Senioren Wenn Hühner zum „Gehaichnis“ werden

Morbach  · Im Seniorenzentrum St. Anna in Morbach halten sich die Bewohner gerne im Sinnesgarten der Einrichtung auf. Dabei erinnern Nutzvögel die Senioren an ihre eigene Vergangenheit.

 Die Hühner sind für die Senioren Anlaufpunkt im Sinnesgarten.

Die Hühner sind für die Senioren Anlaufpunkt im Sinnesgarten.

Foto: Christoph Strouvelle

Tiere haben auf Menschen oft einen beruhigenden, auf andere einen stimulierenden Einfluss. Meist sind es Hunde und Katzen, die sich Menschen als Haustiere halten. Doch im Morbacher Seniorenzentrum St. Anna sind es Hühner, die als Anlaufpunkt für die Bewohner im Sinnesgarten der Einrichtung dienen. In dem von Mitarbeitern gebauten Hühnerhaus mit kleinem Freigehege sind es Zwergseidenhühner, ein Hahn und zwei Hennen, die die Senioren begeistern. Warum hält das Seniorenzentrum ausgerechnet Hühner? „Wir sind eine ländliche Region, und viele unserer Bewohner haben früher selbst Hühner gehabt“, sagt Wolfgang Berg, Leiter des Seniorenzentrums. Man  wolle für die Menschen so Behaglichkeit schaffen, eine Art Gehaischnis, wie der Hunsrücker zu Geborgenheit sagt. Der Hühnerstall ist nur eine Komponente des Sinnesgartens. Dazu gehören auch ein Hochbeet und Erdbeerpflanzen, von denen sich die Bewohner selbst Früchte pflücken können.

Viele Senioren nehmen regen Anteil an den drei Zwergseidenhühnern, die nicht fliegen können. Einige erzählen von ihren eigenen Tieren, andere werfen etwas zum Fressen ins Gehege. Die Eier der Hühner werden an die Mitarbeiter verteilt. Diese dürfen im Haus nicht verwendet werden, sagt Berg. Gepflegt wird der kleine Stall mit Freilauf von Mitarbeitern der Einrichtung. „Tiere sind wichtig für alle Menschen. Sie haben einen therapeutischen Effekt“, weiß Berg.

Ab und zu bringt ein Mitarbeiter einen Hund mit, was kein Problem darstellt. Die Bewohner können theoretisch nach Absprache mit der Leitung der Einrichtung selbst ein Tier mitbringen. Allerdings müsse deren Versorgung und eine artgerechte Haltung sichergestellt sein. „Ein Bewohner hatte seinen Vogel mitgebracht“, erzählt Berg. Eine Frau aus Bruchweiler, die sich zur Tagespflege im Seniorenzentrum aufhält, freut sich sichtlich über die Tiere. „Wir haben früher selbst Hühner gehabt“, sagt sie. Genauso wie Günter Wagner. „Ich kenn’ das Gesindel, ich habe früher selbst zwischen 20 und 30 Hühnern gehabt“, sagt er mit trockenemHunsrücker Humor. „Ich füttere sie mit allem, was zum Fressen ist. Am liebsten mit Brot.“

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