Hower-Urteil spaltet den Ort

SALMTAL. Die Reaktionen der Salmtaler auf die noch nicht rechtskräftige Verurteilung ihres Bürgermeisters, Manfred Hower, füllen die ganze Bandbreite aus: von "Unverschämtheit" bis "Wieso nicht mehr?"

"Das ist eine Unverschämtheit!" Die beiden Frauen in einem Salmtaler Laden sind sich einig. Die zehn Monate auf Bewährung wegen Bestechlichkeit und versuchter Erpressung für ihren Bürgermeister - das geht nicht. Die eine meint: "Ich sage nicht, dass er ein Engel ist, aber ich glaube nicht, dass er für sich privat die Hand aufgehalten hat. Wenn, dann wollte er eine Spende für die Gemeinde."So hatte es Manfred Hower auch im Prozess ausgesagt, an dessen Ende er ankündigte, in Revision zu gehen (der TV berichtete). Auf die Frage nach einem Rücktritt Howers als Bürgermeister heißt es in dem Salmtaler Laden unisono: "Auf gar keinen Fall!" Das würde sicherlich die Mehrheit im Ort so sehen. Als Bürgermeister sei der Manni - wie Hower überall genannt wird - immer zur Stelle und sehr hilfsbereit. Die andere ergänzt: "So viele Politiker haben Dreck am Stecken, da müssten ja alle zurücktreten. Das da war eine Lappalie"

Zwei ältere Männer, die sich vor einer Bank gerade über den Fall Hower unterhalten, sind vorsichtiger. Sie fragen: "Ob das stimmt, was ihm vorgeworfen wird?" Für den Fall, dass es stimmt, sind sie sich einig: Rücktritt! Als Ortschef bekommt Hower auch hier gute Noten, ansonsten Mitgefühl: "Es tut einem leid für ihn."

Über Mitleid geht das, was die Bäckereiverkäuferin im Einkaufscenter beobachtet hat, hinaus. Sie sagt: "Die Leute sind geschockt und sagen: ob die Vorwürfe wirklich wahr sind?" Sie selbst habe keine Meinung, sie sei ja nicht von Salmtal. Was sie aber mit Bestimmtheit sagen kann, ist: "Die Zeitung war heute Morgen schnell ausverkauft."

Selbiges berichtet die Verkäuferin der Bäckerei im Ort. Bei ihr sei so viel los gewesen, dass die Leute nicht viel geredet hätten. Selbst meint sie: "Das Urteil hat mich nicht überrascht - so wie der Prozess gelaufen ist."

Von den an diesem Morgen Angesprochenen will niemand seinen Namen in der Zeitung lesen. Das ist am Vorabend in der Sportkneipe "Hattrick" nicht anders. Anders sind hier die Meinungen. Ein älterer Mann am Tresen sagt: "Viele sind froh, dass er verurteilt ist. Die glauben jetzt wieder an Gerechtigkeit." Ein anderer wirft ein: "Viele wollen es nicht wahrhaben und verschließen die Augen." Ein Rentner sagt: "Mich hat überrascht, dass Hower keine höhere Strafe bekommen hat."

Pfiffiges Kerlchen oder viel auf dem Kerbholz?

Einig sind sich die vier Leute an der Theke in zwei Punkten: "Als Bürgermeister sollte der Manni abtreten." Und: "Da hätte noch viel mehr in die Anklageschrift gehört." Viele Geschichten werden erzählt von krummen Dingern, die Hower angeblich gedreht haben soll. Jeder sei hier mit jedem verwandt. Aber auch die Tatsache, dass viele vom Bürgermeister profitierten, würde verhindern, dass die Leute Klartext redeten, heißt es. Trotz Engagements für die Gemeinde sei Hower immer auch auf seinen Vorteil bedacht.

An ganz anderer Stelle spricht ein sehr loyal wirkender Salmtaler, der von dem Urteil überrascht war, ebenfalls davon, dass Hower seinen Vorteil immer zu nutzen weiß. Er urteilt jedoch freundlicher: "Manni ist ein pfiffiges Kerlchen, ein Schlitzohr."

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