Immer wenn die Sonne scheint

WENIGERATH. Die Morbacher Energielandschaft (MEL) ist ab sofort um eine Attraktion reicher: Unmittelbar im Eingangsbereich ist eine solare Trinkwasser-Aufbereitungsanlage zu sehen.

Was in unseren Breiten annähernd als selbstverständlich gilt, ist in vielen Ländern der Erde ein Problem: die Beschaffung von Trinkwasser. Mit der Demonstrationsanlage der Trierer Firma RSD Rosendahl System GmbH, die ab sofort in der Morbacher Energielandschaft steht, ist dies kein Problem. Neben der Anlage selbst benötigt der Betreiber lediglich Wärme und irgendeine Art von Rohwasser. "Ob sie Salz, Brack- oder verseuchtes Süßwasser nehmen, spielt keine Rolle", versichert Geschäftsführer Oliver Kopsch. Heraus komme stets reines Trinkwasser. Das Prinzip schildert Wilfried Rosendahl, der die Anlage über Jahre entwickelt hat: Rohwasser jedweder Art wird in einen Kollektor eingefüllt. Es sickert über eine Rinne auf ein so genanntes schwarzes Absorbervlies, das unter einer Glasscheibe liegt.Demo-Anlage produziert bis 20 Liter am Tag

Durch Sonnenstrahlen, die auf die Glasscheibe fallen, erwärmt sich das Vlies. Dabei sind Spitzentemperaturen von 80 bis 90 Grad möglich. Das Rohwasser verdampft und kondensiert unter der Glasabdeckung. Es läuft in einen Trinkwassertank ab, während das restliche Rohwasser in einen separaten Speicher abläuft und dabei Schmutz und Salze aus dem Kollektor herausspült. Mit der Demonstrationsanlage, die über eine 2,5 Quadratmeter große Absorberfläche verfügt, entstehen laut Kopsch pro Tag 15 bis 20 Liter reines destilliertes Wasser - genug, um eine vierköpfige Familie zu versorgen. Aber ist es auf Dauer möglich, nur destilliertes Wasser zu trinken. "Ich bin der lebende Beweise dafür", versichert Klaus Miesemer von RSD. Mineralstoffe könne man mit der Nahrung aufnehmen. In den USA hätten viele Menschen Destilliergeräte zur Trinkwasserproduktion, die allerdings sehr energieintensiv seien. Und dort habe das Trierer Unternehmen, das übrigens in Deutschland lediglich vier Mitarbeiter hat, bereits eine Auszeichnung für Qualität des Wassers erhalten. Die geringe Zahl der Mitarbeiter macht aus Sicht von Kopsch Sinn: "Wir liefern lediglich das Know-How und suchen Lizenznehmer." 90 Prozent der Anlage könne vor Ort hergestellt werden. Lizenznehmer für ihr patentiertes System hat das Unternehmen bislang in Puerto Rico, Indien und Namibia. Derzeit bemühe man sich um den Markt in arabischen Ländern und China. Morbachs Bürgermeister Gregor Eibes freut sich, dass man in der MEL jetzt eine weitere Möglichkeit hat, natürliche Ressourcen zu nutzen. "Neben regenerativen Anlagen zur solaren Stromerzeugung und durch unsere Windkraftanlagen können wir nun als erste Gemeinde in Deutschland zeigen, wie man ohne Umwege mit Sonnenstrahlen Trinkwasser gewinnen kann."Mit Hilfsorganisationen im Gespräch

Herkömmliche Trinkwasseraufbereitung, zeigt Kopsch weitere Vorteile der innovativen Aufbereitungsanlage auf, seien energieintensiv und wartungsaufwändig. Das neue System braucht an Energie lediglich Sonnenlicht. Auch die Wartung sei kein Problem. Es gibt keine Filter, die gewechselt werden müssen. Über viele Jahre hinweg sei das System wartungsfrei, was in Dritte-Welt-Ländern besonders wichtig sei. Dass es mit wenigen Handgriffen leicht zusammenzubauen ist, ist ein weiterer Pluspunkt. Auch der Preis - es gibt Geräte ab 500 Euro - ist nach Auffassung von Kopsch nicht das Problem. Schließlich könne in der Regel vor Ort erheblich preiswerter produziert werden. Im übrigen müssten viele Menschen hohe Summen für Trinkwasser zahlen. Er sei auch im Gespräch mit verschiedenen Hilfsorganisationen. Interessant ist das Gerät in allen Ländern, in denen Trinkwasser gebraucht wird und in denen häufig die Sonne scheint. Doch auch wenn die mal streikt, ist nicht aller Tage Abend. Denn beim Pressetermin in der MEL stürmte es über den Hunsrückhöhen gewaltig, die Sonne hatte sich hinter dicken Wolken versteckt. Und doch kondensierten bei herbstlichen Temperaturen Wassertropfen, wenn auch ziemlich langsam.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort