Hunsrück-Wetter zwischen Durchschnitt und Extremen

Das Wetter im vergangenen Jahr war eher durchschnittlich. Doch dieser Durchschnitt hatte zum Teil extreme Ausreißer, wie ganz Deutschland über Weihnachten zu spüren bekam. Mit minus 12,8 Grad feierte der Hunsrück das kälteste Weihnachtsfest mit den heftigsten Schneefällen seit langem.

 Ab und zu muss Reinhard Manz zum Handfeger greifen. Schmutz oder Spinnenweben könnten die Daten der Wetterstation Deuselbach verfälschen. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Ab und zu muss Reinhard Manz zum Handfeger greifen. Schmutz oder Spinnenweben könnten die Daten der Wetterstation Deuselbach verfälschen. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Deuselbach. (doth) "2010 war seit langem wieder ein Jahr, das mit 0,3 Grad gegenüber dem langjährigen Mittel etwas zu kalt war", sagt Reinhard Manz vom Wetterdienst des Flughafens Hahn, zu dem auch die Messstation in Deuselbach gehört. Das "langjährige Mittel" sind die Messwerte zwischen 1960 und 1990.

Die Temperatur, die Niederschlagshöhe, die Windgeschwindigkeit und -richtung sowie die Sichtweite werden als Daten von Deuselbach aus online ins große System des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Offenbach gespeist. Im letzten Jahr fielen 805 Liter Regen auf den Quadratmeter, ein eher durchschnittlicher Wert, der 99 Prozent des langjährigen Mittels entspricht.

Am 10. Juli ergossen sich jedoch 32,4 Liter Regenwasser auf jeden Quadratmeter. "Das sind drei gut gefüllte Wassereimer", vergleicht Manz. Es war das Ende des heißesten Tages mit dem Spitzenwert 34,2 Grad. "Sommer" heißt beim Wetterdienst mindestens 25 Grad. Ganze 22 Tage konnten diese Voraussetzung erfüllen. An nur sechs Tagen war es mehr als 30 Grad heiß.

Mit minus 12,8 Grad war Weihnachten so kalt wie im Hunsrück lange nicht mehr - und zudem besonders schneereich: Bis zu 30 Zentimeter der weißen Pracht kamen herunter.

Die 106 Frosttage mit Minusgraden beinhalten 53 Eistage, die das Thermometer nie über den Gefrierpunkt steigen ließen. "Das sind doppelt so viele Eistage wie im langjährigen Mittel", weiß Manz. Der Wind blies dazu noch am 28. Februar mit 110 Kilometern pro Stunde über den Hunsrück. Seit 1966 arbeitet Manz beim Wetterdienst. Seine Einschätzung lautet: "Der Klimawandel ist da. Die Temperaturen werden langfristig steigen und die Wetterextreme heftiger." Die UV- Strahlung werde zudem immer aggressiver und lasse das Hautkrebsrisiko steigen.

Jeder könne dazu beitragen, dass der Treibhauseffekt nicht noch stärker wird, beispielsweise durch Vermeidung unnötiger Autofahrten oder den Verzicht auf exotische Früchte mitten im Winter. Der Hobbylandwirt empfiehlt den Genuss heimischer Produkte in der Jahreszeit, in der sie wachsen.

Ein Wetterausblick auf das neue Jahr ist auch für Manz schwierig: "Die sogenannten Wettersingularitäten bleiben annähernd konstant." Auf die Eisheiligen vom 11. bis 15. Mai, die Schafskälte Anfang Juni, die Hundstage Mitte August und das Weihnachtstauwetter sei (meist) noch Verlass. ExtraDie Wetterstation in Deuselbach ist nur ein kleiner Teil eines umfassenden Sammelsystems für Wetterdaten, vom Satelliten bis zu Wetterbeobachtern. 1900 Ehrenamtler messen bundesweit zu Hause Wetterdaten und melden sie mindestens einmal täglich nach Offenbach, wo sie in die Wettermodelle eingearbeitet werden, die eine der größten Rechenanlagen Deutschlands erstellt. Mehr Informationen gibt es im Internet unter www.dwd.de. (doth)

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