Hunsrücker rüsten sich für den Notfall

Thalfang/Lückenburg · Wenn das Herz nicht mehr richtig schlägt, können wenige Minuten über Leben und Tod entscheiden. Gut, wenn dann ein Defibrillator greifbar ist. Noch besser, wenn es auch Menschen gibt, die sich nicht scheuen, ein solches Gerät einzusetzen. In der Verbandsgemeinde Thalfang geht die Initiative zur "Herzsicherheit" von der 100-Seelen-Gemeinde Lückenburg aus.

Thalfang/Lückenburg. In der kleinen Gemeinde Lückenburg sind die Bürger gut gerüstet für den Notfall, wenn bei einem Patienten, das Herz nicht mehr so schlägt wie es soll. Das Projekt "Bürgerherz" wurde 2011 ins Leben gerufen und wird seitdem immer weiter entwickelt. Das neueste Vorhaben, bei dem jetzt auch die Verbandsgemeinde Thalfang federführend ist, sind Schulungen von Bürgern. Beim Kunsthandwerkermarkt am 20. Juli in Thalfang soll die Bevölkerung sensibilisiert und ausgebildet werden. Eine weitere Schulung ist beim Gesundheitstag im Oktober geplant.
Rainer Roth ist der Mann, der hinter dem Projekt steht. Er ist examinierter Krankenpfleger und hat sich bei der Bundeswehr zum Flugrettungssanitäter ausbilden lassen. Jetzt ist er im Ruhestand, hat sich aber noch keineswegs zur Ruhe gesetzt.
Vor drei Jahren hat er sich als Bürgermeister der kleinen Gemeinde Lückenburg beim Wettbewerb der Initiative "Bürgerherz" beworben. Ausgeschrieben war dieser vom Gemeinde- und Städtebund. Lückenburg konnte sich gegen rund 500 andere Gemeinden durchsetzen und gewann den Hauptpreis. Dabei ging es um Laien-Defibrillatoren im Wert von etwa 33 000 Euro. Roth hatte die Jury überzeugen können, dass es ausreichend Bürger gibt, die sich ausbilden lassen und sich um Wartung und Pflege der Geräte kümmern.
Mittlerweile gibt es sieben Defibrillatoren in der Verbandsgemeinde Thalfang, die auf mehrere Standorte verteilt sind. Einer befindet sich in Thalfang bei der Verbandsgemeindeverwaltung, ein weiterer am Schulzentrum in räumlicher Nähe zur Kindertagesstätte, dem Altenheim und dem Sportplatz. Zwei Geräte gibt es in Lückenburg, dazu je eins in Burtscheid, Neunkirchen und Talling. Zusätzlich steht Roth ein Trainingsgerät für Ausbildungszwecke zur Verfügung.
"Der Laie kann nichts verkehrt machen", versichert Roth. Bilder aus dem Fernsehen, bei denen der Patient bei Gebrauch eines Defibrillators, kurz Defi genannt, hochschnellt, verweist der ehemalige Krankenpfleger ins Reich der Fabel.
Das Gerät prüfe die Herzfrequenz des Patienten. Wenn nötig, sende es Stromstöße aus. Oder aber eine Stimme gibt dem Ersthelfer genaue Anweisungen, was zu tun ist. Beispielsweise eine Herz-Druckmassage. Es ist alles genau beschrieben. "Man macht nur etwas falsch, wenn man nichts tut", sagt Roth.
Dennoch will der Ortsbürgermeister dafür sorgen, dass möglichst viele Menschen mit dem Gerät vertraut sind. Und dabei hat er die Unterstützung von Verbandsgemeindebürgermeister Marc Hüllenkremer. Bereits ausgebildet sind Mitarbeiter der Verbandsgemeindeverwaltung. Patrick Kocab wartet das Gerät und sorgt dafür, dass es jederzeit einsatzbereit ist. Auch die Feuerwehren der VG wissen, was im Notfall zu tun ist. Roth übernimmt all diese Schulungen ehrenamtlich, betont Hüllenkremer.
Bisher wurde erst einmal ein Gerät an einen Einsatzort geholt. Allerdings war dann gleich auch ein First Responder vor Ort, sodass bisher noch keiner der Defibrillatoren im Ernstfall wirklich genutzt wurde.Extra

Die Initiative Bürgerherz möchte das Bewusstsein der Bevölkerung für die Gefahr eines plötzlichen Herztods als Todesursache Nummer eins in Deutschland schärfen. Meist geht dem plötzlichen Herztod ein Kammerflimmern voraus, das Herz versorgt den Körper nicht mehr ausreichend. Ein solches Kammerflimmern kann nur durch einen elektrischen Impuls, wie eben von einem Defibrillator gestoppt werden. Mit einem Laiendefibrillator zusammen mit einer Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW) können auch Laien effektiv helfen und den plötzlichen Herztod verhindern. Das Gerät analysiert automatisch den Herzrhythmus und gibt einen Impuls nur dann frei, wenn dieser auch für ein Überleben notwendig ist. noj

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