Idee der Pilgerherberge trifft auf Skepsis

Mit vielen Pro-Argumenten moderierte Klausens Ortsbürgermeister das Konzept für eine Pilgerherberge und Begegnungsstätte in der Eberhardsklause an. Er betonte aber auch, dass die Diskussion ergebnisoffen sei. Die Handvoll Zuhörer, die sich zu Wort meldete, äußerte sich kritisch zu dem Konzept.

Klausen. Bevor es in der Klausener Gemeinderatssitzung um Konzepte für die Nutzung der Eberhardsklause ging, hatten die rund 25 Zuhörer Gelegenheit, sich bei einem Rundgang ein Bild von dem verschachtelten Gebäude zu machen.

"Durch die Bauweise ist die Nutzung eingeschränkt", sagte Ortsbürgermeister Alois Meyer anschließend in der Sitzung. Eindringlich beschwor er die Anwesenden, Klausens Chancen zu nutzen: "Wir entscheiden heute, wie Klausen in 20 Jahren aussieht." Aktiv will er gegen Bevölkerungs- und Infrastrukturschwund vorgehen.

Alleinstellungsmerkmal und Chance: Wallfahrt



Chancen sieht Meyer im Alleinstellungsmarkmal Wallfahrtsort. 100 000 Pilger kommen jährlich nach Klausen. Auch touristisch habe Klausen viel zu bieten, nämlich das kulturhistorische Erbe wie Wallfahrtskirche und Klosterbibliothek, das Ferienhausgebiet beim Kloster und eine gute Anbindung an überregionale Rad-, Wander- und Pilgerwege.

Ratsmitglied und Architekt Heinz Maes stellte das Konzept für eine Pilgerherberge und Begegnungsstätte für Einheimische an Hand von Planskizzen vor. Das Ganze sei insbesondere für Jugendliche gedacht, aber auch für Seminare und Schulungen nutzbar, sagte er. Es handele sich um erste Überlegungen, noch kenne man die Kosten nicht. Es werde ergebnisoffen diskutiert, hieß es.

Die bei Bedarf abspeckbare Maximallösung von Maes beinhaltet die Aufstockung eines Gebäudeteils für Zimmer. Insgesamt könnten dann 100 Gäste untergebracht werden. Die Zimmer im Jugendherbergsstil sollen mit hochklappbaren Etagenbetten bestückt werden. Küche und Gaststätte der Eberhardsklause würden übernommen. Der Dorfladen könnte in den umgebauten Gebäudeteil einziehen.

Ein abgespecktes Konzept, das lediglich die notwendige Renovierung vorsieht, stellte Ratsmitglied Edmund Kohl vor. Er sprach sich dafür aus, ein Gemeindezentrum einzurichten und auf den Bau einer Gemeindehalle zu verzichten. Die Festhalle solle stattdessen verbessert werden. Auch Kohl sprach von vermietbaren Zimmern und sah Raum für den Dorfladen in der Eberhardsklause. Er bekam Applaus für seinen Vorschlag.

Zum Konzept Pilgerherberge hingegen äußerte sich eine Handvoll Zuhörer, darunter Gastronomen, skeptisch. Sie befürchten Konkurrenz zu den bestehenden Gastronomie- und Beherbergungsbetrieben. Zudem wurde der Bedarf an billigen Pilgerunterkünften und deren Rentabilität infrage gestellt.

Meyer vertagte die Diskussion auf die geplante Bürgerversammlung in der ersten Märzhälfte. Er rief die Bürger dazu auf, ihm ihre Ideen bis Ende Februar zukommen zu lassen. Die Ideen sollen im Rat diskutiert werden. Bis Ende März soll ein Konzept stehen, damit Fördermittel beantragt werden können. Meyer hofft, dass Klausen bis dahin Schwerpunktgemeinde Dorferneuerung ist. Er visiert auch Fördermittel aus dem zweiten Konjunkturpaket der Bundesregierung an.

Meinung

Hilfe von außen nicht scheuen

Es ist gut, dass sich Ortsbürgernmeister Alois Meyer und der Gemeinderat aktiv gegen eine negative Entwicklung Klausens stemmen. Der Dorfladen im Ort, der eine Grundversorgung mit Lebensmitteln gewährleistet, ist ein Beispiel dafür. Der Kauf der Eberhardsklause, mit dem die Leerstände im Ortskern reduziert werden sollen, ist ein anderes. Die Frage, wie es mit dem renovierungsbedürftigen Gebäude weitergeht, ist schwierig. Bürger bei der Diskussion darüber mit ins Boot zu nehmen, ist eine gute Idee. Aber es stellt sich die Frage, ob bei solch großen Investitionen nicht Fachleute von außen gehört werden sollten, die helfen können, Chancen einer Pilgerherberge oder anderer Ideen abzuschätzen. Vielleicht erübrigen sich große Lösungen aber auch, sobald Zahlen für Kosten und Förderung auf dem Tisch liegen. m.maier@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort