Im Sinne des Verstorbenen

LIESER. Die Organisatoren des Lieserer Schlossparkfestes sind froh: Die Veranstaltung findet auch 2004 statt. Dies geschieht auf Wunsch der Angehörigen des im Vorjahr auf tragische Weise ums Leben gekommenen Musikers.

Der 8. Juni 2003 (Pfingstsonntag) war ein schwarzer Tag für die Gemeinde Lieser. Beim Schlossfest wurde Sandor Mikulcza von einer umstürzenden Zeder, in die vorher der Blitz eingeschlagen hatte, erschlagen (der TV berichtete). Mikulcza gehörte der vierköpfigen ungarischen "Cocktail-Combo" an, die auf dem Fest gespielt hatte. Der Schock saß tief. "Ich glaube nicht, dass wir nächstes Jahr eine Neuauflage veranstalten", sagte Friedrich Zeltner (Schlossfestgemeinschaft) damals unter dem Eindruck des tragischen Geschehens. Doch es wird in diesem Jahr eine Neuauflage an Pfingsten (29.-31. Mai) geben. "Mikulzcas Lebensgefährtin, seine Tochter und sein Sohn haben gesagt, dass eine Fortführung auch in seinem Sinne ist", erzählt Friedrich Zeltner, der auch Vorsitzender des Heimat- und Verkehrsvereins Lieser ist. "Ohne diese Zustimmung wäre es schwer gewesen, das Fest aufrecht zu erhalten", erklärt Ortsbürgermeister Gerhard Stettler. Genau wie Zeltner ist er froh über die positive Entscheidung. Eines ist Gerhard Stettler wichtig. "Die Angehörigen haben von sich aus betont, dass die Gemeinde Lieser frei von Schuld ist." Auch von anderer Seite habe es nie Schuldzuweisungen gegeben. Eine Woche vor dem Unglück sei im Schlosspark eine Ulme gefällt worden. Ein Experte habe dabei den Zustand aller Bäume geprüft und keine Beanstandungen gehabt. Die vier veranstaltenden Vereine (Heimat- und Verkehrsverein, Sportverein, Karnevalsgesellschaft und Feuerwehr) spendeten damals jeweils 1000 Euro. Außerdem wurde ein Spendenkonto eingerichtet. Bezahlt wurden vom dem Geld unter anderem die Überführung des Toten und Ersatz für die musikalische Ausrüstung, die bei dem Unwetter zerstört worden war. Knapp 3000 Euro sind, so der Bürgermeister, noch auf dem Konto. Dieses Geld wird Mikulczas 16-jährige Tochter Eva bekommen, wenn sie mit der Berufsausbildung beginnt. Der Heimat- und Verkehrsverein hatte aus dem Erlös einer Veranstaltung an Happy Mosel weitere 645 Euro zur Verfügung gestellt.Gedenkgottesdienst am 6. Juni

Ob das Fest tatsächlich wieder über die Bühne geht, hing aber trotzdem am seidenen Faden. Der Sportverein und die Karnevalsgesellschaft sind aus dem Organisationskomitee ausgeschieden. "Mit zwei Vereinen ist ein solches Fest aber nicht zu organisieren", sagt Friedrich Zeltner. Erst als der Angelsportverein und die Bäckerei Licht ihre Mithilfe zusagten, stand das Fest. Bei der Eröffnung werde des toten Musikers gedacht, sagt Bürgermeister Stettler. Nach Auskunft von Friedrich Zeltner wird es am 6. Juni auch einen Gedenkgottesdienst geben. Die "Cocktail-Combo" wird vermutlich im August wieder in Lieser spielen. Die neuformierte Gruppe sei seit November auf einem Kreuzfahrtschiff beschäftigt. Ende Juli nehme sie ein Engagement in einem Bitburger Hotel an, sagt Zeltner. Die Kontakte zu der Gruppe sind nie abgebrochen, weil sie schon vor dem Unfall mehrfach an der Mosel war. Friedrich Zeltner hatte nach dem Unglück auch mehrere Auftritte der Combo in Moselorten organisiert. "Denn sie hatten in dieser Zeit keine Einnahmen", sagt er. Weitere geplante Auftritte im September 2003 kamen nicht zustande, weil die Gruppe, die zu der Zeit nur noch aus zwei Personen bestand, ihre Gagenforderung erhöht hatte. "Das hat mich schon enttäuscht", gesteht Zeltner. Ein Dankesschreiben des Bandleaders an Zeltner zeigt aber, dass die Hilfsbereitschaft der Lieserer in Ungarn gewürdigt wird.

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