Im Notfall muss fast jeder löschen - Thalfanger Feuerwehrstreit: Bürgermeister kann Pflichtwehr einberufen

Thalfang/Koblenz · Der Streit in der Thalfanger Feuerwehr schlägt Wellen. Auch im Internet wird lebhaft darüber diskutiert. Der Präsident des Landesfeuerwehrverbandes, Frank Hachemer, mahnt zur Besonnenheit. Wenn es nicht genug Freiwillige gibt, könnte eine Pflichtfeuerwehr einberufen werden.

 In Thalfang bemüht man sich derzeit um eine Einigung im Konflikt zwischen Verwaltung und Feuerwehrleuten. Im Notfall könnte eine Pflichtfeuerwehr einberufen werden.TV-Foto: Klaus Kimmling

In Thalfang bemüht man sich derzeit um eine Einigung im Konflikt zwischen Verwaltung und Feuerwehrleuten. Im Notfall könnte eine Pflichtfeuerwehr einberufen werden.TV-Foto: Klaus Kimmling

Thalfang/Koblenz. Drei Feuerwehrmänner der Thalfanger Wehr sind entlassen worden. Der Grund für das Vorgehen des Thalfanger Verbandsgemeindebürgermeisters Marc Hüllenkremer: Die Wehrleute haben in einer geschlossen Gruppe in einem sozialen Netzwerk im Internet bestimmte Vorgänge in der Thalfanger Wehr mit der Nazi-Diktatur verglichen.
Frank Hachemer, Präsident des Landesfeuerwehrverbands in Koblenz, erklärt dem TV, dass man ihm Einblick in diese Diskussion im Internet gewährt habe und schränkt ein: "Ich hatte aber nicht den Eindruck, dass mit dieser Äußerung rechtsextremes Gedankengut verbreitet werden sollte." Offenbar habe sich da ein großer Ärger entladen. Im Hintergrund schwelt tatsächlich schon seit Monaten ein Konflikt zwischen der Verwaltung und der Feuerwehr. Unter anderem gab es Kritik am Führungsstil des Wehrleiters und an zeitweise fehlenden Atemschutzgeräten.Polizei ermittelt noch


Inzwischen ist die Staatsanwaltschaft eingeschaltet worden. Es soll ermittelt werden, ob mit der Äußerung im Internet der Tatbestand der Volksverhetzung erfüllt sei. Wie Ingo Hromada von der Staatsanwaltschaft Trier mitteilt, sind die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen. Die Akten würden sich noch beim zuständigen Kommissariat der Polizei befinden. Die Strafandrohung für Volksverhetzung bewegt sich , je nach Tatvariante unterschiedlich, zwischen Geldstrafe und fünf Jahren, bei Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen zwischen Geldstrafe und drei Jahren.
VG-Bürgermeister Marc Hüllenkremer sagt dazu: "In der Sache ist der Stand wie zuvor." Auf TV-Nachfrage gibt er keine weiteren Erklärungen zur Situation der Thalfanger Wehr.
Aus Solidarität mit den drei entpflichteten Wehrleuten haben 30 weitere Mitglieder der Feuerwehr ebenfalls um ihre Entpflichtung gebeten. "Wenn 30 Leute aus der Feuerwehr austreten, dann ist ein maßgeblicher Teil der Mannschaft entfernt," sagt Hachemer vom Landesfeuerwehrverband. Es sei fraglich, ob die Feuerwehr dann noch einsatzbereit sei. Die Thalfanger Wehr hat insgesamt 52 aktive Mitglieder.Letzter Ausweg: Pflichtfeuerwehr


Hachemer: "In einem Notfall hat der Bürgermeister dann unter Umständen nur noch die Möglichkeit der Einberufung einer Pflichtfeuerwehr. Bei einer Pflichtfeuerwehr kann jeder Bewohner der Verbandsgemeinde herangezogen werden." Theoretisch könnten dann sogar die vorher entpflichteten Wehrleute wieder herangezogen werden - diese hätten dann aber ein großes Motivationsproblem, weshalb das keine optimale Lösung wäre.
Eine Pflichtfeuerwehr sieht das "Landesgesetz über den Brandschutz, die allgemeine Hilfe und den Katastrophenschutz" für den Fall vor, dass sich nicht ausreichend Freiwllige melden. Da ein Bürgermeister die Einsatzbereitschaft der Wehr sicherstellen muss, könnte er sich in diesem Fall auf den Paragrafen 12 des Gesetzes berufen: "Alle Einwohner vom vollendeten 18. bis zum vollendeten 60. Lebensjahr können zum ehrenamtlichen Dienst in der Gemeindefeuerwehr herangezogen werden."
Derzeit gebe es eine solche Pflichtfeuerwehr in ganz Deutschland nur auf der Insel Sylt, weil sich dort nicht genügend Freiwillige gefunden haben.
Für Hachemer, der selbst schon in Thalfang war und mit den Beteiligten gesprochen hat, ist das keine Option: "Das Problem soll nicht beiseitegeschoben werden, wie es gerade getan wird, sondern gelöst werden." Die Situation sei für das Ansehen der Feuerwehr verheerend.Kritik im Netz


In Internet-Foren, so zum Beispiel auf www.feuerwehrmagazin.de wird das Thema lebhaft diskutiert. Dort vermutet ein Blogger: "Scheinen keine guten Diplomaten in der Verwaltung zu sitzen." Ein anderer Kommentator fordert: "In einer Feuerwehr sollten alle Manns genug sein, bei Problemen denjenigen anzusprechen und nicht hinter seinem Rücken zu lästern."
Ein Leser, der anonym bleiben möchte, und Mitglied der Thalfanger Feuerwehr ist, hat sich zudem an den Trierischen Volksfreund gewandt und erklärt, dass Hüllenkremer wohl in ein Wespennest gestochen habe. Die Thalfanger Feuerwehr sei offenbar ein eingeschworener Verein. Trotzdem sei die Entpflichtung der drei Kameraden zu hoch gegriffen, vielleicht hätte auch eine vorläufige Beurlaubung - bis das Verfahren erledigt ist - gereicht. Es sei auf jeden Fall an der Zeit, aufeinander zuzugehen und das Problem zu besprechen, so der Feuerwehrmann aus Thalfang.

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