Imkerei Keine Bienen, keine Menschen

Hasborn/Oberöfflingen · Durch den Rückgang der Bienenweiden ernten Imker immer weniger Honig. Dieses Problem hat auch Günter Weins, Vorsitzender des Imkervereins Hasborn.

 Bienen

Bienen

Foto: Hendrik Diwo

Sein Hobby treibt Günter Weins aus Oberöfflingen Sorgenfalten auf die Stirn. Sinkende Erträge und fehlende Artenvielfalt sind Gründe für eine negative Entwicklung, die dem Imker zu denken gibt. Weins betreibt seit 20 Jahren eine Imkerei, die er von seinem Vater übernommen hat. Doch die Entwicklung in jüngster Vergangenheit ist für ihn nicht zufriedenstellend. Bestimmte Insektenarten sind bereits ausgestorben, andere vom Aussterben bedroht: Die früher vorhandene Anbauvielfalt auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen ist kaum noch gegeben, was Weins beunruhigt.

Der Rückgang der Bienenweiden sei ein Problem, wodurch die Honig­erträge immer weiter sinkten. In seinen Augen muss sich etwas ändern. „Ich möchte keineswegs die Landwirtschaft angreifen, aber es muss ein Umdenken stattfinden – wer von der Natur lebt, der muss auch mit der Natur leben.“

Einen Lösungsvorschlag hat der Imker bereits parat: „Man könnte Blühstreifen in Bereichen anlegen, wo geringe landwirtschaftliche Erträge sind, beispielsweise an Waldrändern oder auf ertragsschwachen Böden.“ Es habe früher viele kleinere Flächen mit unterschiedlichen Anbauprodukten gegeben. „Der Tisch für die Honigbiene war reicher gedeckt“, so Weins. Zwischenzeitlich sind die bewirtschafteten Flächen wesentlich größer, die Kulturarten reduziert auf Mais, Energiegetreide und größtenteils „Hochleistungswiesen“, auf denen kein Platz für Löwenzahn & Co. sei. Aus seiner Sicht ist es kein Geheimnis, dass die Honigerträge trotz leistungsfähigeren Bienenvölkern zurückgegangen seien. Bedenklich sei, dass die Stadtimker momentan höhere Erträge als die Imker auf dem Land hätten. „Es müssen neue Anreize geschaffen werden, um die Imkerei wieder interessanter zu machen“, sagt Weins und appelliert an Politik und Landwirtschaft.

Im nächsten Jahr möchte Günter Weins mit einem Biogasbetreiber auf einem Versuchsfeld von ein bis zwei Hektar die „durchwachsene Silphie“ anbauen. Die Hoffnung darin: Die Pflanzenart bringt Nektar, ist ein Aufenthaltsort für andere Insekten und Kleintiere, wertet das monotone Landschaftsbild auf und kann im Herbst in der Biogasanlage verwendet werden.

Aber es gibt laut Weins auch positive Aspekte in der Imkerei. Das Interesse der Menschen daran sei in den vergangenen Jahren merklich gestiegen, so der Eindruck des Vorsitzenden des Imkerverbands Hasborn. Sein Verein hat mittlerweile 20 Mitglieder. „Der Kreisimkerverband bietet jedes Jahr eine Schulung an, die von Interessierten unterschiedlichen Alters sehr gut angenommen wird. Das Interesse an der Imkerei nimmt zu, das ist sehr positiv“, freut sich Weins. Des Weiteren berichtet er, dass eine Frau und drei Männer aus dem Einzugsbereich des Imkervereins Hasborn sich bei ihm gemeldet haben, um nach der theoretischen Schulung praktische Erfahrungen zu sammeln. Ihnen habe er jeweils ein Bienenvolk als Einstieg geschenkt, und das Interesse der Jungimker sei weiterhin groß, sagt Weins stolz.

 Bienenweide von Günter Weins

Bienenweide von Günter Weins

Foto: Hendrik Diwo
 Bienenkönigin Bienen Königin

Bienenkönigin Bienen Königin

Foto: Hendrik Diwo
 Hobby-Imker Günter Weins klagt über sinkende Erträge und fehlende Artenvielfalt der Pflanzen.

Hobby-Imker Günter Weins klagt über sinkende Erträge und fehlende Artenvielfalt der Pflanzen.

Foto: TV/Ursula Weins

Auch wenn er sehr viel Spaß daran hat, sei die Imkerei ein sehr zeitaufwendiges Hobby. Aber, so wie es damals Albert Einstein sagte, fügt Günter Weins lächelnd hinzu: „Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, kein Mensch mehr.“ Und ergänzt: „Ich wünsche mir, dass die Landwirtschaft gemeinsam mit der Politik Wege findet, die dazu führen, dass unsere monotone Kulturlandschaft wieder vielfältiger wird und vorhandene Lebensräume für die Tierwelt erhalten bleiben und zerstörte wieder hergestellt werden – gegebenenfalls muss ein finanzieller Ausgleich gezahlt werden.“

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