Im Heckenland bröckeln die Straßendecken

Niersbach · Die Landschaft zwischen Arenrath und Heidweiler ist als "Heckenland" bekannt. In dem Waldgebiet winden sich viele Kreis- und Landesstraßen um Berge und durch Täler. Deren Zustand ist jedoch sehr schlecht. Darüber beschweren sich Anwohner seit Jahren. Der Landesbetrieb Mobilität verspricht inzwischen Abhilfe.

Niersbach. Franz-Josef Krumeich aus Niersbach platzte kürzlich die Hutschnur. Er las im Trierischen Volksfreund von den Sanierungsarbeiten an der B 50 bei Landscheid.

Der Fall: Obwohl die Straße für den Laien noch in einem passablen Zustand ist, musste sie saniert werden, weil sie zur Landesstraße abgestuft wird. Das Gesetz sieht vor, dass eine Übergabe vom Bund an das Land nur erlaubt ist, wenn die Straße in einem einwandfreien Zustand ist. "Das ist für mich als Steuerzahler nicht nachvollziehbar. Die Straße ist doch in einem guten Zustand. Die sollten sich mal die Straßen im Heckenland anschauen", erklärte er dem TV gegenüber.

Die Recherche: Beim Ortstermin mit den Ortsbürgermeistern der betroffenen Gemeinden Heidweiler, Dierscheid, Niersbach, Gladbach und Dodenburg zeigt sich der tatsächlich schlechte Zustand der Straßen, darunter Abschnitte der K 43, K 42, K 37 und der Landesstraßen 42 und 49. Viele sind sehr schmal, LKW müssen deshalb über den Rand, die sogenannten Bankette fahren, um einander auszuweichen. Die Folge: Der Rand bröckelt nach und nach ab, und der Winterfrost gibt dem Straßenbelag den Rest. Ludwig Hauprich, Ortsbürgermeister von Niersbach: "Die Straßen werden nicht breit genug ausgebaut, damit die großen Fahrzeuge aneinander vorbeikommen. Die müssen über den Randstreifen fahren. Das macht die Straßen kaputt." Peter Zenner aus Dierscheid: "Uns ärgert, dass man uns vertröstet. Nächstes Jahr passiert bestimmt wieder nichts."
In der Tat - die Beschwerden der Anwohner sind nichts Neues. Im Gegenteil. Schon vor 13 Jahren beschwerten sich Bürger aus Niersbach über den schlechten Zustand der Straßen. Siegfried Schneider, Ortsbürgermeister in Heidweiler, bestätigt das: "Vor zehn Jahren waren wir schon in Mainz. Damals hieß es, die Straßen sollen gebaut werden. Es tat sich seitdem nichts. Irgendwann lässt dann der Glaube daran nach. Auch Heidweiler ist betroffen. Wir haben Tempo 30 für LKW, aber trotzdem brummen viele Autos durch."

Das Ergebnis: Für Franz-Josef Krumeich ist das System falsch. Bei Straßenabstufungen sollten statt Sanierungen Ausgleichszahlungen erfolgen, mit denen das Land dann die wirklich sanierungsbedürftigen Straßen reparieren könne. Was die Straßen im Heckenland betrifft, verspricht Hans-Michael Bartnick vom Landesbetrieb Mobilität inzwischen Abhilfe. Auf TV-Nachfrage erläutert Bartnick, dass derzeit der Streckenabschnitt zwischen Heidweiler und Greverath in konkreter Planung sei. Die Fahrbahn der L 49 soll auf einer Länge von 2,3 Kilometern mit einem Kaltrecycling-Verfahren erneuert werden. Dabei werden die Kanten abgefräst und zu einer neuen Tragschicht erneuert. Diese wird auf sechs Meter verbreitert und mit zwei zusätzlichen Asphaltschichten versehen.

So geht es weiter: Der notwendige Grunderwerb dazu stehe derzeit an, die Eigentümer würden angeschrieben. Wenn dies abgeschlossen ist, könne der Bau nach dem nächsten Winter beginnen. Bartnick verweist außerdem darauf, dass in den letzten Jahren im Heckenland bereits mehrere Straßen repariert worden seien. So zum Beispiel seien 830 000 Euro in die Strecke zwischen Arenrath und Niersbach investiert worden. 2008 sei die L 43 zwischen Heidweiler und der K 41 bei Dodenburg für 1,1 Millionen Euro saniert worden. Auch die L 43 westlich Heidweiler (2012) und die Ortsdurchfahrt Niersbach/Greverath (2007) seien repariert worden.

Brennt auch Ihnen etwas auf den Nägeln? Melden Sie sich bei uns unter:
mosel@volksfreund.de , Stichwort: RecherchetippMeinung

Ein Tropfen auf den heißen Stein
Rund sieben Milliarden Euro fehlen bundesweit für den Erhalt des Straßensystems. Das Beispiel Heckenland ist nur eines von vielen Problemfeldern in ganz Deutschland. Straßen sind und bleiben essenziell wichtig für Wirtschaft und Gesellschaft. Deshalb muss über Wege nachgedacht werden, den Erhalt des Straßennetzes dauerhaft auf finanziell stabile Beine zu stellen. Eine pragmatischere Verteilung der Mittel, wie aus dem Heckenland vorgeschlagen, wäre ein Weg dahin. Anstatt eine Straße nur um des Gesetzes willen zu erneuern, sollte das dafür verwendete Geld dort ausgegeben werden, wo es wirklich nötig ist. Aber auch das wäre nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Schlussendlich muss mehr Geld in die Kassen fließen. Das geht nur mit einer Pkw-Maut, die auch ausländische Fahrer bezahlen müssen. hp.linz@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort