Hornisten waren sehr gefragt

BERNKASTEL-WITTLICH. (ger) Die "gute alte Zeit" war entscheidend für die Gründung von Musikvereinen, 1897 wurde in Monzel der älteste Musikverein des Landkreis Bernkastel-Wittlich aus der Taufe gehoben. Schnell folgten weitere Orte diesem Beispiel.

Die Zeit um die Jahrhundertwende, insbesondere die Ära zwischen1890 und 1910, war entscheidend für die Gründung vonMusikvereinen. Begonnen hatte es vielerorts mit kleinen, vier bisacht Mann starken Instrumentalgruppen, die als Bestandteil derörtlichen Feuerwehr, des Kriegervereines oder des Gesangvereinesfür deren Zwecke musizierten. Oder es entstanden Gruppen, die aus Spaß an der Freude Musik machten, meist ohne Publikum. Einige Orte seien herausgegriffen. In Monzel/Mosel bestand 1883 die Instrumentalgruppe des Männergesangvereines mit zwölf aktiven Streichern und Bläsern. 1897 dann wurde in Monzel der älteste Musikverein des heutigen Landkreises Bernkastel-Wittlich mit elf Musikern gegründet.

Die "gute alte Zeit" machte erstmals Musikvereine der breiten Öffentlichkeit zugänglich und stellte sie wirtschaftlich auf eine gesunde Basis. Das Jahr 1900 und das erste Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts brachten in fast jedem Jahr einen neuen Musikverein hervor. Die zweit- beziehungsweise drittältesten Musikvereine des Kreisgebietes wurden im Jahre 1900 in Traben-Trarbach/Mosel und in Merscheid/Hunsrück gegründet.

1901 entstand der Musikverein Lieser, 1902 der Musikverein Wehlen und 1903 die Musikvereine Trittenheim und Bernkastel-Kues. 1906 schlossen sich die Musiker in Neumagen/Mosel zu einem Musikverein zusammen. Es folgte 1907 der Musikverein Enkirch. 1909 wurde der Musikverein Wintrich, 1911 der Musikverein Maring und 1912 der Musikverein Morbach gegründet.

Zusammen mit dem 1897 gegründeten Musikverein Monzel waren dies zwölf Gruppen, die sich im Kaiserreich mit durchschnittlich sechs bis zehn Musikern zum dörflichen Musikverein zusammenschlossen.

Auch die Feuerwehr war beteiligt

Die Feuerwehr war nicht nur in Bernkastel-Kues an Vereinsgründungen beteiligt. Die örtlichen Wehren hatten in vielen Eifel-, Mosel- und Hunsrück-Orten offensichtlich eine große Bedeutung beim Entstehen der damaligen und auch späteren Vereine. Zur standesgemäßen Gestaltung von Festveranstaltungen, insbesondere von Umzügen und den damals üblichen Fackelmärschen gehörte eine ansprechende Marschmusik.

Außerdem benötigten die Feuerwehren geübte Hornisten, die im Brandfalle auf ihrem Signalhorn die Wehrmänner und die Bevölkerung alarmierten. Nicht von ungefähr wurden viele Musikkapellen als Feuerwehrkapelle ins Leben gerufen. Später verselbständigten sich die meisten Kapellen.

Hier tritt eine schwer zu fassende Problematik zu Tage. Etliche Musikvereine geben ihr Gründungsjahr mit der Entstehung der kleineren Feuerwehrkapellen aus der Zeit vor 1914 an. Andere wiederum wurden offiziell Jahre oder Jahrzehnte später gegründet, obwohl im Ort vor dem Ersten Weltkrieg eine Feuerwehrkapelle bestand.

Die gleiche Problematik tritt nach dem Zweiten Weltkrieg auf. Obwohl manche Vereine in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts erstmals ins Leben gerufen wurden, geben sie das Jahr der Wiederbelebung nach dem Krieg als Gründungsdatum an. Örtliche Besonderheiten und Rücksichtnahmen, rückwirkend schwer feststellbare Gründe führten zu diesen individuellen Überlegungen.

Hauptgründe für die Auflösung etlicher Kapellen sind in den Wirren der beiden Weltkriege zu suchen. 1914 zerstörte zum ersten Mal mal ein Krieg das Wirken heimischer Vereine. Der Krieg war ein bitterer Einschnitt in die aufblühende Musikkultur. Überall wurde dem erwachenden Musikleben Einhalt geboten. Die vorhandenen Kapellen erloschen.

Beim nächsten Mal lesen Sie über die Blasmusik zwischen 1919 und 1945: Vereinsgründungen in den Notjahren der Weimarer Republik und die Stagnation im Dritten Reich.

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