In Burg gehen nachts die Lichter aus

Die Gemeinde Burg greift zu einer ungewöhnlichen Sparmaßnahme. Der Gemeinderat hat einstimmig beschlossen, ab dem 1. März nachts zwischen 1 und 5 Uhr die Straßenlaternen abzuschalten. Dadurch will die Gemeinde 1400 Euro im Jahr sparen. Gastronomen sind skeptisch.

 Noch brennen die Straßenlaternen. Bald wird es in Burg ab 1 Uhr dunkel. TV-Foto: Klaus Kimmling

Noch brennen die Straßenlaternen. Bald wird es in Burg ab 1 Uhr dunkel. TV-Foto: Klaus Kimmling

Burg. "Kleinvieh macht auch Mist", sagt Reiner Bucher. Der Ortsbürgermeister des 400-Einwohner-Ortes Burg und der Gemeinderat wollen das Defizit der Gemeinde reduzieren. 1400 Euro kann die Gemeinde im Jahr einsparen, wenn sie nachts von 1 bis 5 Uhr die Straßenlaternen abschaltet. Insgesamt betragen die Stromkosten für die Straßenbeleuchtung pro Jahr knapp 4000 Euro. Einen entsprechenden Beschluss hat der Gemeinderat auf seiner jüngsten Sitzung einstimmig gefasst. Ein Defizit von 33 000 Euro weist der Haushalt der Gemeinde für 2011 aus, die nur über sehr geringe Gewerbesteuereinnahmen verfügt.

Zunächst werde man das Vorhaben, so der Ortschef, bis Ende Mai testen. Bucher: "Wir müssen mal abwarten, wie die Einheimischen und die Gäste darauf reagieren." Burg ist ein Fremdenverkehrsort mit mehreren Restaurants, Hotels und Privatpensionen.

Eine Beleuchtungspflicht gibt es nicht. Die Laternen, die nicht die ganze Nacht durchgehend leuchten, müssen nur am Mast mit einem Hinweisschild mit rotem Ring und weißem Rand gekennzeichnet werden. Diese Schilder werden in Kürze angebracht.

Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Traben-Trarbach, Ulrich K. Weisgerber, will die Entscheidung des Burger Gemeinderates weder positiv noch negativ bewerten. Sie mache aber deutlich, wie spitz heute die Gemeinden rechnen müssten.

Heinz Flöter, Inhaber des Hotels zur Post, ist von dem Ratsbeschluss nicht begeistert. Flöter: "Einheimische und Gäste müssen auch noch spät in der Nacht sicher nach Hause gehen können - auch, wenn es nur sehr wenige sind." Marita Kasel vom Gasthaus Zum Weinberg ist ebenfalls skeptisch: "Ich finde das nicht so gut", sagt sie spontan. Die Gastwirtin verweist aber auf die Testphase bis Ende Mai. Danach könne man genauer sagen, ob das Abschalten der Straßenlaternen in der Nacht Sinn mache.

