Gastronomie Der Hotelier hört auf, der Maler noch nicht

Bernkastel-Kues · Uwe Linke verlässt nach 47 Jahren das „Drei Könige“ in Kues.

 Uwe Linke mit zwei seiner Werke: der Burg Eltz und der Nofretete.

Uwe Linke mit zwei seiner Werke: der Burg Eltz und der Nofretete.

Foto: TV/Clemens Beckmann

Gastronomen kommen und gehen: In der Touristenstadt Bernkastel-Kues ist das keine Seltenheit. Das gilt auch für Uwe Linke. Doch der 72 Jahre alte Hotelier kam schon 1972 aus dem Westerwald an und geht erst nach mehr als 47 Jahren. Da geht eine Ära zu Ende. Linke wäre sogar noch gerne etwas  länger im Hotel „Drei Könige“ geblieben. Aber dann hätte das der Familie Hees gehörende Gebäude mit hohem finanziellen Aufwand saniert und brandschutztechnisch nachgerüstet werden müssen. Schließlich ist das architektonisch markante Haus, das immer als Hotel gedient hat, mehr als 100 Jahre alt.

Die Stadt Bernkastel-Kues verliert mit der Schließung nicht nur 77 Betten, sie verliert auch einen Kunsttempel. In jedem Zimmer, in den Fluren, im Treppenaufgang, im Foyer, im Frühstücksraum und in der Bar hängen Gemälde.

„Es sind 80 bis 90 Bilder“, sagt Linke. Die Besonderheit: Sie alle und noch viel mehr hat Uwe Linke gemalt. In großem Format und meist sehr farbenprächtig.

Das Talent war ihm anscheinend in die Wiege gelegt. „Ich wollte Bühnenmaler werden und hatte auch schon eine Ausbildungsstelle“, erzählt er. Doch er hatte auch Fernweh. Deshalb machte er bei einer großen Hotelkette eine Ausbildung zum Koch und arbeitete im Anschluss unter anderem auf zwei großen Kreuzfahrtschiffen. Linke: „So bin ich um die ganze Welt gekommen.“

Im eher noch zarten Alter von 25 Jahren bekam er die Möglichkeit das Hotel „Drei Könige“ zu pachten. An jedem Tag, an dem das Hotel öffnete, sei er für die Gäste dagewesen, erzählt er.

Mitte der 1980er-Jahre schenkte ihm seine damalige Frau Anne einen großen Malkasten, weil sie um seine Leidenschaft wusste. Im Winter, wenn der Betrieb geschlossen war, widmete sich Linke fortan der Malerei. Insgesamt 300 Ölgemälde sind seither entstanden. „Er hat einfach Talent. Das hat er an eine seiner Töchter vererbt“, sagt Linkes jetzige Ehefrau Margit. Auf ein Motiv festgelegt hat er sich nicht. Er malte Werke von Picasso, Gaugin und anderen Berühmtheiten, um zu sehen, ob er ihnen nacheifern kann. Doch die meisten Bilder basieren auf eigenen Ideen. In der Bar hängt ein farbenprächtiger Hahn, in einem Zimmer ein Indianer, wieder ein paar Zimmer weiter die Burg Eltz. Manches ist abstrakt aber doch erkennbar, anderes verlangt nach einer Deutung durch den Künstler.

Linke beschäftigt sich in seinen Bildern aber auch mit der Umwelt sowie mit politischen und religiösen Themen. Er setzt sich mit dem Kosovo-Krieg auseinander und stellt die 2001 eingestürzten Zwillingstürme des World-Trade-Centers in New York als im Wasser versunken dar.

Es habe, so Linke, nur vereinzelt Gäste gegeben, die ein anderes Zimmer wünschten, weil sie eines der Bilder nicht mochten. Apropos Gäste: Dazu gehörten unter anderem die Schauspielerin Jutta Speidel, ihr Kollege Gunter Berger und Roy Jenkins, ehemaliger Präsident der Europäischen Kommission. Und im Hotelkeller, den Linke auch lange bewirtschaftete, trat unter anderem Tony Marshall auf.

Noch einmal zurück zu den Bildern: Unzählige Gäste hätten eines kaufen wollen. „Und sie haben gute Preise geboten“, sagt Linke. Vier Werke habe er „gezwungenermaßen“ hergegeben, weil die Gäste nicht nachgelassen hätten. Er hat auch jetzt nicht vor die Werke meistbietend unters Volk zu bringen.

 Das Hotel Drei Könige hat nach mehr als 100 Jahren als Beherbergungsbetrieb ausgedient.

Das Hotel Drei Könige hat nach mehr als 100 Jahren als Beherbergungsbetrieb ausgedient.

Foto: klaus kimmling

Sein Atelier und sein Wohnhaus liegen nur einen Steinwurf vom Hotel entfernt. Er wird also mit den Augen mit seinem langjährigen Lebensmittelpunkt verbunden bleiben.Teile des Gebäudes werden in Zukunft die Verwaltung der Cusanus Hochschule beherbergen (der TV berichtete). Die Familie Hees hatte schon länger mit einer Verbindung zu der Hochschule geliebäugelt.

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