In allen Stilrichtungen zu Hause

Wittlich/Trier · Dreimal pro Woche fährt der gebürtige Bergweilerer Dirk Eis 140 Kilometer nach Limburg, um seine Tanzleidenschaft bei der Showformation Ragazzi auszuleben. Die Gruppe ist bei den Weltmeisterschaften in Riesa (Sachsen) im November zum dritten Mal Vizeweltmeister geworden.

 Dirk Eis mit seinem Kostüm, das er bei der Vizeweltmeisterschaft trug. Die Weste ist mit Swarowski-Kristallen besetzt. Die Siegerehrung mit der Medaille war für ihn ein berührender Moment. TV-Foto: Christina Bents

Dirk Eis mit seinem Kostüm, das er bei der Vizeweltmeisterschaft trug. Die Weste ist mit Swarowski-Kristallen besetzt. Die Siegerehrung mit der Medaille war für ihn ein berührender Moment. TV-Foto: Christina Bents

Wittlich/Trier. Angefangen hat alles mit der Tanzgruppe Gladbach, die auf hohem Niveau meist bei Kappensitzungen in der Region getanzt hat. Dirk Eis aus Bergweiler kannte einige aus der Gruppe und die haben ihn gefragt, ob er nicht Lust habe mitzutanzen. Dass er einmal Vizeweltmeister im Showtanz und auf Turnieren in der ganzen Welt tanzen würde, hätte sich der damals 16-Jährige nicht träumen lassen.
Nach einigen Jahren in Gladbach und anschließend in Sehlem merkte der Mittdreißiger, dass er noch ein Stück weit professioneller tanzen möchte. Er wechselte nach Kaiserslautern. Dirk Eis: "Wir haben in Kaiserslautern im Karnevalsbereich alles gewonnen, was möglich ist, und ich habe dort von der Gruppe aus Limburg gehört, die reinen Showtanz macht."
Dirk Eis erklärt den Unterschied zum Karnevalstanz so: "Im Showtanz kann man alle Stilrichtungen einbringen, beispielsweise Elemente aus dem Ballett, dem Jazztanz oder Hiphop, das ist im Karneval so nicht möglich. Wichtig ist, dass die Gruppe sich ein Thema sucht, und das dann tänzerisch umsetzt, sowohl von der Musik her als auch vom Ausdruck."
Hier in der Region sind die Limburger Tänzer seltener zu sehen, denn die Gage der Truppe ist mit 800 bis 900 Euro für zehn Minuten Tanz im oberen Bereich. Dafür bekommt man aber auch Professionelles geboten, die Kostüme sind sehr aufwendig, die Requisiten müssen gebaut werden, oft wird Musik neu eingesungen - und all das hat seinen Preis.
Für den in Wittlich wohnenden Dirk Eis ist Tanzen ein intensives Hobby. Sein Geld verdient er bei der Stadtverwaltung Trier im Finanzbereich. Daneben unterrichtet er Betriebswirtschaftslehre an der Fachhochschule in Mayen. In einer Trierer Tanzschule gibt er zudem Kurse in verschiedenen Stilrichtungen. Und wenn neben all diesen Dingen noch Zeit bleibt, fliegt er gerne mit seiner Freundin, einer professionellen Tänzerin, nach London, um sich Musicals oder Tanzshows anzusehen.
Dass es immer noch nicht selbstverständlich ist, dass man als Mann tanzt, kann Dirk Eis bestätigen. "Das ist schade, aber auch ein Problem in Deutschland. In anderen Ländern, wie beispielsweise den USA oder den osteuropäischen Staaten hat das Tanzen einen viel höheren Stellenwert, es ist beispielsweise ein Schulfach, und es gibt im Fernsehen zahlreiche Tanzsendungen." chb
Extra

Die Showtanzformation Ragazzi aus Limburg ist im Allgemeinen Deutschen Tanzlehrerverband organisiert und hat 32 aktive Tänzer, zwei davon sind Profitänzer. Sie waren schon Weltcup-Sieger, drei mal Vize-Weltmeister, zwei mal Europameister, drei mal Vize-Europameister, elf mal Deutscher Meister und gewannen sieben mal den Deutschlandcup. Bei den diesjährigen Weltmeisterschaften in Riesa setzte die Truppe das Thema "Marry me" (heirate mich) um. Der Tanz startet mit dem Heiratsantrag im Park, geht über die Freude der Verwandten und die Vorbereitung bis schließlich zum Ja-Wort in der Kapelle. Die Formation tanzt ansonsten bei Bällen, hatte schon Auftritte im ZDF-Fernsehgarten, im Hessischen Rundfunk und bei Karnevalsveranstaltungen in Mainz, Wiesbaden und anderen Städten. chb

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