"Ich bin dadurch nicht dümmer geworden"

Wittlich · "Rentner im Unruhestand" nennt Uli Marmann sich selbst. Sein größtes Hobby ist seine Arbeit als Wanderwart im Eifelverein. Nun hat er eine Ausbildung zum zertifizierten Wanderführer abgeschlossen. Wenn er per pedes unterwegs ist, freut er sich am meisten an der Natur und über die Menschen, mit denen er unterwegs ist.

 Uli Marmann. TV-Foto: Klaus Kimmling

Uli Marmann. TV-Foto: Klaus Kimmling

Foto: Klaus Kimmling (m_wil )

Wittlich. Uli Marmann lebt für das Wandern. Unser Redaktionsmitglied Adrian Froschauer hat sich mit ihm über seine Ausbildung zum zertifizierten Wanderführer unterhalten.Herr Marmann, könnten Sie kurz erklären, was ein Wanderwart im Eifelverein überhaupt tut?Uli Marmann: In erster Linie stelle ich den Wanderplan des Vereins auf, lege Strecken fest, organisiere Wanderführer. Ich führe aber auch selbst Wanderungen; ich kann ja nicht nur zuschauen, ich muss auch mal was schaffen!Und was ist jetzt der Unterschied zum "zertifizierten Natur- und Landschaftsführer Eifel"?Marmann: Wanderwart kann prinzipiell jeder werden, aber als zertifizierter Wanderführer hat man eine Ausbildung mit Prüfung abgeschlossen. Während des Lehrgangs erklärte zum Beispiel ein Geologe die Entstehung der Eifel; es ging aber auch um Pflanzenkunde, historische Baustile, Didaktik, Marketing und andere organisatorische Dinge. Man kann also sagen: Ich bin dadurch nicht dümmer geworden. Außerdem ist es einfach gute Werbung für den Verein, wenn die Leute an einem offiziellen Titel direkt erkennen, dass der Wanderwart Ahnung hat.Aber haben Sie als "alter Hase" überhaupt noch etwas Neues gelernt, werden Sie jetzt irgendetwas anders machen?Marmann: Jeder Wanderführer hat einen eigenen Stil, wie er mit den Menschen umgeht. Den habe ich mir über Jahre erarbeitet, den werfe ich nicht über Bord. Aber viele Details und Feinheiten sind mir jetzt bewusster. Außerdem werde ich in Zukunft bei meinen Führungen mehr auf die Natur, auf Pflanzen und Bodenformationen eingehen. Meine Sinne wurden geschärft für das Beobachten, das ja auch ein Teil des Wanderns ist. Es gab auch praktische Übungen im Freien mit Karte und Kompass. Das letzte Mal hatte ich vor 50 Jahren bei der Bundeswehr einen Kompass in der Hand. Heutzutage benutzt man eigentlich das Internet zur Planung von Wanderungen und GPS-Navigationssysteme zur Orientierung. Aber auch diese "klassischen" Fähigkeiten können hilfreich sein.Wird heute mehr oder weniger gewandert als zum Beispiel vor 20 Jahren?Marmann: Das Interesse am Wandern ist gestiegen, würde ich sagen. Es gibt immer mehr klassifizierte und prämierte Wanderwege. Auch unter jungen Leuten ist es wieder "in", die Natur zu entdecken. Aber was nachgelassen hat, ist das Interesse am Wandern im Verein. Natürlich muss man zum Wandern nicht Mitglied in einem Verein sein, aber es hat durchaus Vorteile.Zum Beispiel?Marmann: Am wichtigsten finde ich dabei den sozialen Aspekt. Man ist einfach nicht alleine unterwegs, sondern lernt immer neue Leute kennen. Das ist gerade für Senioren ein Anreiz. Außerdem gibt es gemeinsame Busfahrten in entferntere Wandergegenden, die man vielleicht noch nicht kennt, damit man nicht immer in derselben Ecke unterwegs ist. Die Busse sind bei uns auch immer voll.Was reizt Sie so am Wandern und speziell an der Eifel?Marmann: Am Wandern reizen mich eindeutig die Menschen und die Natur - der sportliche Aspekt ist mir persönlich nicht so wichtig. Und die Eifel ist für mich einfach Heimat. Ich muss nicht in der Weltgeschichte rumsausen, wenn ich mitten in einer der schönsten Wandergegenden Deutschlands lebe.Haben Sie einen Lieblingswanderweg, den Sie unseren Lesern empfehlen können?Marmann: Der schönste Wanderweg der Welt ist und bleibt der Lieserpfad - und der Meinung war ich schon, bevor Manuel Andrack das geschrieben hat. Den bin ich schon als Kind entlanggelaufen, und bis heute hat mich kein anderer so beeindruckt. ianExtra

Die Ausbildung zum zertifizierten Natur- und Landschaftsführer Eifel besteht aus einem neuntägigen Lehrgang, an dem Wanderführer aus ganz Deutschland teilnehmen. Experten aus den unterschiedlichsten Bereichen referieren über Natur und Kultur der Region, über Kommunikation und Führungsdidaktik und über Recht und Marketing. Zuletzt absolvieren die Teilnehmer eine Prüfung, in der sie einen Wanderungsplan ausarbeiten, einen freien Vortrag während einer Wanderung halten und theoretische Fragen beantworten. Die Teilnahme am Lehrgang kostet 545 Euro, die teilweise vom Verein übernommen werden. ianExtra

Der Eifelverein ist mit derzeit etwa 28 000 Mitgliedern einer der größten Wandervereine innerhalb des Deutschen Wanderverbands. Der Verein organisiert Wanderungen und bildet Wanderführer aus, engagiert sich aber auch für Natur- und Denkmalschutz sowie Jugendarbeit. Die Ortsgruppe Wittlich besteht bereits seit Gründung des Vereins im Jahr 1888. Sie war es auch, die den Lieserpfad von Wittlich nach Manderscheid einrichtete, der bis heute einer der beliebtesten Wanderwege der Region ist. ian

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