Bernkastel-Kues Realschüler arbeiten im eigenen Weinberg: Erste Lese in drei Jahren

Bernkastel-Kues · In Bernkastel-Kues betreibt die Realschule seit Kurzem einen eigenen Weinberg.

 Die Realschüler arbeiten gern in ihrem eigenen Weinberg in Bernkastel-Kues.

Die Realschüler arbeiten gern in ihrem eigenen Weinberg in Bernkastel-Kues.

Foto: TV/Florian Görres

Es ist bestes Winzerwetter in Bernkastel-Kues, als zwei Schüler der neunten Klasse der Freiherr-vom-Stein-Realschule plus zum symbolischen Spatenstich in ihrem eigenen Weinberg ansetzen. Die regionale Prominenz hat sich eingefunden, neben Bürgermeister Leo Wächter sind auch Weinkönigin Kirsten Urban und Landrat Gregor Eibes anzutreffen. Letzterer hat gerade erst mit der Initiative „Faszination Mosel“ eine Broschüre herausgegeben, mit der Lehrer viele Inhalte über die Moselweinberge und die Biodiversität an Grundschüler vermitteln können (der TV berichtete). Über Weinanbau lernen, heißt für ihn über die Heimat lernen, es sei „wichtig für die Region, dass wir das Thema Weinbau in Bildung und Ausbildung thematisieren“.

Schon bei der Broschüre war auch das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) beteiligt, Dienstellenleiter Hubert Friedrich versprach auch bei den Feierlichkeiten zum Spatenstich, das Projekt Schulweinberg für lange Zeit mit voller Kraft zu unterstützen.

Der Weinberg der Realschule plus, der sich unterhalb des Busparkplatzes am Schulzentrum in Bernkastel befindet, zählt 200 Reben. Damit ist er zwar nicht ganz so groß und imposant wie die Anbaustellen direkt gegenüber auf der anderen Moselseite, dennoch ist es ein beeindruckendes Projekt. Bereits zum Schuljahr 2019/20 konnten Schüler der achten Klasse sich im Bereich ihres Wahlpflichtfaches, indem ansonsten Themen wie Handel und e-commerce oder Gesundheit und Pflege angeboten werden, für Weinbau als Schulfach entscheiden. Dabei sei es im vergangenen Schuljahr vor allem um die nötigen Voraussetzungen für einen Weinberg und die beste Rebsorte für den eigenen Weinberg gegangen, erzählt der zuständige Lehrer David Moog. Der Chemie- und Religionslehrer stammt aus einer Winzerfamilie und bringt seine Expertise im Unterricht ein. Eine Doppelstunde pro Woche würden sich die Schüler mit Weinbau beschäftigen, so könne man beispielsweise eine Bindetechnik in der ersten Stunde theoretisch besprechen und in der zweiten diese dann direkt im Weinberg anwenden. Dabei kann Moog sowohl bei praktischen, als auch theoretischen Fragen auch auf die Hilfe des DLR setzen.

Acht Schüler werden aktuell im Fach Weinbau unterrichtet, sie alle sind in der neunten Klasse, in der jetzigen achten Klasse habe es kein Interesse an dem Wahlpflichtfach gegeben, so Moog. Neuntklässler Jonas (14), hat sich aufgrund des starken Praxisteils für das Fach entschieden, außerdem freut er sich auf den Ertrag. Darauf wird er allerdings noch warten müssen, erst in drei Jahren wird die erste Lese möglich sein. Wein soll aus den Trauben voraussichtlich nicht gemacht werden, geplant sind alkoholfreie Alternativen wie Traubensaft. Der soll auch an die Schüler gehen, so Moog. Gekeltert und verarbeitet werden die Trauben in den Räumen des DLR, die nur einen kurzen Fußweg von der Schule entfernt sind, erzählt Moog weiter. Auch hier sollen die Schüler jeden Schritt miterleben können. Und das Engagement der Neuntklässler ist groß: Selbstständig hätten sie sich in den Sommerferien organisiert, um ihren Weinberg zu gießen, erzählt Elternbeiratsvorsitzender Oliver Bölinger, der selbst Winzer ist und beim Anpflanzen der Reben geholfen hat.

DLR-Dienststellenleiter Friedrich sieht die Kooperation als Chance, Nachwuchs für den Weinbau zu finden, der „mit Überzeugung und Herzblut hinter dem Beruf steht“. Es sei außerdem wichtig, dass die Schüler das Thema Weinbau in die Familien hineintragen und damit auch die Eltern sensibilisieren. Das pädagogische Angebot sei erstmalig und einzigartig an der Mosel, der DLR sei aber gerne bereit auch weitere Schulen, die ein entsprechendes Angebot schaffen wollen zu unterstützen, so Friedrich.

Ob weitere Schulen dem Beispiel der Freiherr-vom-Stein-Realschule plus folgen wollen bleibt abzuwarten. Für Jonas jedenfalls ist der Beruf des Winzers bereits nach einem Jahr Weinbau-Unterricht zu einer realistischen Option geworden.

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