Horbruch zieht es in die VG Bernkastel-Kues

Bernkastel-Kues/Horbruch · Kurze Fahrzeit nach Wittlich, Verbundenheit zum Landkreis Bernkastel-Wittlich: Die Hunsrückgemeinde Horbruch hat Ambitionen, in die Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues zu wechseln. Ortsbürgermeister Klaus Hepp schaut außerdem schon auf die anstehende Kreisreform.

 Noch gehört Horbruch zum Landkreis Birkenfeld. Doch das könnte sich im Zuge der Kommunalreform ändern. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Noch gehört Horbruch zum Landkreis Birkenfeld. Doch das könnte sich im Zuge der Kommunalreform ändern. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Foto: Christoph Strouvelle (cst) ("TV-Upload Strouvelle"

Bernkastel-Kues/Horbruch. Die Verbandsgemeinde (VG) Bernkastel-Kues könnte im Zuge der Kommunalreform wachsen. Die Bürger von Horath sollen im Januar bei einer Einwohnerbefragung ihr Votum abgeben, ob die Ortsgemeinde an die Mosel wechseln oder sich als Ortsbezirk der Einheitsgemeinde Morbach anschließen soll (der TV berichtete.) Aber auch in der Ortsgemeinde Horbruch gibt es Überlegungen, in die VG Bernkastel-Kues zu wechseln. Derzeit gehört Horbruch zur 7700 Einwohner zählenden VG Rhaunen, wo derzeit Gespräche über eine Fusion mit der VG Herrstein laufen.
Kommunal reform


Warum will sich Horbruch lieber der Mosel-VG anschließen? "Der Ort fühlt sich im Landkreis Birkenfeld vernachlässigt", sagt Ortsbürgermeister Klaus Hepp. Kinder kommen laut Hepp nicht mit dem öffentlichen Nahverkehr in die gymnasialen Standorte und in die berufsbildenden Schulen in Idar-Oberstein, sondern müssen nach Bernkastel-Kues oder in die Kreisstadt Wittlich. Zudem wären die Horbrucher nach Fertigstellung des Hochmoselübergangs in 20 Minuten in Wittlich. "Nach Idar-Oberstein würde es länger dauern", sagt er. Weiterhin bestehen zu den Orten im Landkreis Bernkastel-Kues gewachsene Verbindungen. Die Einkaufsströme gingen nach Morbach und Bernkastel-Kues. "In beide Orte sind Busverbindungen da", sagt Hepp.
Die Verbundenheit zu Kommunen im Landkreis Bernkastel-Wittlich geht aber noch weiter. Der TuS Horbruch spielt Handball in einer Spielgemeinschaft mit den Vereinen aus Irmenach und Kleinich. Zudem sei man dem evangelischen Kirchenkreis Kleinich angeschlossen.
Ein weiterer Vorteil für die Horbrucher Kommunalpolitiker sei die niedrigere VG-Umlage. In Bernkastel-Kues beträgt sie ab dem kommenden Jahr 31 Prozent, in Rhaunen hingegen 42 Prozent, sagt der Ortsbürgermeister. Lediglich die Kreisumlage sei um zwei Prozent höher.
Erste Arbeitsgespräche


Ein weiterer Aspekt ist die Zukunft des lediglich 80 000 Einwohner großen Landkreises Birkenfeld, dem die VG Rhaunen angehört. Dann könnte ein Zusammenschluss mit den Landkreisen Kusel oder Bad Kreuznach erfolgen, was weite Fahrstrecken nach sich ziehe, fürchtet Hepp. Im Januar will der Ortsbürgermeister die 330 Bürger der Gemeinde zu einer Einwohnerversammlung einladen, um Für und Wider eines Wechsels an die Mosel zu besprechen. Erste Gespräche seien in Bernkastel-Kues bereits geführt worden, sagt Hepp.
Leo Wächter, Beigeordneter der VG Bernkastel-Kues, bestätigt ein Arbeitsgespräch, das auf Wunsch Hepps stattgefunden habe. Allerdings sei innerhalb der gemeindlichen Gremien noch nicht über eine Aufnahme Horbruchs gesprochen worden. Man wehre sich nicht gegen die Wünsche anderer Gemeinden, in die VG Bernkastel-Kues zu wechseln, werde aber auch nicht werben.
"Ich schließe eine Aufnahme Horbruchs nicht aus", sagt Wächter, verweist aber darauf, dass in beiden Verbandsgemeinden entsprechende Beschlüsse gefasst werden müssten.
Georg Dräger, Bürgermeister der VG Rhaunen, gibt sich zurückhaltend. Neben Horbruch sind weitere fünf der 16 Ortsgemeinden im Gespräch, die im Zuge der Kommunalreform nicht in eine neue VG mit Herrstein wechseln wollen. Diese zieht es in Richtung VG Kirchberg. Dräger verweist darauf, dass es einerseits seine Aufgabe ist, die Ortsgemeinden bei ihren Wünschen zu unterstützen, andererseits aber auch ein einstimmiger Beschluss des VG-Rats vorliege, mit der VG Herrstein Gespräche bezüglich einer Fusion zu führen.
Meinung

Es wird komplizierter
Während bei der ersten Stufe der Kommunalreform 2014 noch ganze Verbandsgemeinden fusioniert wurden, zeichnet sich jetzt ein neuer Trend zur Kleinteiligkeit ab. Die Bewohner jener Ortsgemeinden, die in Verbandsgemeinden mit "Gebietsänderungsbedarf" liegen, machen sich eigenständige Gedanken darüber, bei welchem potenziellen Partner sie sich am besten aufgehoben fühlen. Das Gutachten von Professor Martin Junkernheinrich, das seinerzeit von der Landesregierung in Auftrag gegeben wurde und die Kommunalreform regelt, sieht das zwar nicht direkt vor. Dennoch ist ein Wechsel einzelner Ortsgemeinden rechtlich möglich. Diese Gemeinden müssen dazu die entsprechenden positiven Abstimmungsergebnisse der Gremien vorlegen - wozu eben auch ein positiver Bescheid der aufnehmenden Gemeinde zählt. Mehr Abstimmungen, mehr Verhandlungen und auch mehr Überzeugungsarbeit werden notwendig. Auch das oftmals strittige Thema Finanzen muss dabei geregelt werden. Die Kommunalreform wird offenbar komplizierter, als ursprünglich geplant. hp.linz@volksfreund.deExtra

Der Landkreis Birkenfeld hat 80 615 Einwohner, die in 96 Gemeinden leben. Diese sind in vier Verbandsgemeinden aufgeteilt: Baumholder, Birkenfeld, Herrstein und Rhaunen. Die VG Rhaunen, zu der Horbruch zählt, hat 7150 Einwohner in 16 Gemeinden. Der Landkreis Bernkastel-Wittlich hat 111 828 Einwohner, die in 107 Gemeinden leben. Zu ihm zählen die Verbandsgemeinden Wittlich-Land, Traben-Trarbach, Bernkastel-Kues, Thalfang, die Einheitsgemeinde Morbach und die Kreisstadt Wittlich. Die Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues hat 27 830 Einwohner in 23 Gemeinden. hpl

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort