Immer der Nase nach

DREIS. Vor zwölf Jahren haben die Dreiser den alten Brauch des Krautwischbindens wieder aufleben lassen. Dieses Jahr waren auch französische Jugendliche dabei, die den Weltjugendtag besuchen.

"Immer der Nase nach" heißt die Redewendung, und wer das Dreiser Krautwischfest sucht, sollte sie ruhig wörtlich nehmen. Denn der ganze Dorfplatz verströmt einen würzigen Kräutergeruch, der sogar den des frischen Kaffees überdeckt, den einige Frauen trinken. Auf einem Rondell aus Bierzelttischen liegen in großen Büscheln die Kräuter und Blumen bereit. Christine Follmann erinnert sich noch an das Wetteifern in ihrer Kindheit, wer den größten Krautwisch präsentieren konnte. "Darauf waren wir stolz", erzählt sie. Damals waren noch 81 Kräuter vorgeschrieben, später wurde auf 47 reduziert. Auf den Tischen liegen Dill, Schafgarbe, Lavendel, Goldrute, Pfefferminze und viele andere Kräuter, dazu mehrere Getreidesorten und Blumen: Gladiolen, Kamille, roter Klee und Sonnenblumen. Auch Möhren, Zwiebeln und Rote Beete liegen bereit. Die Frauen greifen etwas von jedem Haufen und formen daraus die farbenfrohen Krautwische. Eine Gruppe Jugendlicher ist aus Beauvais in Frankreich zum Weltjugendtag gekommen. Morgens seien die jungen Menschen losgezogen, um Kräuter zu sammeln, erzählt Hildegard Kaypinger, eine der Organisatorinnen des Weltjugendtags. Nun helfen sie beim Binden und beim Aufbau der Tische und Bänke. Hedwig Berg, Vorsitzende der Dreiser Möhnen, erzählt, dass früher bei Gewittern ein Stück des Krautwischs im Kamin verbrannt worden sei, um Blitze abzuwehren. Heute würden die Wische zum Schutz des Hauses auf den Speicher gehängt oder häufig auch den Toten mit ins Grab gegeben. Indem die Kirche die Krautwische in Verbindung mit Maria gebracht hat, ist aus dem ursprünglich keltischen Brauch ein christlicher geworden, die Wische werden nach dem Binden in der Kirche gesegnet. Seit die Möhnen vor zwölf Jahren wieder begannen, Krautwische zu binden, seien zunehmend auch die jungen Leute dazugekommen, worüber sich Hedwig Berg sehr freut. Schließlich sei es "ja auch ein schöner Brauch". Und vor allem ein sehr gut duftender.

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