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Pro

Keine helle Entscheidung

Ein mutiger Schritt

Es werde Licht - oder auch nicht. So ehrenvoll das Ziel der Gemeinde auch sein mag, mit dem Abschalten der Laternen Geld zu sparen: Sie darf vor den möglichen negativen Folgen nicht die Augen verschließen. Etwa, wenn nach einem Weinfest oder dem Kneipenbesuch die Gäste des Nachts im Dunkeln nach Hause gehen. Gerade für Frauen ein unschönes Szenario. Gewalttätern und Handtaschendieben sind damit Tür und Tor geöffnet. Ein Risiko, das sich in Anbetracht der geringen Summe nicht lohnt, die Burg damit einsparen kann. Mehr als ein symbolischer Akt ist dieser Beschluss nicht. Und symbolische Politik hat noch niemandem geholfen. Weder den Einheimischen noch den Touristen, die sich die Augen reiben werden. Und sich wundern, dass stattdessen der Osann-Monzeler Kindergarten nachts beleuchtet wird (siehe Seite 9 in dieser Ausgabe)... u.quickert@volksfreund.de Alle reden vom Sparen, aber kaum jemand tut was. Dies gilt für die meisten öffentlichen Haushalte, von der kleinen Ortsgemeinde über die Verbandsgemeinde, den Kreis, das Land und den Bund. Deshalb kann man dem Burger Gemeinderat nur gratulieren. Er macht nachts die Straßenlaternen aus und spart dadurch 1400 Euro. Kritiker sagen, das sei doch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber dieses Argument kann man immer anführen, wenn man es sich einfach machen will. Irgendwo muss man ja mal anfangen. Außerdem ist Burg nicht gerade für ein sehr reges Nachtleben bekannt. Die Menschen, die zwischen 1 und 5 Uhr auf den Straßen anzutreffen sind, kann man an einer Hand abzählen. Und wenn wirklich mal richtig was los ist - beim Wein- und Straßenfest - kann die Gemeinde die Laternen ein paar Tage brennen lassen. w.simon@volksfreund.de

Kontra

Keine helle Entscheidung

Ein mutiger Schritt

Es werde Licht - oder auch nicht. So ehrenvoll das Ziel der Gemeinde auch sein mag, mit dem Abschalten der Laternen Geld zu sparen: Sie darf vor den möglichen negativen Folgen nicht die Augen verschließen. Etwa, wenn nach einem Weinfest oder dem Kneipenbesuch die Gäste des Nachts im Dunkeln nach Hause gehen. Gerade für Frauen ein unschönes Szenario. Gewalttätern und Handtaschendieben sind damit Tür und Tor geöffnet. Ein Risiko, das sich in Anbetracht der geringen Summe nicht lohnt, die Burg damit einsparen kann. Mehr als ein symbolischer Akt ist dieser Beschluss nicht. Und symbolische Politik hat noch niemandem geholfen. Weder den Einheimischen noch den Touristen, die sich die Augen reiben werden. Und sich wundern, dass stattdessen der Osann-Monzeler Kindergarten nachts beleuchtet wird (siehe Seite 9 in dieser Ausgabe)... u.quickert@volksfreund.de Alle reden vom Sparen, aber kaum jemand tut was. Dies gilt für die meisten öffentlichen Haushalte, von der kleinen Ortsgemeinde über die Verbandsgemeinde, den Kreis, das Land und den Bund. Deshalb kann man dem Burger Gemeinderat nur gratulieren. Er macht nachts die Straßenlaternen aus und spart dadurch 1400 Euro. Kritiker sagen, das sei doch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber dieses Argument kann man immer anführen, wenn man es sich einfach machen will. Irgendwo muss man ja mal anfangen. Außerdem ist Burg nicht gerade für ein sehr reges Nachtleben bekannt. Die Menschen, die zwischen 1 und 5 Uhr auf den Straßen anzutreffen sind, kann man an einer Hand abzählen. Und wenn wirklich mal richtig was los ist - beim Wein- und Straßenfest - kann die Gemeinde die Laternen ein paar Tage brennen lassen. w.simon@volksfreund.deExtra In Raversbeuren (135 Einwohner, VG Kirchberg) sind nachts zwischen 1 und 5.30 Uhr die Straßen schon seit vielen Jahrzehnten unbeleuchtet. Ortsbürgermeister Horst Möhringer: "Das war schon immer so. Bis auf eine Person hat sich niemand beschwert. Nur wenn im August das Lott-Festival stattfindet, brennen die Straßenlaternen die ganze Nacht über." In Rittersdorf (1450 Einwohner, VG Bitburg-Land) brennt ebenfalls nachts von 1 bis 5.30 Uhr kein Licht. Ortsbürgermeister Walter Heyen: "Vor einigen Jahren hat der Gemeinderat die Abschaltzeiten von 1 bis 5.30 Uhr festgelegt. Davor war es sogar noch länger dunkel. Wir haben keinen ausgeglichenen Haushalt und müssen sparen." (sim)

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