Im alten Tanzsaal geht's noch heute rund

Traben-Trarbach · Im Tanzsaal des ehemaligen Hotels Brauneberg in der Trarbacher Moselstraße 2 befindet sich das einzige Fahrradmuseum der Region. Seit der Eröffnung im September 2008 ist die Zahl der Exponate von 25 auf stattliche 39 angewachsen. Im vergangenen Jahr begaben sich 1838 Besucher auf eine Zeitreise.

Traben-Trarbach. Viele Fahrradtouristen steuern die Stadt an, und so kam dem Bürgerverein Traben-Trarbach aktiv (TTA) unter Federführung seines ersten Vorsitzenden Helmut Pönnighaus 2008 der Gedanke, ein Fahrradmuseum einzurichten. Horst Rees, der das ehemalige Hotel Brauneberg ersteigert hatte und im Erdgeschoss ein Weinkontor betreibt, stellte dafür den früheren Tanzsaal im ersten Stock zur Verfügung. Und der erwies sich als fahrradtauglich: In dem schönen Raum mit seiner kleinen Bühne kommen die Räder besonders gut zur Geltung. Die Besucher behält Rees per Videoüberwachung im Auge, und er greift auch schon mal selbst zum Kehrblech, um den Saal besenrein zu halten.
"Überwiegend haben wir Tagestouristen", erzählt Rees, aber es melden sich auch Gruppen an, die Helmut Pönnighaus dann durch die Sammlung führt. Die Exponate sind Leihgaben von Vereinsmitgliedern und Bürgern - aus jeder Fahrradepoche wird ein typisches Exemplar präsentiert. "Die geschichtliche Aufarbeitung und die Darstellung, wie sich das Fahrrad entwickelt hat, waren uns am wichtigsten", sagt Horst Rees. Die Besucher bewundern das früheste Modell, den Nachbau eines Holzlaufrades nach Karl Drais und blicken zu den beiden Hochrädern, auf denen Mitte des 19. Jahrhunderts die Herren Hochachtung erheischen konnten. Sicherer im Sattel saß man hingegen auf dem 1876 gebauten Dreirad. "Eine selbstständige Kauffrau fuhr nach dem Krieg bis Kinheim und Reil auf ihrem Geschäftsrad und verkaufte Kapseln und Korken an ihre Kunden", weiß Horst Rees. Die Ware transportierte sie auf einem besonders stabilen Gepäckträger.
Kurios mutet das kettenlose Damenrad an, das sich mittels Kardanantrieb fortbewegte, und das "Spies-Rad" weckt bei den Bürgern viele Erinnerungen. Auf ihm fuhr der legendäre Gründer des benachbarten Mittelmosel-Museums, Ernst Willen Spies, bis zu seinem Tod 1975 durch die Stadt. Zahlreiche Geschichten ranken sich um die Exponate des Fahrradmuseums, das einen Besuch lohnt, wie auch der Blick ins Gästebuch zeigt. Die Besucher schwärmen von der "herrlichen Zeitreise", freuen sich über "super Raritäten in einem netten Ambiente", loben "Sachkunde und Enthusiasmus" und empfehlen das "tolle Museum für Jung und Alt".
Neben dem Gästebuch steht das Sparschwein, das auf Fütterung mit Spenden wartet. Die Auslagen können davon bestritten werden, und Horst Rees freut sich, dass 2012 ein Überschuss an TTA überwiesen wurde. Mit angestellten Kräften könnte er das Museum nicht führen, aber in Dita Baldes aus Trarbach hat er eine zuverlässige Aushilfe. GKB
Extra

Das Fahrradmuseum gehört zur Trarbacher Museumszeile mit dem benachbarten Mittelmosel-Museum im Barockhaus Böcking, dem Haus der Ikonen am Alten Stadtturm und dem Buddha-Haus am Bruno-Möhring-Platz. Der Eingang ist in der Moselstraße 2 (Weinkontor). Neben Rädern werden auch Hersteller-Schilder gezeigt und Fahrradlampen, die einst mit Karbid, Petroleum oder Kerzen leuchteten. Von Mai bis Ende Oktober ist das Fahrradmuseum dienstags bis freitags von 11 bis 13 Uhr und von 15 bis 18 Uhr geöffnet; samstags und sonntags von 11 bis 13 Uhr. Der Eintritt ist frei. Kontakt unter Telefon 06541/5905. GKB

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