Immer mehr Weinbergsbrachen: Kröv will gegensteuern

Kröv · Aufgegebene Weinbergsflächen prägen seit Jahren das Bild im Moseltal. Diese Entwicklung erfolgt ungeordnet, das heißt, es entsteht ein Flickenteppich aus Wingerten und Hecken. Das Dienstleistungszentrum Mosel (DLR) will mit der Gemeinde Kröv gegensteuern. Kröv ist Pilotgemeinde des Moselprogramms. Das DLR informierte am Mittwoch die Winzer.

 Ende eines Weinbergs: Aufgeschichtete Pfähle zeugen von einem stillgelegten Wingert. TV-Foto: Archiv/F. Vetter

Ende eines Weinbergs: Aufgeschichtete Pfähle zeugen von einem stillgelegten Wingert. TV-Foto: Archiv/F. Vetter

Kröv. Auf den ersten Blick ist in der Weinbaugemeinde Kröv alles in Ordnung. Die von der B 53 gut sichtbare Steillage Steffensberg ist eine geschlossene Weinbergsfläche - so wie man sich die Kulturlandschaft Mosel vorstellt. Doch direkt hinter dem Ort liegen zahlreiche Weinberge brach. Das DLR Mosel will mit einem Flächenmanagement dafür sorgen, dass diese Verbrachung geordnet verläuft. Das heißt, stillgelegte Weinberge sollten möglichst geschlossen, zum Beispiel durch Flächentausch zusammengelegt werden. Das DLR will dabei die Kröver Winzer unterstützen und kostenlos beraten. Die Landesbehörde hat Kröv neben Pölich, Zell und Winningen im Rahmen eines "Moselprogramms" als Pilotgemeinde ausgewählt, um mit der Gemeinde Entwicklungsstrategien zu erarbeiten. Das DLR will Anfang kommenden Jahres eine Betriebsbefragung durchführen und darauf aufbauend ein Nutzungskonzept erstellen. Dabei geht es unter anderem um die Festlegung von Weinbergs-Kernlagen, von Ausgleichsflächen, und es wird überlegt, welche alternative Nutzungen auf Brachflächen möglich sind. Die Idee ist, diese Parzellen so aufzubereiten und zu pflegen, dass sie sich natürlich ins Landschaftsbild einfügen und auch die noch intakten Weinberge in der Nachbarschaft nicht beeinträchtigen. Denn nicht nur Kröv machen verbuschte Brachflächen mitten in den Weinbergen Probleme. Dort können sich Pflanzenkrankheiten und Schädlinge schnell ausbreiten, die dann die benachbarten Weinberge befallen.
Am Ende des auf mehrere Jahre ausgelegten Programms steht ein Bodenordnungsverfahren, das heißt, das Eigentum an Grundstücken wird neu geordnet.
Das DLR hatte im vergangenen Jahr 125 Weinbaugemeinden an Mosel, Saar und Ruwer angeschrieben und darum gebeten, eine Check-Liste mit 18 Fragen zu beantworten. 87 Gemeinden hatten geantwortet. Die Auswertung ergab, dass bis zum Jahr 2020 vermutlich 30 bis 40 Prozent der Weinbaubetriebe aufhören und ein weiterer Rückgang der Weinbauflächen zu erwarten ist.
Johannes Pick, Abteilungsleiter Landentwicklung beim DLR, sagte vor rund 80 Winzern in der Weinbrunnenhalle, dass in Kröv eine zukunftsfähige Entwicklung möglich sei.
Deshalb sei der Ort auch für das Pilotprojekt ausgewählt worden. Ortsbürgermeister Günter Müllers begrüßte die Initiative des Landes. Müllers: "Die Kröver Winzer und die Gemeinde haben ein großes Interesse an dem Programm." Winzer Gerd Klein meinte: "Das ist eine Chance für den Ort."Extra

Bestockte Rebfläche 2010: 169 Hektar, davon 64 Prozent Flachlagen, 36 Prozent Steillagen. Anzahl der Weinbaubetriebe mit mindestens 0,5 Hektar: 90. Zum Vergleich: 1990 betrug die Rebfläche noch über 400 Hektar, die von 260 Betrieben bewirtschaftet wurden. Quelle: Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz. sim

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