Alte Berufe Mit Feuerzange und Hornhobel: Karl-Heinz Schneider übt seltenen Beruf des Hufschmieds aus

Neumagen-Dhron · Schneiden, hobeln, hämmern: Karl-Heinz Schneider aus Neumagen-Dhron übt einen selten Handwerksberuf aus. Er ist Hufschmied mit einer mobilen Werkstatt.

 Karl-Heinz Schneider bei der Arbeit: Ein Pferd   benötigt einen neuen Beschlag und der Moselaner widmet sich respektvoll dem Pferd.

Karl-Heinz Schneider bei der Arbeit: Ein Pferd   benötigt einen neuen Beschlag und der Moselaner widmet sich respektvoll dem Pferd.

Foto: TV/Bernd Schlimpen

Neumagen-Dhron ist nicht nur ein bekannter, beschaulicher Moselweinort. Dort findet man auch noch Original-Handwerk, das fast ausgestorben ist. In der Realschulstraße wirkt Karl-Heinz Schneider, der „Schmied mit Hufbeschlagsprüfung“, die er 1991 nach einem viermonatigen Kurs abgelegt hat. Bereits vor dieser Weiterbildung hatte der heutige Hufschmied über einen Meisterbrief im Schlosserhandwerk, der damals Voraussetzung für die Hufbeschlagsprüfung war, heute jedoch nicht mehr erforderlich ist.

Karl-Heinz Schneider hat seine „vierbeinigen Kunden von Anfang an mit Hilfe seiner mobilen Werkstatt“ besucht. Die notwendigen Werkzeuge waren stets in einem Geländewagen untergebracht, damit auch etwas abgelegenere Ställe erreichbar sind. Damit fährt er im Radius von rund 20 Kilometern zu seinen Kunden und versorgt die Hufe von Reit-, Voltigier- oder Turnierpferden. Aber auch Ponys und Esel verschiedener Reiterhöfe oder Tiere von Privathaltern zählen zu seinem Kundenkreis.

Wenn die Hufeisen abgelaufen sind, nicht mehr richtig sitzen oder Verletzungsgefahr besteht, sind neue Hufeisen erforderlich. Esel hingegen brauchen in der Regel keinen Hufbeschlag, lediglich Hufpflege. Seine Arbeitstour stellt Schneider wöchentlich so zusammen, dass sie möglichst in eine Richtung verläuft. Auf dem Werkstattwagen sind folgende Spezialwerkzeuge griffbereit untergebracht: Hornhobel, doppelköpfiger Hufbeschlaghammer und -zange. Mit an Bord ist auch die Feuerzange, um die Hufeisen aus dem Gasfeuerofen zu nehmen und die so genannte „Krokodilzange“, um Hufnägel umzuziehen.

Wenn der Hufschmied kommt, gibt es einiges zu beachten: Der Besitzer oder Reiter sollte nahe beim Pferd stehen, um dem Tier Ruhe zu vermitteln. In der Nähe stehen dann das gasbetriebene Schmiedefeuer sowie der Amboss. Griffbereit sind auch ein scharfes Hufmesser, um den Huf schonend auf den Beschlag vorzubereiten und natürlich Hufeisen in verschiedenen Größen. Neben diesem klassischen Hufeisen kommen heute auch Kunststoffe, Verbundmaterial oder sogar Hufschuhe zum Einsatz, um die Hufe des Pferdes optimal zu versorgen.

„Alles auf Wunsch des Pferdebesitzers“, erklärt Schneider kurz. Wichtig ist die Beurteilung des Pferdes, das Tier muss zunächst dem Hufschmied vorgeführt werden. Die alten Hufeisen werden abgenommen, die Hufe werden gekürzt, wobei das Pferd sich ruhig verhalten sollte. „Um den Huf vor zu schnellem Abrieb und vor Verletzungen zu schützen, ist ein Hufbeschlag erforderlich“, weiß der Hufschmied. Beim Hufbeschlag wird das Eisen so geschmiedet, das es genau auf den entsprechenden Huf passt. „Ein Beschlag ist im Rhythmus von zwei bis drei Monaten fällig.

Die Hufeisen werden im Großhandel eingekauft, aber bei orthopädischen Beschlägen werden sie individuell umgeändert“, erklärt der Moselaner, der zum Beschlagen eines Pferdes eine gute Stunde benötigt.

Der Beruf ist körperlich anstrengend,  und man muss tierlieb sein und einen besonderen Draht zum Pferd haben. „Insgesamt verbringt man schöne Stunden bei dieser Arbeit und freut sich auf gut gelaunte Pferdebesitzer und glückliche Pferde. Es ist ein naturverbundener Job“, schildert Schneider sein Verhältnis zu seiner Tätigkeit und ergänzt: „Mir macht das Wirken am Pferd Spaß, ich bin mit Herzblut dabei und bleibe fit.“  Wie lange er das noch machen will? „Solange ich kann und es mir Spaß bereitet. Ich bin ja schon Rentner. Deshalb habe ich die Arbeit seit Rentenbeginn stark eingeschränkt“, antwortet er.

„Früher habe ich als Kunstschmied gearbeitet und daher sprechen mich die Leute immer noch wegen kleinerer Nebenarbeiten an“, verrät der Schmied, der weitere Hobbys hat. „Ich restauriere nebenbei historische Öfen, aber auch alte Traktoren oder LKW.“  In seiner Werkstatt finden sich zudem Maschinen, die der Schmied gesammelt und wieder gangbar gemacht hat. Um die Werkstatt und das Wohnhaus sind zudem eiserne „Wachvögel“ stationiert, Phantasiegebilde aus Metall und Stein hergestellt. Hierfür benutzt der Schmied hauptsächlich die auch als Glücksbringer geltenden Hufeisen. Dies entspricht seinem Grundsatz als Handwerker, nichts wegzuwerfen und auch vermeintlichen Abfall zu recyceln.

Und die Coronazeit? „ Natürlich müssen Tiere trotz Corona weiter versorgt werden“, sagt Schneider. Der Hufschmied ist also sowohl mit seiner Arbeit als „Fußpfleger“ für Pferde, als auch mit seinen Hobbys gut ausgelastet.

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