Hunsrücker Investoren haben große Pläne für Erbeskopf

Erbeskopf · Investoren aus Gräfendhron wollen den Wintersportbetrieb am Erbeskopf übernehmen und aufmöbeln. Sie wollen eine Gaststätte und kleine Häuser zum Übernachten bauen, die Waldgaststätte sanieren und den Lift verlängern. Der Zweckverband Erbes kopf hat die Pläne teils überschwänglich begrüßt.

 So könnte die neue Gaststätte am Erbeskopf aussehen, wenn es nach den Plänen der Investoren geht. Foto: Achim Züscher

So könnte die neue Gaststätte am Erbeskopf aussehen, wenn es nach den Plänen der Investoren geht. Foto: Achim Züscher

Erbeskopf. Achim und Thomas Züscher aus Gräfendhron haben Großes am Erbeskopf vor. Zwei Punkte ihrer langen Liste von Ideen sind der Bau einer Gaststätte in Form eines Rundstammhauses auf dem ehemaligen Hubschrauberlandeplatz und die Verlängerung des Lifts bis zu diesem Holzhaus.
Beim Zweckverband Wintersport-, Natur- und Umweltbildungsstätte Erbeskopf haben die beiden mit ihren Vorstellungen offene Türen eingerannt. Die Kommentare in der Verbandssitzung klangen teilweise euphorisch. Verbandsvorsteher Hans-Dieter Dellwo verglich die Präsentation mit einer Bescherung zum Nikolaustag. Landrat Gregor Eibes sagte, er hätte sich nie träumen lassen, dass einheimische Investoren so viel Geld in die Hand nehmen würden, um am Erbeskopf etwas zu entwickeln. Er sprach von einer idealen Lösung.
Die Familie Züscher kennt den Erbeskopf, und der Zweckverband kennt die Familie, denn sie betreibt die Sommerrodelbahn am Erbeskopf. Investitionssummen nannten die Züscher-Brüder, die von einem stillen Investor aus der Eifel, der Familie Vietoris aus Lissendorf, unterstützt werden, keine. Dafür gab es den Hinweis, man habe jahrzehntelange unternehmerische Erfahrung und kein Interesse, eine Bauruine zu hinterlassen.
Die Investorengruppe will neben der 26 mal 26 Meter großen neuen Gaststätte die alte, leer stehende Waldgaststätte sanieren. Dort sollen eine Skischule, ein Skiverleih und ein Kassenhäuschen untergebracht werden. Die Züschers planen, einen Wohnmobilstellplatz einzurichten sowie zehn kleine Rundstammhäuser mit je acht Übernachtungsplätzen zu bauen und zu vermieten. Ergänzt werden soll das Ganze durch einen Spielplatz direkt am neuen Gasthaus sowie einen Gemeinschaftsgrillplatz.
Die Züschers wollen den Skibetrieb am Erbeskopf, der noch in Händen des Zweckverbands liegt, übernehmen. Ihrer Meinung nach müsste dort dringend investiert werden und zwar in eine neue Flutlichtanlage, neue Schneekanonen samt Hochdruckpumpe, eine neue Pistenraupe und Rettungsgerät sowie in die Wartung der Liftanlage.
Weitere Attraktionen könnten sich die Gräfendhroner in etwas fernerer Zukunft vorstellen, beispielsweise einen Indoor-Spielplatz.
Doch die Investoren in spe stellten auch klar: "Wir machen es nicht wie am Nürburgring. Wir gehen Schritt für Schritt vor und fangen erst mal mit dem Gasthaus an." Für ihre Pläne brauchen die Gräfendhroner neben der Unterstützung des Zweckverbands auch die Zustimmung des Forsts. Die schien an diesem Abend gewiss. Forstdirektor Hans-Jürgen Wagner, Leiter des Forstamts in Dhronecken, sagte: "Seit 26 Jahren begleite ich die Entwicklung des Erbeskopfs mit all ihren Höhen und Tiefen. Das hier ist das erste Mal, dass etwas Zukunftsweisendes von Bedeutung vorgestellt wird." Der Zweckverband begrüßte das Vorhaben in der dargestellten Form einstimmig. Er forderte die Investoren auf, die genauere Planung mit dem Zweckverband abzustimmen und bald eine Bauvoranfrage zu stellen. Denn die Zeit ist knapp. Die Investoren kündigten an, dass die Bäume für das Rundstammhaus am 15. März geschlagen werden sollen. maiMeinung

Mutige Pläne mit Fragezeichen
Es gehört jede Menge Mut dazu, den Wintersportbetrieb am Erbeskopf übernehmen und auf Vordermann bringen zu wollen sowie das Angebot mit einer Gaststätte und Übernachtungsmöglichkeiten zu ergänzen. Hut ab vor den Investoren! Für die Kommunen des Erbeskopf-Zweckverbands, die aufgrund klammer Kassen in einer Sackgasse gesteckt haben, ist das ein Segen. Vorausgesetzt, sie wollen tatsächlich den Wintersport, den der Verband im ausführlichen Namen führt, intensivieren, was angesichts von Energieknappheit und Klimaerwärmung sicherlich nicht die umweltfreundlichste Alternative ist. Doch jenseits solcher Grundsatzdebatten, die für die Verantwortlichen kein Thema sind, sollten die Investoren ihre Vorschläge in architektonischer Hinsicht überdenken. Am Erbeskopf steht das Hunsrückhaus, ein moderner, eleganter Bau, der aus einem Architekturwettbewerb hervorgegangen ist. Die Rundstammhäuser, die ursprünglich aus Kanada stammen und sehr massiv wirken, bilden einen bedenklichen Kontrast. m.maier@volksfreund.de

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