Tradition und Engagement Das Brot kommt aus dem alten Stierstall

Morbach-Hundheim · Der Heimatverein Hundheim hat einen alten Backofen hergerichtet und will die Räumlichkeiten für die Dorfbevölkerung zur Verfügung stellen

 Die Mitglieder des Heimatvereins Hundheim freuen sich über ihren Backofen in der "Backstuff": Winfried Gorges, Petra Schommer und Brunhilde Gorges (von links).

Die Mitglieder des Heimatvereins Hundheim freuen sich über ihren Backofen in der "Backstuff": Winfried Gorges, Petra Schommer und Brunhilde Gorges (von links).

Foto: Strouvelle Christoph

Das ehemalige Feuerwehrhaus in Hundheim wird neu genutzt. Wo früher die Utensilien bereitgehalten wurden, um Flammen zu bekämpfen, dort wird jetzt ordentlich mit dicken Holzscheiten eingeheizt. Denn der Heimatverein Hundheim hat eine Garage des Gebäudes als „Backstuff“ hergerichtet.

Der Anlass dazu war der Anruf eines Vereinsmitgliedes bei der Vorsitzenden Petra Schommer, dass in Hottenbach/Landkreis Birkenfeld ein Schuppen abgerissen und der darin befindliche Backofen verschrottet werden solle. „Könnt ihr so etwas nicht gebrauchen?“ Was bei dem Zustand des Backofens eine mehr als berechtigte Frage war. „Nach mehr als Verschrotten hatte er damals auch nicht ausgesehen“, sagt Winfried Gorges vom Heimatverein. Denn die Seitenteile waren durchgerostet, viele Schamottsteine im Inneren beschädigt, und auch am Rahmen zeigten sich schadhafte Stellen.

So viel Arbeit steckt in der neuen „Backstuff“ von Hundheim

Einige Schamottsteine waren allerdings noch zu gebrauchen, und nach einem Probebacken, das erfolgreich endete, entschlossen sich die Mitglieder des Heimatvereins, diesen Ofen wieder herzurichten und in der Garage des Feuerwehrhauses, der früher auch als Stierstall diente, „Die Backstuff“ einzurichten. In mehr als 600 ehrenamtlich geleisteten Stunden innerhalb von vier Monaten wurde der bis dahin eher ungepflegt wirkende Raum saniert. Neue Wasser- und Stromleitungen, ein neuer Verputz und andere Arbeiten haben daraus ein gemütliches Schmuckstück werden lassen, in dessen hinterem Teil der überarbeitete Backofen mit neuen Blechen und Schamottsteinen die Blicke der Besucher auf sich zieht.

Der Edelstahlschornstein ist im Trockenturm untergebracht, wo die Feuerwehrleute nach einem Einsatz einst ihre Schläuche getrocknet haben. Hinzu kamen zahlreiche Verwaltungsakte wie Umnutzung des Gebäudes, eine Baugenehmigung und Gespräche mit dem Schornsteinfeger. Um den zähen Brotteig kneten zu können, hat der Verein auch noch eine entsprechende Maschine gekauft. Etwa 10.500 Euro hat das Projekt gekostet, sagt die Vereinsvorsitzende. Finanziert wurde der Betrag aus dem Vermögen des Vereins und mit einer Förderung des Energieversorger Westenergie AG und privaten Spenden.

20 Kilo Holz für 20 Kilo Brot – die Hundheimer Backstuff muss gut befeuert werden

Im November 2021 konnten die Mitglieder des Heimatvereins den Backofen erstmals in Betrieb nehmen. 20 Brotlaibe zu einem Kilogramm können darin gleichzeitig gebacken werden, sagt Gorges. Das dafür notwendige Procedere sei allerdings ein ganzes Tagwerk, sagt er. Zuerst muss der Backofen in zwei Etappen mit insgesamt 20 Kilogramm Holz aufgeheizt werden, was etwa drei Stunden dauert. Dann müsse Glut und Asche aus dem Brennofen entfernt und abgewartet werden, bis das Thermometer eine Temperatur von 300 Grad Celsius anzeigt. Dann werden die Brotlaibe für etwa 50 bis 60 Minuten in den Backofen hineingeschoben. Und wenn das Brot fertig gebacken ist, reicht die Hitze im Ofen immer noch aus, um darin Fleisch zu garen oder für die fleißigen Bäcker Pizza zu backen.

„Die Backstuff soll künftig zur Bereicherung des Dorflebens beitragen“, sagt Schommer. Wenn es die Entwicklung der Corona-Pandemie zulässt, wollen die Mitglieder des Heimatvereins im Laufe des Frühjahrs einen Helfertag und einen offenen Backtag ausrichten. „Auch kleinere Veranstaltungen sind möglich, wie Brotbackkurse“, sagt die Vorsitzende. Dazu könne der Raum auch unabhängig vom Backofen für weitere Anlässe gemietet werden, wie beispielsweise Kindergeburtstage.

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