"Ich wollte Friseuse werden"

BRUCH. " Mir wurde damals zum ersten Mal klar, dass es etwas Besonderes ist, Priester zu werden oder ins Kloster zu gehen. Heiraten kann ja jeder." Diese Einsicht gewann Clementine Weber als siebenjähriges Mädchen im Religionsunterricht. "Mir wurde damals zum ersten Mal klar, dass es etwas Besonderes ist, Priester zu werden oder ins Kloster zu gehen." Mit 25 Jahren legte sie dann ihr erstes Gelübte ab. Am Samstag feiert die Gemeinde mit einem Dankamt das 50. Jubiläum ihrer Profess.

1930 kam Clementine Weber als viertes von acht Kindern in Bruch zur Welt. Abgesehen von den frühen Einsichten im Religionsunterricht und der Tatsache, dass die Schwester der Mutter und drei Cousinen den Weg ins Kloster gewählt hatten, deutete im jungen Leben von Clementine Weber zunächst nichts auf eine Vita als Ordensfrau. 1945, nach dem Abschluss der Volksschule, hatte das junge Mädchen einen allzu weltlichen Berufswunsch: "Ich wollte Friseuse werden. Meine Mutter hat das aber nicht zugelassen, weil dadurch die Eitelkeit der Frauen gefördert werde." Eine Freundin entschied sich damals dafür, die Haushaltungsschule bei den "Schwestern unserer lieben Frau" in Engers bei Koblenz zu besuchen. Clementine schloss sich ihr an und lernte so neben Kochen und Putzen alles, was zur Hausarbeit dazugehört. Sehr viel Freude bereitete es ihr, anderen Menschen zu helfen, und so war es für sie kein Problem, sich hier und da um Patienten einer angeschlossenen orthopädischen Klinik zu kümmern. Einer von ihnen erzählte ihr, wie gut er im Krankenhaus von Dernbach behandelt worden war. Dort wirkten die Schwestern der Kongregation der "Armen Dienstmägde Jesu Christi": eine Gemeinschaft von Ordensschwestern, die 1851 gegründet wurde und heute ein Krankenhaus und zwei Altenheime in Dernbach unterhält. Angetan von dem Erfahrungsbericht des Patienten, bewarb sich die junge Frau bei der dortigen Krankenpflegeschule. Sie wurde angenommen und legte 1951 ihr Examen ab. Anschließend arbeitete sie als OP-Schwester in Essen. "Damals kam mir der Gedanke, dass ich diesen Beruf auch als Ordensschwester ausüben könnte." Eine innere Stimme bestärkte sie in ihrer Idee. "Diesen Schritt kannst du nicht alleine machen. Das ist eine Berufung. Ich frage mich manchmal selbst, warum mache ich jetzt dies und jenes so und so, aber es geht automatisch." 1952 trat sie als so genannte Postulantin ins Kloster ein, 1955 legte sie ihr erstes und 1960 ihr ewiges Gelübte ab - und das, obwohl sie schon erste Erfahrungen mit den weltlichen Verführungen gemacht hatte. "Man war ja ein junger Mensch, der geliebt und auch mal geküsst wurde." Dennoch entschied sie sich für das Kloster. "Du kriegst die Kraft dazu, der weltlichen Verführung zu widerstehen." Aber diese Kraft verspüren heutzutage anscheinend immer weniger junge Mädchen. Unter den meisten Jugendlichen gilt ein Leben im Kloster als unzeitgemäß. Das weiß auch die sympathische Dame, die keineswegs dem Klischee einer antiquierten und weltfremden Nonne entspricht. Ganz im Gegenteil. Schwester Ildefonsa macht einen ausgeglichenen und weltoffenen Eindruck. "Bereut habe ich den Schritt nie"

Viele Jahre hat sie mit Jugendlichen gearbeitet und stellt ganz wesentliche Veränderungen im Leben von jungen Menschen fest. "Die Ablenkungen durch Medien, Alltag, Beruf und Familie sind sehr groß. Da ist kein Platz mehr im Kopf, dann hörst du den heiligen Geist nicht mehr." Vor allem zum Gebet, das für die Ordensschwester auch ein stilles Gespräch mit Gott sein kann, bleibt immer weniger Zeit. "Wenn ich nicht mehr bete, kann ich nicht mehr hören, denn durch das Gebet bleibe ich mit Gott in Verbindung." Weil aber gerade diese Verbindung oft fehle, könnten viele Menschen nichts mehr mit Gott oder der Kirche anfangen und so auch nicht das Dasein einer Ordensfrau verstehen, sagt sie. In den ersten Jahren im Kloster habe sie oft darüber nachgedacht, ob sie den richtigen Weg eingeschlagen habe. Aber eines steht für sie fest: "Bereut habe ich den Schritt nie."

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