Ihr Arbeitsplatz hat 255 Pferdestärken

Miriam Schäffer ist die einzige Frau in der Region, die einen Holzvollernter, auch Harvester genannt, fährt. Manche Leute schauen erstaunt, wenn sie die gelernte Forstwirtin bei der Arbeit sehen; ihre Kollegen schätzen ihr Können. Seit Oktober 2009 ist die 26-Jährige als Fahrerin bei der Firma Raskop angestellt.

 Täglich acht Stunden im Wald: Miriam Schäffer arbeitet als Maschinenführerin auf einem Holzvollernter, der auch Harvester genannt wird. TV-Foto: Christina Bents

Täglich acht Stunden im Wald: Miriam Schäffer arbeitet als Maschinenführerin auf einem Holzvollernter, der auch Harvester genannt wird. TV-Foto: Christina Bents

Landscheid/Eckfeld. "Die Vorurteile und blöden Kommentare gehen bei mir links rein und rechts wieder raus", sagt Miriam Schäffer. Sie ist es gewohnt, dass die Leute überrascht sind, wenn sie sehen, dass sie einen Harvester fährt. Das ist eine ungefähr acht Meter lange Maschine mit einem zehn Meter langen Kran. Daran ist ein spezieller Greifer befestigt. Er kann Bäume packen, zersägen und sortieren - wenn er richtig bedient wird. Das passiert computergesteuert in der Kabine des Führerhauses. Und dort sitzt Miriam Schäffer.

"Die Maschine macht nichts von selbst. Bei allem, was sie tut, sind meine Finger im Spiel", sagt die gelernte Forstwirtin. Die 26-Jährige hat in ihrer Schulzeit ein Praktikum bei der Forstverwaltung Forst gemacht und dann die Ausbildung absolviert. Anschließend bildete sie sich sechs Monate weiter, um Harvester fahren zu können.

Das ist nicht einfach. Wenn man die Maschine, die Bäume wie Streichhölzer absägt, lenken will, muss man hoch konzentriert sein.

Unzählige Knöpfe sind sekundenschnell zu bedienen, damit die richtigen Bäume abgesägt werden. Zeitgleich muss der Fahrer die Holzqualität einschätzen und den Kran so einstellen, dass der Baum fällt, ohne dass jemand verletzt wird.

Die Kollegen schätzen das Können von Miriam Schäffer. Mario Fleger sagt: "Wir arbeiten gerne mit ihr zusammen. Sie hat ein gutes Gefühl für den Kran. Da fühlt man sich sicher, wenn man in der Nähe arbeitet".

Walter Raskop, Chef des Unternehmens vom Altenhof bei Landscheid, hatte im ersten Moment ein wenig gezögert, eine Frau einzustellen: "Aber dann habe ich überlegt, dass eine Frau genauso gut die Computersteuerung übernehmen kann wie ein Mann. Ich hatte nur Bedenken, dass sie nicht genug Kraft hat für kleinere Reparaturen. Doch das ist kein Problem." Miriam Schäffer kennt ihre Maschine: "Ich arbeite mit diesem Maschinentyp seit 2002. Mit dem kenne ich mich gut aus. Andere Harvester sind anders aufgebaut. Da kann man nicht einen Tag einen fahren, an einem anderen Tag einen anderen".

Acht Stunden fährt Schäffer bei jedem Wetter und in jeder Jahreszeit. Momentan arbeitet sie in Eckfeld Sturmschäden auf. Wenn sie frei hat, kümmert sich die aus Siegen stammende Frau am liebsten um ihr Islandpferd. Und im Urlaub macht es ihr auch nichts aus, mal keinen Wald zu sehen.

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