Impulse für neue Wege im Hunsrück

Erbeskopf · Wie eine problembehaftete Region zu neuem Leben erwacht, haben die 90 Teilnehmer der Regionaltagung "Den Hunsrück zukunftsfähig gestalten" am Beispiel der österreichischen Steiermark erfahren. Ratschläge gab es auch vom Geschäftsführer der Dachmarke Eifel.

 Er könnte Vorreiter für eine Dachmarke sein: Metzger Klaus Gauer-Kneppel mit einem seiner „Ebbes-von-Hei!“-Produkte. TV-Foto: Marion Maier

Er könnte Vorreiter für eine Dachmarke sein: Metzger Klaus Gauer-Kneppel mit einem seiner „Ebbes-von-Hei!“-Produkte. TV-Foto: Marion Maier

Erbeskopf. "Es gibt eine Dachmarke Eifel und eine Dachmarke Mosel. Warum soll es nicht auch gelingen, eine Dachmarke Hunsrück zu etablieren?" Mit diesen Worten umriss Hans-Dieter Dellwo, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Thalfang, ein mögliches Ziel der Regionaltagung "Den Hunsrück zukunftsfähig gestalten" mit 90 Teilnehmern aus Kommunalpolitik, Tourismus und Wirtschaft.
Doch bis zur Dachmarke, bei der hochwertige Produkte aus der Region - ob Lebensmittel, Holzprodukte, regenerative Energie oder touristische Dienstleistungen - unter einem Logo vermarktet werden, ist es noch ein weiter Weg.
Ein Anfang ist gemacht, wie Landrat Gregor Eibes, der bei der Planung der Tagung noch Morbachs Bürgermeister war, erläuterte. Die Initiative "Ebbes von Hei!" wurde im vergangenen Jahr gegründet und soll zum Verein entwickelt werden. In der Initiative haben sich erste Akteure wie die Gemeinde Morbach, ein Metzger, Landwirte und ein Imker zusammengefunden, um regionale Produkte besser zu vermarkten. Doch es geht um mehr: Wertschöpfung durch Wertschätzung. Und da mangelt es an einigem. Produzenten und Konsumenten nehmen laut Eibes regionale Erzeugnisse nicht als etwas Wertvolles wahr. Ein entsprechendes Selbstbewusstsein fehle. Die Schönheit der Landschaft biete genauso wie die "Heimat-Trilogie" von Edgar Reitz jede Menge Chancen. Doch würden sie nicht gesehen. Auch eine eindeutige Identifikation fehle im Hunsrück.
Was möglich ist, wenn sich eine Region auf den Weg macht, stellte Referentin Birgit Birnstingl-Gottinger am Beispiel des Steierischen Vulkanlands dar. Dort gab es vor 15 Jahren nicht viel - außer schöner Landschaft. Doch dann begann die Regionalentwicklung zusammen mit den Bürgern, und das Vulkanland blühte auf. Die drei Kernthemen: Bildung, Wirtschaft und Kultur. Es entstanden eine Akademie für Erwachsenenbildung und die erste grüne Bioraffinerie, in der aus Gras Kunststoff hergestellt wird. Die Winzer der Oststeiermark setzten sich so hohe Ziele, dass sie sie zunächst nicht erreichten. Mittlerweile belegen sie regelmäßig die ersten Plätze bei Prämierungen. Im Handwerk war viel Wissen verloren gegangen. Tischler begannen, eigene Betten zu bauen, Hotels richteten sich mit speziellen Möbeln ein. Selbst eine neue Tracht überlegte man sich, nachdem die alte verschwunden war. "Für so einen Weg ist Begeisterung nötig", riet Birnstingel-Gottinger.
Ganz andere Ratschläge präsentierte Referent Markus Pfeifer, Geschäftsführer der Dachmarke Eifel. Er sagte: "Premium-produkte wie der Eifel-Premiumschinken sind zwar ein Zweig bei der Dachmarke.
Aber wichtiger sind die Standardprodukte. Das ganze Schwein muss vermarktet werden, denn nur so können wir viele Betriebe an der Wertschöpfung beteiligen." In der Startphase seien einzelne nötig, die voranschreiten würden.
Im Hunsrück gehört der Morbacher Metzger Klaus Gauer-Kneppel zu diesen Pionieren. Er vermarktet seit kurzem einige seiner Wurstprodukte unter dem Namen "Ebbes von Hei!". Noch zahlt sich Aufwand nicht in barer Münze aus, doch die Chancen stehen gut. Gauer-Kneppel: "Es gibt viele, die auf Hunsrücker Produkte gewartet haben."

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