Ihre Sorgenpüppchen helfen

WITTLICH. Die Verkäufer verzichten gerne auf Stundenlohn. Sie bieten nicht einfach nur Kaffee, Krippen, Körbe & Co. an. Denn sie engagieren sich, damit die Menschen, die für unsere Konsumgesellschaft in der so genannten dritten Welt arbeiten, das unter menschenwürdigen, fairen Bedingungen tun können. Dafür gibt es seit 15 Jahren den "Eine Weltladen" in Wittlich.

Heute schon Kaffee oder Orangensaft getrunken? Vielleicht Schokolade genascht? All das ist für uns einfach ein Genuss. Und jeder weiß: Kaffee, Apfelsinen und Kakao, so etwas, das wächst nicht "bei uns". Wer denkt schon groß darüber nach, wer unter welchen Bedingungen für diese Produkte arbeiten musste? In Wittlich wird darüber nachgedacht und gehandelt.Rund 60 "freiwillige" Verkäufer

"Wir trinken Kaffee oder Saft literweise. Unser gedankenloser Konsum geht auf Kosten anderer. Doch die Produzenten in den armen Ländern könnten ein bisschen besser leben, wenn wir bewusster mit den Dingen umgehen", sagt Beate Laux. Sie ist eine der rund 60 "freiwilligen" Verkäufer, plus denen, die sich um Buchhaltung oder Bestellungen kümmern, und so das Projekt "Eine Weltladen" mit Leben erfüllen. Sie sehen sich nicht als "Weltverbesserer". Man kann bei ihnen einfach einkaufen, ohne ihre spezielle Geschäfts-Philosophie kennen zu müssen. Aber die Aktiven im "Arbeitskreis eine Welt" leisten alle verlässlich freiwillig einen kleinen Beitrag für ein großes Projekt. Den Eine Weltladen haben damals 17 Menschen möglich gemacht, die sich mit entwicklungspolitischen Fragen beschäftigten. Sie öffneten das Geschäft, um Lebensmittel oder Kunsthandwerk anzubieten. Wer die Waren kauft, hilft, das Leben derer zu erleichtern, die sie in der so genannten dritten Welt hergestellt haben. Denn die Produkte sind "fair gehandelt". Das heißt, sie werden in den Herkunftsländern zum Beispiel bei den Kleinbauern zu gerechten Preisen eingekauft. Beim Kaffee etwa wird ein von Weltmarktspekulationen unabhängiger Mindestpreis garantiert. Der Zwischenhandel wird ausgeschaltet, eine langfristige Abnahme ist Ziel. Ein kleiner "Markt" für fair gehandelte Waren ist der Wittlicher Laden, der erst in der Oberen Kordel war, dann in die Kirchstraße und jetzt in die Neustraße zu finden ist. Werner Bühler sagt: "Im Durchschnitt konnten wir in der Vergangenheit zwischen 3000 bis 6000 Euro im Jahr erwirtschaften. Unser Hauptziel ist, regelmäßige Absatzmöglichkeiten zu sichern." So kann auch ein Klassiker des Angebots, wie die Sorgenpüppchen, tatsächlich helfen. Dem, der an sie glaubt vielleicht, und dem, der sie "gebastelt" hat, auf jeden Fall. Manche Produkte sind "Renner", wie die Taschen aus wiederverwerteten Saftpäckchen. Beate Laux sagt: "Wenn man ein bisschen nachdenkt, nicht alles kritiklos hinnimmt, sein Geld nicht gedankenlos ausgibt, kann man etwas bewirken. Die Mühle mahlt langsam, aber sie mahlt. Und den Kunden gefällt unser Sortiment." Der "Eine Weltladen" vom Verein Arbeitskreis eine Welt feierte gestern mit kleinem Empfang "Geburtstag". Öffnungszeiten: Montag bis Freitag: 9.30 bis 12 Uhr, 15 bis 17.30 Uhr, Samstag 9.30 bis 12.30 Uhr.

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