Immer einen Plan B in der Tasche

Als Nachrückerin kam Rita Wagner in den Landtag. Und auch bei vielen anderen Gelegenheiten ist die Hetzeratherin nicht den direkten Weg gegangen. Offen für Neues zu sein, war dabei immer ihr Rezept.

 Rita Wagner lebt gemeinsam mit ihrer Mutter und der Familie ihres Bruders in einem Mehrgenerationenhaus in Hetzerath. TV-Foto: Harald Jansen

Rita Wagner lebt gemeinsam mit ihrer Mutter und der Familie ihres Bruders in einem Mehrgenerationenhaus in Hetzerath. TV-Foto: Harald Jansen

Hetzerath. Eines schönen Tages kam ein Anruf aus Mainz. Und plötzlich war Rita Wagner Landtagsabgeordnete. Die Liberale rückte im Sommer 2009 für Stefanie Lejeune in das Parlament nach. Ihr Leben habe sich seitdem vor allem in einer Beziehung verändert, sagt Wagner: "Ich habe viel zu wenig Zeit", sagt die 52-Jährige. Sie wohnt am Rande Hetzeraths in einem Mehrgenerationenhaus gemeinsam mit ihrer Mutter, der Familie ihres Bruders und drei Katzen.

"Es ist nicht leicht, uns zu finden", sagt sie gleich zu Beginn des Gesprächs. Was wohl auch daran liegt, dass das Anwesen unmittelbar neben einem Wertstoffhof liegt. Dort befanden sich früher der inzwischen aufgegebene landwirtschaftliche Betrieb der Familie sowie ein Handel für landwirtschaftliche Produkte.

Die Ledige kandidiert als Direktkandidatin im Wahlkreis 22 (Wittlich). Dass sie den gewinnen wird, glaubt sie nicht. Ihre Chance ist die Bezirksliste der FDP und ein gutes Landesergebnis. Sonst ist es bald vorbei mit der Karriere in der Landespolitik. Diese Aussicht bewegt die Hetzeratherin. Daraus macht sie keinen Hehl. Denn sie macht ihre Arbeit als Abgeordnete gern und möchte noch einiges bewegen. Doch wenn es der Wähler so will, dann ist das Unternehmen Mainz erst einmal vorbei. "Für diesen Fall habe ich einen Plan B", sagt sie, ohne genau zu sagen, wie der aussieht.

Solche Pläne B hat Rita Wagner bereits mehrfach in ihrem Leben gehabt. Nach dem Abitur in Trier machte sie eine kaufmännische Lehre im elterlichen Landhandel. "Ich habe anschließend gemerkt, dass das nicht alles sein kann", sagt Wagner.

Offen bei der Suche nach einer politischen Heimat



Deshalb studierte sie Betriebswirtschaftslehre, um anschließend Verkaufsleiterin bei einem Futtermittelhersteller zu werden. Anschließend half sie bei der Entwicklung von Müslis, ehe sie für Supermarkt-Betreiber herausfand, warum einzelne Läden nicht laufen. Später arbeitete sie freiberuflich, half Existenzgründerinnen und war Ausbilderin für kaufmännische Berufe.

Ebenso offen wie Wagner bei der Suche nach neuen beruflichen Herausforderungen ist, so offen war sie auch, als sie nach einer politischen Heimat Ausschau hielt. "Irgendwann habe ich mir gesagt: ‚Immer nur meckern reicht nicht´'", sagt die Landtagsabgeordnete. Deshalb schaute sie sich die Konzepte und Programme von CDU, SPD, Grünen und FDP an - und sah für sich die größte Übereinstimmung mit den Zielen der Liberalen. Vor allem wegen der Ansichten der Partei zur Wirtschaft. Das war 1998. Inzwischen sitzt sie als eine von wenigen Landtagsmitgliedern in drei kommunalen und einem Landesparlament: im Ortsgemeinderat Hetzerath, im Verbandsgemeinderat Wittlich-Land, im Kreistag Bernkastel-Wittlich sowie im rheinland-pfälzischen Landtag.

Und wenn sie nicht an einer der vielen Sitzungen teilnimmt und irgendwann einmal im Haus am Rande Hetzeraths Ruhe eingekehrt ist?

Dann liest Rita Wagner - mit Vorliebe historische Romane. Oder sie sammelt alte Verpackungen. Die stöbert sie unter anderem auf Flohmärkten auf. Eigentlich besitzt sie eine ansehnliche Auswahl der alten Transportbehältnisse, berichtet die Hetzeratherin. Doch ihre Mutter hat die Fundstücke teils mit dem Altpapier entsorgt, sagt Rita Wagner und lacht. So etwas kommt eben vor in einem Mehrgenerationenhaus.

Ganz ohne ihre Großfamilie reist Rita Wagner gerne in die Niederlande. Dort segelt sie über das Ijsselmeer. "Auf der Mosel würde ich mich das nicht trauen", sagt sie. Dort sei ihr dann doch zu viel los.

Der Wahlkreis 22 (Wittlich) umfasst neben der Stadt Wittlich die Verbandsgemeinden Wittlich-Land, Kröv-Bausendorf und Manderscheid.

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