"Ihre Landsleute wandern so langsam"

MANDERSCHEID. (red) Bundespräsident Karl Carstens wanderte während seiner Amtszeit durch ganz Deutschland. Er erlangte viele Sympathien in der Bevölkerung mit seinen Touren zu Fuß durch deutsche Landschaften. 1983 besuchte Carstens die Eifel.

Im Frühjahr 1983 war es dann auch für die Eifel soweit: Am Morgen des 16. April rüsteten sich zwischen 2000 und 3000 Menschen für eine denkwürdige Wanderung durch die schöne Eifellandschaft von Daun über das Gemündener Maar, das Weinfelder Maar und das Schalkenmehrener Maar. Der kleine Luftkurort Manderscheid, damals noch nicht Stadt, sollte das Tagesziel sein. Der Bundespräsident führte die Wandergruppe an. Er wurde begleitet vom damaligen rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Bernhard Vogel, von Ministern, Bundestags- und Landtagsabgeordneten, Landräten, Bürgermeistern und vor allem von vielen Bewohnern aus den Kreisen Daun und Wittlich. Der Trierische Volksfreund berichtete am Montag, 18. April 1983, unter der Schlagzeile: "Bundespräsident wanderte bei ‚Kaiserwetter‘ - Sieben Stunden durch die Vulkaneifel ... Landschaft und Menschen zeigten sich von der Sonnenseite." Die Wandertour erstreckte sich über 28 Kilometer. "Manch einem ging dabei die Puste aus, und dem Vernehmen nach soll es hernach am Ziel etliche ‚Fußkranke‘ gegeben haben." Dem Bundespräsidenten, deutscher "Wanderer Nummer eins", machte das nichts aus, hatte er doch bis dahin mit seiner Frau bereits insgesamt 1500 Kilometer auf Schusters Rappen hinter sich gebracht. Und so ließ er auch am Start in Daun die Begrüßungsreden eher ungeduldig über sich ergehen mit der Bemerkung: "Wir wollen aber jetzt endlich ans Wandern denken."Auf Tuchfühlung mit dem Staatsmann

Unterwegs soll er gesagt haben: "Herr Bürgermeister, Ihre Landsleute wandern so langsam." Es war bestimmt nicht einfach, mit Karl Carstens Schritt zu halten, aber die Stimmung bei den ihn auf seinem Weg begleitenden Bürgern war bestens. Gut gelaunt wanderten sie mit ihrem Bundespräsidenten die Eifel-Etappe und kamen am späten Nachmittag mit ihm in Manderscheid an. Der damalige Bürgermeister Walter Densborn und der damalige Landrat Dr. Helmut Gestrich begrüßten den hohen Gast und übergaben ihm Einladungen für sozial Schwache und Jugendliche zu einem Aufenthalt in der Verbandsgemeinde Manderscheid und im Jugendzentrum des Kreises Bernkastel-Wittlich. Dem Bundespräsidenten hatte der Tag gefallen, und er bemerkte, dass er gerne beim Wandern den Kontakt zu den Menschen suche, der ansonsten nur schwer herzustellen sei. Viele, die mitgewandert waren, hatten ihn beim Wort genommen. Wer kann sich noch an die Wandertour des Bundespräsidenten von Daun nach Manderscheid erinnern? Wer ist mitgewandert und weiß davon zu berichten? Beiträge zu "Carstens in Manderscheid" bitte bis Donnerstag, 9. September, senden an den Trierischen Volksfreund, Wittlich, Fax 06571/972039, E-Mail: mosel@volksfreund.de

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