"Ich bin ein Holzwurm"

Mülheim · Eigentlich wollte er Lehrer werden. Doch dass er dann doch den Schreinerbetrieb seines Vaters in Mülheim übernommen hat, hat Artur Luxemburger nie bereut. Inzwischen hat der 72-Jährige den Goldenen Meisterbrief erhalten.

 Holz fesselt Artur Luxemburger auch noch nach seinem aktiven Arbeitsleben als Schreiner. Der 72-Jährige aus Mülheim hat in diesem Jahr den Goldenen Meisterbrief erhalten. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Holz fesselt Artur Luxemburger auch noch nach seinem aktiven Arbeitsleben als Schreiner. Der 72-Jährige aus Mülheim hat in diesem Jahr den Goldenen Meisterbrief erhalten. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Foto: Mechthild Schneiders

Holz zieht ihn noch heute magisch an. Dabei hat Artur Luxemburger vor sechs Jahren seinen Betrieb in Mülheim an Sohn Frank weitergegeben. Doch der 72-Jährige geht gerne durch die Werkstatt, bewundert die modernen Maschinen, besonders die CNC-Anlage. Und schwärmt von der präzisen und vielfältigen Arbeit des Geräts, das sägt, fräst, bohrt. "Für diese Lochreihe hätten wir früher Stunden gebraucht", sagt Luxemburger und zeigt auf die gleichmäßig angeordneten Löcher in einer Seitenwand eines Küchenschranks, in die beim Zusammenbau die Stifte für Regalbretter gesteckt werden.

Urgroßvater hobelte in der Küche

Möbel hat Luxemburger senior nicht hergestellt in seinen 39 aktiven Jahren als Schreinermeister. "Wir hatten die Maschinen nicht und auch kaum Aufträge." Er hatte sich auf die Bauschreinerei verlegt, stellte Fenster, Türen, Böden her - wie schon sein Vater vor ihm. Eine Familientradition, hatte doch der Urgroßvater das Unternehmen gegründet - in seiner Küche.

Dabei war es gar nicht sein Wunsch, als Schreiner zu arbeiten, sagt Artur Luxemburger, wohl aber, mit Holz zu arbeiten. "Ich bin ein Holzwurm!"

Seine Lehre machte Luxemburger von 1957 bis 1960. "Ich war mit 17 Jahren Geselle - das war recht früh." Nach drei Jahren Meisterschule erhielt Luxemburger vor 50 Jahren den Meisterbrief - da war er gerade einmal 22 Jahre alt. "Ich war einer der Jüngsten damals." Sein Meisterstück, eine Anrichte aus Nussbaum, steht auf dem Speicher. Wie sein beruflicher Werdegang nach der Ausbildung aussehen sollte, war ihm klar: "Ich wollte nach meiner Meisterprüfung Berufsschullehrer werden", sagt Luxemburger. Das sei damals nach wenigen Jahren möglich gewesen. "Doch dann wurde mein Vater schwer krank und ich musste den Betrieb übernehmen."

1966 war das. Anfangs habe er viel repariert. "Wenn etwa ein Fenster faul war, haben wir den beschädigten Teil erneuert. Da kam nichts bei rum." Daher hatte die Familie bis Mitte der 1970er Weinberge und Landwirtschaft mit Kühen, Schweinen und Hühnern. "Wir haben den Pritschenwagen zum Heu fahren und Kartoffel legen genutzt", sagt Luxemburger. Und er habe die Trauben auf seinem Motorroller gefahren.

"Das war eine schlechte Zeit, wir hatten kein Geld." Und doch habe seine Frau, die die Büroarbeit übernahm, gespart, damit sie, der Sohn und die Tochter einmal im Jahr in Urlaub fahren konnten. "Das bereue ich bis heute nicht. Wir waren oft im Allgäu, das war wunderschön." Erst als in den 1970er Jahren der Bauboom die Mosel erreichte, sei die Auftrags- und die finanzielle Lage besser geworden. Doch die Werkstatt war immer noch klein, die Maschinen veraltet.

Bis Luxemburger 1999 den Betrieb an seinen Sohn übergab, wo er noch fünf Jahre arbeitete. 15 junge Menschen hatte er in dieser Zeit ausgebildet. "Ich war immer im Innungsvorstand, 30 Jahre lang, und habe sechs Obermeister verbraucht", sagt er und grinst. Für die Arbeitsproben der Lehrlinge habe immer ein Mitglied nach Wittlich ins Gefängnis zu den Auszubildenden fahren müssen. "Das war fast immer ich." 15 Jahre war er zudem im Ausschuss, der die Gesellen prüft.

Zu seiner Zeit als Meister sagt er heute im Rückblick: "Ich habe vor allem gerne mit den jungen Leuten gearbeitet." Auch sein Sohn hat bei ihm gelernt. "Er wollte, wenn er den Betrieb übernimmt, vergrößern." Sonst hätte er das nicht gemacht. Und so baute der Junior 2000 eine rund 350 Quadratmeter große Werkstatt und rüstete sie mit dem neuesten Stand der Technik aus. 2010 erweiterte Luxemburger junior seine Produktionsstätte, anschließend richtete er einen Showroom ein. Heute habe er sein zweites Standbein in Luxemburg. Fünf Jahre arbeitet Luxemburger noch in der Firma seines Sohnes.

Ein Höhepunkt seines Schaffens sind wohl die Arbeiten im Denkmalschutz. So restaurierte Luxemburger in den 1990er Jahren im Schloss Monaise in Trier Innenfensterläden und Treppengeländer. Und für die Kapelle im Schloss Malberg bei Kyllburg (Eifelkreis Bitburg-Prüm) renovierte er Türen und Treppenhaus und baute eine Küche ein."Holz ist lebendig!"


Sein Handwerk habe ihm immer Spaß gemacht, sagt Luxemburger. Vor allem die Arbeit mit dem Holz. "Das ist ein tolles Material." Selbst wenn man einen 300 Jahre alten Balken säge, arbeite das Material, weil sich die Spannung in ihm ändere. "Holz ist lebendig!"

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