Im Haus St. Anton lernen sie die Dinge des Alltags

Plein · Dort, wo es bislang nur kleine Räume mit einer Ausstattung aus den 1960er Jahren gab, gibt es jetzt, nach einem umfangreichen Umbau, moderne Apartements mit neuen Möbeln für junge Mütter mit ihren Kindern. Bei einem Tag der offenen Tür hatten Interessierte die Gelegenheit, die neuen Räume anzuschauen.

 Nasira El-Jabli fühlt sich mit der eineinhalb-jährigen Sakina und dem zweijährigen Abdullah wohl im Haus St. Anton. TV-Foto: Nora John

Nasira El-Jabli fühlt sich mit der eineinhalb-jährigen Sakina und dem zweijährigen Abdullah wohl im Haus St. Anton. TV-Foto: Nora John

Plein. Für Nasira El-Jabli war es zunächst eine Umstellung, als sie vor etwa zwei Wochen mit den zwei jüngsten ihrer fünf Kinder aus Frankfurt ins ländlich gelegene Haus St. Anton kam. "Aber es gefällt mir gut hier", sagt sie nach ihrer Eingewöhnungszeit. Sie wurde in die Einrichtung vermittelt, weil das Jugendamt Sorge hatte, sie könnte mit ihren fünf Kindern überfordert sein. Zumal die jüngste Tochter Sakina eine Frühgeburt war und damit nur ein halbes Jahr jünger ist als ihr Bruder Abdullah.
20 Quadratmeter-Zimmer


Für Mütter wie Nasira gibt es im Haus St. Anton nach der Renovierung jetzt drei, im Notfall auch vier Plätze, erklärt die Leiterin des Mutter-Kind-Bereichs, Cordula Bielemeier. Zuvor habe es nur kleine Zimmer von zehn oder elf Quadratmetern für die jungen Frauen mit ihren Kindern gegeben. Das Bad musste gemeinsam genutzt werden.
Nachdem die Ordensschwestern die Leitung der Einrichtung 2011 aus Altersgründen abgegeben hatten, wurden Räume frei. Und diese konnten jetzt in den neuen Bereich miteingegliedert werden. Nun hat jede der Mütter ein kleines Apartment von gut 20 Quadratmetern mit eigener Nasszelle für sich zur Verfügung. Dazu gibt es, wie Cordula Bielemeier sagt, noch ein sogenanntes Notzimmer. Das kann flexibel möbliert werden und ist beispielsweise geeignet, wenn eine Mutter mit vielen Kindern kommt. Nicht nur die Räume der 1970 gegründeten Mutter-Kind-Abteilung haben sich verändert. Wie Bielemeier erzählt, sind es auch andere Lebensbedingungen, die eine Aufnahme von Frauen hier notwendig machen. Während es bis vor wenigen Jahren in erster Linie minderjährige Schwangere waren, die hier ihr Baby zur Welt brachten und versorgten, sind es zunehmend Mütter über 18, die mit ihren Kindern überfordert sind.
"Die Frauen werden 24 Stunden am Tag betreut", sagt Bielemeier. Es gehe in den meisten Fällen auch einfach darum, den Alltag zu strukturieren. Waschen, kochen, Ernährungspläne, diese einfachen Dinge müssen viele Frauen erst lernen. "Dabei schauen wir, ob die Mutter eine Bindung zu ihrem Kind aufbauen kann." Gelinge das nach einem halben Jahr nicht, dann sei es oft sinnvoller, dass die Mutter das Kind abgibt. Bestehe aber Zuversicht, dass Mutter und Kind auf lange Sicht miteinander leben können, dann verlängere sich die Aufenthaltsdauer im Haus St. Anton oft auf eineinhalb Jahre. Dabei spielen in der Betreuung auch medizinische Dinge eine Rolle. Viele Mütter seien selbst mit ihrer eigenen Gesundheitsvorsorge überfordert und würden kaum zum Arzt gehen. Geschult wird auch der Umgang mit Geld. Der Aufenthalt der Frauen wird von den Jugendämtern finanziert. noj
Extra

Das Haus St. Anton ist eine Einrichtung des Ordens des Guten Hirten. Heute gibt es keine Ordensangehörigen mehr. Es gibt neben der Wohngruppe für junge Mütter mit ihren Kindern noch das "Spatzennest" mit elf Plätzen. Hier leben Kinder, die nicht in ihrer Familie leben können. noj

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