küfer ganz schön hobeln und feilen, bis die Fass-Rundungen die richtige Form hatten. Seitdem hat er etliche Fässer aus Eiche gemacht. Vorwiegend zum Eigengebrauch, da das "Arme-Leute-Getränk" längst Tradition geworden ist. Die Modellschablonen, Erbstücke seines Vaters, mit denen er Viezfässer unterschiedlicher Größe erstellen kann, hat er heute noch. Sein erstes Viezfass ebenfalls. Der Naturstoff Holz hat ihn seitdem nicht mehr losgelassen.Ein Bollerwagen für den Enkel

Im Elternhaus von Albert Schmitz lebte damals Onkel Peter Jung, der nicht nur Brotkörbe aus Stroh, sondern auch Hotten fertigte. Der heute 70-jährige Albert Schmitz und sein Cousin Heinrich Weber, 63, können sich noch gut erinnern, als Punkt 12 Uhr mittags die Tante mit der voll gepackten Hotte aufs Feld kam, um Essen zu bringen. Heute fertigt Albert Schmitz die "Holz-Rucksäcke", die ausschließlich aus dem Holz der Haselnusssträucher geknüpft werden, vorwiegend als Geburtstagsgeschenke oder Dekorationsartikel. Hotten sind das eine, Rechen, Spazierstöcke oder sogar Bienenkästen das andere, das der Schönberger Hobby-Künstler macht. Oder vielleicht einige aus Eiche gefertigte Nistkästen, in denen Hochprozentiges versteckt werden kann. Einen Nachteil haben sie laut Albert Schmitz allerdings: "Frauen dürfen diese nicht öffnen, da die Vögelchen dann nicht mehr reinfliegen." In die Werkstatt des 70-Jährigen kommt häufig Cousin Heinrich Weber, um zu fachsimpeln. Der 63-Jährige, der in der Thalfanger Molkerei arbeitete, bosselt selbst in seiner Garage. Er fertigt aus Eichenholz Laternen, die er mit Glas einfasst und mit einem kupfernen Bogen verziert. Reisigbesen und andere Holzkunstwerke sind genauso auf seinem "Mist" entstanden, wie Bollerwagen. Einen der ersten fertigte er für seinen Enkel Martin, der inzwischen ein Jahr alt ist. Martin hat dem gesundheitlich angeschlagenen Heinrich Weber wieder neuen Lebensmut und seinen Humor wiedergegeben, von dem er gleich etwas zum Besten gibt: "Der Inhalt der eichernen Schnapsfässchen, die mein Cousin Albert fertigt, muss mindestens 52 Prozent Alkohol haben, sonst sind sie undicht." Ob das nicht Küfer-Latein ist?

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