Im Café Vielfalt fühlen sich alle wohl

Manderscheid · In Manderscheid treffen sich regelmäßig Menschen mit Migrationshintergrund aus Syrien, Ägypten, Somalia, Afghanistan, Pakistan, Armenien, Iran, Serbien und Eritrea. Sie fühlen sich angenommen.

 Sie fühlen sich im Café Vielfalt wohl. Foto: Klaus Schmitz

Sie fühlen sich im Café Vielfalt wohl. Foto: Klaus Schmitz

Foto: (m_wil )

Manderscheid (red) Dienstag, 16 Uhr. Das Café Vielfalt im alten Kindergarten in Manderscheid öffnet. Andrea Stark, Ursula Stölben, Helmut Hartmann und Hannelore Boll sind da. Es wird Kaffee und Tee zubereitet, eine Menge Süßes steht bereit. Das ist kurz nach Ende des Ramadan besonders wichtig. Bashar, Ahmad und Zaher, alle drei Syrer, alle knapp 20 Jahre alt, sind die ersten "fremden" Gäste.
"Willkommen Manderscheid für Neubürger" hatten Ute Förster (evangelischen Gemeinde Manderscheid), Diakon Andreas Baumeister (katholische Pfarrei St. Hubertus Manderscheid), Stadtbürgermeister Günter Krämer und Andrea Stark im November 2014 ihre Initiative benannt, als die Zuweisung erster Flüchtlinge in Manderscheid anstand. Bücherei (Kirchengemeinde) und alter Kindergarten (Gemeinde) wurden zur Verfügung gestellt. Immer dienstags öffnet seitdem hier das Café Vielfalt, der Treff aller an der Initiative Beteiligter.
Herzliche Begrüßung, Umarmung und gleich intensive Gespräche vor allem über Fußball, weil das für die drei Syrer aktuell ist: "Wir sind leider nur im Mittelfeld gelandet; ich will Meister werden und spiele deshalb in der nächsten Saison in Großlittgen". Zaher ist schon fast zwei Jahre in Deutschland, spricht gut Deutsch und übersetzt die aktuellen Probleme der Zwillinge Bashar und Ahmad: Neben einem Integrationskurs, in dem sie vor allem Deutsch lernen, nehmen sie beim Ausbildungszentrum (ÜAZ) in Wittlich an einem Kochkurs teil. Beide wollen eigentlich Krankenpfleger werden und danach vielleicht Arzt. Auch haben sie Probleme, täglich von ihrem Wohnort Bettenfeld nach Wittlich zu kommen. Deshalb wollen sie in die Kreisstadt umziehen.
Das Café füllt sich. Später kommt auch der Vater der Zwillinge. Man singt ihm in der Runde ein Ständchen zum 60. Geburtstag - zuerst in Deutsch und dann auf Arabisch. Schnell bilden sich in der Runde einzelne Gruppen. Die Teilnehmer des Sprachkurses rücken zu dem pensionierten Grundschullehrer Helmut Hartmann. Nach dem Tod von Ute Förster ist er als Unterstützung der Manderscheider VHS-Kurse noch allein mit seinem Sprach-Angebot.
Ursula Stölben steht bei vielen im Mittelpunkt. "Mir ging es von Anfang an um die ersten Schritte mit der neuen Sprache. Das setzt sich bei meinen Spaziergängen durch Manderscheid bei den vielen Begegnungen fort."
Annette Neeb von der Flüchtlings- und Verfahrensberatung der Caritas ist erst zum zweiten Mal in der Runde. Bei Familie Mahmoud steht ein Umzug von Niedermanderscheid nach Wittlich an. Sie suchen bei ihr Hilfe - von den Umzugskisten bis zum Fahrzeug, von der Übernahme der Kosten bis zu den Meldeformalitäten.
Hannelore Boll, ehemalige Lehrerin der Realschule plus in Manderscheid, mit vielen persönlichen Verbindungen zu den Gruppen und Vereinen in Manderscheid, ist auch eine gefragte Frau. Sie erzählt von den Integrations-Erfolgen seit dem Start des Cafés. Beispielsweise von dem Ägypter, der heute nicht mehr Mieter, sondern "zweiter Sohn" in seiner Mieter-Familie ist oder dem Syrer, der sich bei einem Elektro-Unternehmen zu einer hervorragenden Arbeitskraft entwickelt hat.

Extra: DIE AKTUELLEN ZAHLEN


Rund um die Manderscheider Initiative leben 86 Personen mit Migrationshintergrund, 54 von ihnen mit Aufenthaltserlaubnis; neun aus Syrien und vier aus Ägypten haben eigene Wohnungen angemietet, die restlichen wohnen in Wohnungen, die die Verbandsgemeinde angemietet hatn. 32 Menschen warten noch auf die Entscheidung über ihren Asylantrag. Sie wohnen in Bettenfeld (aus Syrien), Hasborn (aus Syrien), Niedermanderscheid (aus Somalia), Niederöfflingen (aus Syrien) und 22 von ihnen in Manderscheid (aus Afghanistan, Pakistan, Armenien, Iran, Serbien, Syrien, Eritrea und Somalia).

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