"Ich fackel' die Bude ab"

Trier/Wittlich · Bedrohung, gefährliche Körperverletzung, versuchte schwere Brandstiftung: Wegen dieser Vorwürfe muss sich ein 30-jähriger Mann aus dem Raum Wittlich seit Mitte April vor dem Landgericht Trier verantworten. Jetzt hat die Schwiegermutter ausgesagt. Sie habe ihn davon abhalten wollen, das Haus in Brand zu stecken, sagte die 70-Jährige vor Gericht.

Trier/Wittlich. "Ich habe ihn festgehalten und ihm immer wieder gesagt ‚Du kannst doch deinem Kind das Zuhause nicht nehmen\', aber das war ihm egal." Bei ihrer Zeugenaussage vor dem Trierer Landgericht ist die 70-Jährige noch immer aufgebracht über die Geschehnisse, die sich im November 2012 in ihrem Haus ereignet haben. Der Angeklagte soll versucht haben, das Gebäude mit Benzin in Brand zu stecken.
Unter anderem wegen dieses Vorwurfs steht der Mann seit Mitte April vor Gericht (der TV berichtete). Beim ersten Verhandlungstag hat er ausgesagt, er habe nie die Absicht gehabt, das Haus wirklich in Brand zu stecken. Er hat aber zugegeben, dass er den Treibstoff in der Wohnung verteilt hat. Dort wohnte er mit der Tochter der Rentnerin und dem gemeinsamen zweijährigen Kind im oberen Stock. Die Frau selbst lebte im Erdgeschoss des Hauses.
Zur Eskalation soll es eines Morgens nach einem Streit gekommen sein: Der Angeklagte soll seine Freundin geschlagen und Gegenstände nach ihr geworfen haben. Sie flüchtete nach draußen und ins Auto der Mutter, die gerade angefahren kam. Er soll zunächst gegen die Beifahrertür getreten haben und sie dann mit dem Auto seiner Freundin verfolgt haben, obwohl er selbst keinen Führerschein besitzt.
Erst kurz vor ihrem Wagen soll er zum Stehen gekommen sein. "Wir hatten Angst. Das Kind saß ja auch bei uns im Auto", erzählt die Rentnerin. Er habe dann zu ihrer Tochter gesagt: "Jetzt fackel\' ich die Bude ab, du hast es ja so gewollt."
Daraufhin habe er sich wieder hinters Steuer gesetzt, sei zum Haus zurückgefahren und habe über einen Blumenkübel hinweg das Auto an die Wand gesetzt. Dann sei er ins Haus gegangen und habe angefangen, Treibstoff in der Wohnung auszuschütten.
"Ich habe zu meiner Tochter gesagt, das lass ich nicht zu, dass der unser Haus abfackelt", erzählt die 70-Jährige. Sie sei dann hineingegangen und dem Angeklagten ins Schlafzimmer gefolgt, während er den Kanister in der Hand gehalten und Benzin verschüttet haben soll. Dabei sei er aufgebracht gewesen und habe gesagt: "Das hat sie sich selbst zuzuschreiben." Sie habe immer wieder versucht, auf ihn einzureden und ihn festzuhalten, aber er habe noch einen zweiten Kanister aus dem Keller geholt. Aber dann sei die Polizei gekommen, die ihre Tochter inzwischen verständigt hatte, und habe ihn festgenommen. Ob er einen Schlüsselbund oder ein Feuerzeug in der Hand gehabt habe, kann die 70-Jährige vor Gericht nicht mehr sagen. Die Beamten fanden ein funktionstüchtiges Feuerzeug in seiner Hosentasche.
Es ist nicht der einzige Vorwurf, der im Raum steht: Der Mann soll eine Keramikkugel aus dem Fenster nach seiner Freundin geworfen haben. Auch das hat der 30-Jährige bestritten, der zurzeit in Untersuchungshaft sitzt. Hinter Gittern hatte sich das Paar einst kennengelernt: Er hat mehrere Vorstrafen und insgesamt neun Jahre Haft verbüßt. Sie arbeitete als Justizvollzugsbeamtin. Als die Situation schlimmer wurde, habe sie oft zu ihrer Tochter gesagt, sie solle ihn hinauswerfen, erzählt die Rentnerin. Aber diese habe gesagt, das könne sie nicht. Später hätte sie erklärt, er habe ihr mit den Worten gedroht: "Dann nehm ich dir das Liebste, was du hast."
Der Prozess wird am Freitag, 7. Juni, fortgesetzt: Die Richter hören weitere Zeugen sowie die psychiatrische Sachverständige an.

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