Benefiz Warum Corona eine Rolle spielt beim Spendenrückgang des Hunsrücker Fördervereins schwerstkranker Kinder

Morbach-Haag · Wenn sich die Situation nicht ändert, müssen Hilfen für Familien mit schwerkranken Kindern zurückgefahren werden.

 Brigitte Stierwald vom Verein schwerstkranker KInder Hunsrück bei einem Spendenbaum, den Morbacher Geschäftsleute in ihrem Betrieb zugunsten des Vereins aufgestellt haben.

Brigitte Stierwald vom Verein schwerstkranker KInder Hunsrück bei einem Spendenbaum, den Morbacher Geschäftsleute in ihrem Betrieb zugunsten des Vereins aufgestellt haben.

Foto: Strouvelle Christoph

Es ist der Albtraum jedes jungen Elternpaares: Das neugeborene Kind ist krank. Das bringt nicht nur eine seelische Belastung mit sich, sondern schafft auch finanzielle Nöte, sagt Brigitte Stierwald vom Förderverein schwerstkranker Kinder Hunsrück in Morbach-Haag. Sie erzählt von einem Kind, bei dem direkt nach der Geburt massive Herzfehler festgestellt wurden. Gleich zwei Operationen musste der Säugling über sich ergehen lassen. Und das nicht in der Region, sondern im rund 400 Kilometer entfernten Bad Oeynhausen. „Der Vater hat eine Teilzeitstelle, die Mutter ist beim Baby“, sagt sie zu den monetären Herausforderungen, die die junge Familie bewältigen muss. „Zu der Sorge, die die Menschen haben, kommt die finanzielle Belastung hinzu“, beschreibt sie die Nöte der Betroffenen. „Zur Angst um das Kind kommt die Angst um die eigene Existenz hinzu.“

Hier kommt der Förderverein schwerstkranker Kinder ins Spiel, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, bedürftige Eltern kranker Kinder zu unterstützen. Anlass für die Gründung des Vereins war eine Krebs­erkrankung von Stierwalds Tochter, als diese acht Jahre alt war. Sie konnte geheilt werden Sie sei damals auch unterstützt worden vom Verein krebskranker Kinder in Trier. „Ein Einkommen ist damals weggebrochen, dafür sind zusätzliche Kosten entstanden, alleine für die täglichen Besuche im Krankenhaus in Trier“, erinnert sie sich.

Die Hilfe, die sie damals erfahren hat, will sie heute mit ihrem Einsatz und dem Engagement ihrer Mitstreiter im Verein zurückgeben. Betroffene Familien erhalten vom Förderverein schwerstkranker Kinder Hunsrück ein halbes Jahr lang 400 Euro im Monat, so dass diese mehr Planungssicherheit haben.

Dann wird geschaut, ob sich der gesundheitliche Zustand des erkrankten Kindes und die finanzielle Situation der Familie verbessert hat. „Wir überlegen, ob die Hilfe weiterlaufen muss oder ob die Familie alleine parat kommt.“  2020 konnte der Verein 26.341 Euro an betroffene Familien auszahlen. Doch gerade im 20. Jahr seiner Existenz fließen die Spendengelder, mit deren Hilfe die Familien unterstützt werden, nicht mehr so reichlich wie bisher. In diesem Jahr hat der Verein lediglich 10.916 Euro an Einnahmen verbuchen können, jedoch mit Hilfe von Rücklagen als finanziellem Puffer 38.066 Euro ausgezahlt. Doch die Reserven sind bald aufgebraucht, sagt sie. Warum sind die Einnahmen so rückläufig?

Hier spielen die Amokfahrt in Trier und die Hochwasserkatastrophe in Eifel und Ahrtal eine Rolle, sagt Stierwald. Viele Menschen, die bisher an andere Hilfsorganisationen gespendet haben, unterstützen derzeit die Opfer dieser beiden aktuellen Unglücke. „Das ist richtig und wichtig, dass man diesen betroffenen Menschen finanziell hilft, aber die Leute können nur einmal spenden“, sagt Stierwald. Des Weiteren spielt auch die Corona-Pandemie eine Rolle für den Rückgang. Wer deshalb beispielsweise in Kurzarbeit geraten ist, habe keine Reserven mehr, um zu spenden. Ähnliches gilt auch für Firmen, die den Verein in der Vergangenheit unterstützt hatten, jetzt aber selbst durch die Corona-Pandemie in eine schwierige finanzielle Situation gekommen sind.

Ein weiterer Einnahmerückgang resultiert daraus, dass der 160 Mitglieder starke Verein keine Gelder aus Festen und Veranstaltungen akquirieren konnte wie in den Vorjahren. „Wenn die Einnahmen so niedrig bleiben, müssen wir 2022 die Hilfen reduzieren“, sagt Stierwald. „Doch ich habe die Hoffnung, dass sich das Spendenaufkommen wieder normalisiert.“

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