Im Hunsrück stehen immer mehr Häuser leer

Morbach/Thalfang · Das Angebot an Wohnhäusern auf dem Hunsrücker Markt steigt. Während Immobilien in den Zentralorten Morbach und Thalfang wegen ihrer Infrastruktur nachgefragt werden, sind in den umliegenden Dörfern vor allem ältere Häuser schwer verkäuflich.

 Ralf Klingel und Doris Reh von der VR-Bank Hunsrück-Mosel stehen vor dem prall gefüllten Schaukasten für Immobilienangebote. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Ralf Klingel und Doris Reh von der VR-Bank Hunsrück-Mosel stehen vor dem prall gefüllten Schaukasten für Immobilienangebote. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Morbach/Thalfang. Der demografische Wandel macht sich offensichtlich bereits auf dem Hunsrücker Immobilienmarkt bemerkbar.
In der Einheitsgemeinde Morbach und der Verbandsgemeinde (VG) Thalfang stehen immer mehr Häuser zum Verkauf. Und in erster Linie handelt es sich dabei um ältere Häuser, die von alleinstehenden Senioren bewohnt wurden und in die teilweise seit Jahrzehnten nichts mehr investiert worden ist. Dies sagen alle befragten Immobilienmakler übereinstimmend.
"Die Häuser werden vererbt, oder die älteren Menschen ziehen ins Altersheim", sagt der Morbacher Makler Michael Nieswiodek. Die Nachfrage sei seit Jahren gleich, aber das Angebot wachse, sagt er.
Die Konsequenz: Die Preise sinken. Beim Verkauf seien zudem klare Trends zu erkennen. Häuser im Zentralort Morbach und den Nachbardörfern Bischofsdhron und Rapperath seien einfacher zu verkaufen als in anderen Orten.
Ähnliches gelte für Thalfang, sagt der Immobilienhändler Werner Kiefer. "Immer mehr Leute ziehen aus den umliegenden Gemeinden in den Mittelpunktort", sagt er. Die Menschen wollten dort wohnen, wo es wegen einer bestehenden Infrastruktur einfach sei.
Wer in Thalfang wohnt, könne noch mal schnell um die Ecke zum Einkaufen, während man von den umliegenden Dörfern mit dem Auto fahren müsse. Die Konsequenz seien verwaiste Häuser in den Gemeinden.
"An der Hauptstraße in Malborn stehen rund zehn Häuser leer, in Dhronecken sind es fünf", sagt Kiefer. Norbert Schmitz von der Immobilienvermittlung der Sparkasse Eifel-Mosel-Hunsrück rechnet ebenfalls mit einem wachsenden Angebot an Wohnhäusern und fallenden Immobilienpreisen, insbesondere bei älteren Gebäuden, die substanziell und energetisch modernisierungsbedürftig sind.
Bald zehn Prozent Leerstände?


In den Mittelpunktorten Thalfang und Morbach erschwerten Faktoren wie fehlende Freiflächen durch eine enge Bebauung oder die Lage an stark befahrenen Durchfahrten eine Vermarktung. Insgesamt seien die Häuser dort aber relativ gut zu veräußern, sagt Schmitz.
Auf hohem Niveau sei die Zahl von Interessenten aus Belgien, den Niederlanden oder Nordrhein-Westfalen, während die Nachfrage von jungen Familien seit einigen Jahren bedingt durch die demografische Entwicklung sinke. Investoren, die ihr Geld anlegen wollten, bevorzugten Häuser in Bernkastel-Kues, Wittlich, Schweich oder Trier, weil dort höhere Mieten zu erwarten seien, sagt Schmitz.
"Die Nähe zu Morbach spielt eine wichtige Rolle bei der Kaufentscheidung", sagt Ralf Klingel von der VR Bank Hunsrück-Mosel. Die VR-Bank hat doppelt so viele Häuser in ihrem Angebot wie noch vor wenigen Jahren. Dabei handelt es sich ebenfalls überwiegend um ältere Immobilien, zu denen Klingel schon 30 Jahre alte Wohnhäuser zählt.
"Eine Person wohnt drin, und wenn diese stirbt, kommen die Häuser auf den Markt, weil die Kinder woanders gebaut haben" sagt er.
Klingel schätzt, dass künftig zehn Prozent aller Häuser in den Ortszentren leer stehen werden. Er sieht die Gemeinden in der Verantwortung und fordert sie auf, Immobilienbörsen auf ihren Internetseiten einzurichten, um der Entvölkerung in den Ortskernen entgegenzuwirken.
Bisher ist dies auf den Internetseiten der Einheitsgemeinde Morbach nicht der Fall. Dort seien lediglich unbebaute Grundstücke aufgeführt, sagt Bürgermeister Andreas Hackethal. Er schließt nicht aus, dass künftig auch eine Rubrik für Wohnhäuser eingerichtet werde.
VG-Verwaltung in der Pflicht


Ähnlich sieht das Michael Suska, Büroleiter der VG-Verwaltung Thalfang. Er sieht die Verbandsgemeinde in der Pflicht.
Immerhin: Einzelne Ortsgemeinden wie Malborn zeigen bereits Immobilienangebote auf ihren Internetseiten.

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