Hunsrücker Fasan jagt flotte Traktoren

Monzelfeld · Der Traktor und das liebe Vieh: Ein Monzelfelder Fasan liebt das Leben auf der Überholspur und pickt bevorzugt auf sich drehende Reifen ein. Vermutlich sieht er in dem Fahrzeug einen Konkurrenten.

Monzelfeld. Sobald Dieter Lausberg aus Monzelfeld (Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues) auf seinen Traktor steigt, ist er schon da: der Fasan mit Vorliebe für Pferdestärken. Inzwischen sei er schon ein guter Freund, sagt der Landwirt. Egal zu welcher Tages- oder Jahreszeit, immer jagt er dem Traktor hinterher. "Ich habe die meisten Felder dort, wo sein Territorium ist", erklärt Lausberg. Gestört fühlt er sich von dem pickenden Federvieh nicht: "Er tut ja nichts und passt immer auf, dass ihm nichts passiert."
Seit etwa drei Jahren ist der Fasan hinter Monzelfelds Bulldogs hinterher. Ortsbürgermeister Johannes Karl Zanders nimmt an, dass er einsam ist. Diese Vermutung hegt auch Gertrud Elsen vom Naturschutzbund Bernkastel-Wittlich: "Er ist sicher falsch geprägt und denkt, es sei ein Weibchen. Auf jeden Fall sucht er irgendwie Kontakt."
Aber: Der flotte Fasan hat eine Henne an seiner Seite. Das hat Lausberg beobachtet. Die nächste Erklärung hat der Bernkastel-Wittlicher Kreisjagdmeister Hans-Günter Vanck parat: Da das Konkurrenzdenken bei den Gockeln stark ausgeprägt sei, sehe er in dem Traktor wahrscheinlich einen Rivalen. Oder, wie Zander sagt: "Er ist halt ein bisschen verrückt." Seit mindestens drei Jahren sei das Tier schon im Ort unterwegs - meist in östlicher Richtung. "Die Landwirte fahren deshalb extra vorsichtig."
Spannend wird es für den gefiederten Jäger aber erst ab einer gewissen Geschwindigkeit, berichtet Landwirt Lausberg. Dann pickt er während der Fahrt unentwegt auf den Reifen ein.
Wer\'s nicht glaubt, kann sich jetzt davon im Internet ein Bild machen. Dirk Schröder aus Trier hat dort einen Film eingestellt, der den Fasan in Aktion zeigt - aufgenommen vor wenigen Tagen von Schröders Vater Hans Georg. "Er kam plötzlich aus der Wiese geschossen", erzählt der Monzelfelder. Begegne man ihm zu Fuß, sei das Tier völlig unbeeindruckt.
Ein absoluter Sonderfall ist der Fasan auch, weil diese Art Hühnervogel in unserer Gegend eigentlich nicht mehr natürlich vorkommt. Schließlich haben sie Füchse und Greifvögel zum Feind. Einmal habe der Gockel seine Schwanzfedern verloren, erzählt Zanders - vermutlich im Kampf mit einem Widersacher. "Der Fasan gilt als dumm und wird von allem gefressen, was ihn gerne mag", erklärt Vanck. Vor 20 bis 30 Jahren seien Fasane in Bernkastel-Wittlich zum letzten Mal für die Jagd ausgesetzt worden. Da es nur noch einzelne Tiere gebe, seien die Gockel manchmal eben … seltsam.
Dass der Hunsrücker Fasan bislang weder gefressen wurde noch unter die Räder gekommen ist, zeigt aber auch: So ganz dumm ist er nicht.

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