In die Herzen der alten Menschen gespielt

TRABEN-TRARBACH. Ein eingespieltes Duo im wahrsten Sinne des Wortes sind Marlene Schmidt aus Wiesbaden und Peter Metzger aus Mainz. Seit 1989 treten die beiden Künstler regelmäßig im Ida-Becker-Haus in Traben-Trarbach auf und spielen sich mit ihrer Kammermusik in die Herzen der alten Menschen.

Marlene Schmidt war Musiklehrerin und sitzt am Klavier, der aus Traben-Trarbach stammende Peter Metzger streicht den Bogen über die Geigensaiten. Im Frühjahr und im Herbst sind sie stets in Traben-Trarbach, und sowohl die Bewohner als auch die Mitarbeiter des Hauses sowie viele Bürgerinnen und Bürger der Stadt freuen sich immer auf ihren Auftritt. Die beiden junggebliebenen Senioren unterhalten mit ihrem stets kurzweiligen Programm jedoch nicht nur die Menschen in Traben-Trarbach, sondern sie treten auch in Wiesbaden, Mainz, Ingelheim und Kassel, dem Geburtstort von Marlene Schmidt, auf. In Altenheimen und Stiften sind sie gern gesehene Gäste, und für ihren Vortrag verlangen sie keine Gage. Mehr als 30 Auftritte haben sie im vergangenen Jahr absolviert. "Die alten Menschen kommen nicht mehr vor die Tür, also kommen wir zu ihnen", ist ihre Devise, und das Programm stimmen die beiden auf die Heimbewohner ab. "Es sollen auch immer Ohrwürmer dabei sein", sagt Peter Metzger, und die von ihnen gespielten Stücke sind alle kurz. Ganze, komplexe Werke wollen sie den alten Menschen nicht mehr zumuten. Abwechslung ist gefragt und die Kurzweil erfreut. Marlene Schmidt und Peter Metzger haben dabei auch keine Hemmungen, einmal die Sonatensätze zu tauschen und mit einem langsamen Adagio zu beginnen und ihren Vortrag mit dem ersten Satz, dem flotten Allegro, zu beschließen. Franz Schubert und seine Komponisten-Kollegen werden es ihnen nachsehen, denn hier zählt nur, dass die Musik die Menschen erreicht. Der jüngste Auftritt im Ida-Becker-Haus stellte wieder einmal eindrucksvoll unter Beweis, dass die beiden Künstler mit ihrem Konzept richtig liegen. Sieben Komponisten hatten sie ausgewählt, unter anderem Pleyel, Fiocco, Mozart, Kreisler und Schubert. Zwischen den einzelnen Vorträgen gab Peter Metzger Erläuterungen zu den Stücken und ihren Komponisten, und da erfuhr auch der Musikliebhaber noch allerlei ihm bisher Unbekanntes. Die gute Akustik des Speisesaales im Ida-Becker-Haus überraschte und ließ die Violine strahlend erklingen. Marlene Schmidt und Peter Metzger beanspruchen für sich nicht, Virtuosen zu sein, aber ihr Spiel ist gekonnt und einfühlsam und berührt die Menschen in ihrem Innersten. Schwer hat es die Pianistin, die zu Hause auf einem Bechstein-Flügel spielt und sich in jedem Heim an ein anderes Instrument anpassen muss. "Das ist mein größtes Problem", räumt sie ein, doch sie meistert die Tücken, die in der Tastatur stecken können, mit Bravour. "Den Menschen macht es Freude", sagt Marlene Schmidt, und sie berichtet stolz davon, dass sie mit ihrem Vortrag sogar schwer Demente erreichen. "Oftmals lächeln sie, wenn sie die Musik hören", freut sie sich, und besonders beeindruckt hat sie eine alte Frau, die schon ein halbes Jahr kein Wort mehr gesagt hatte. Nach ihrem Konzert begann sie wieder zu reden. Viel Beifall gab es für die sympathischen Künstler im Ida-Becker-Haus, und um eine Zugabe kamen sie nicht herum. Bis zum Frühling müssen die Bewohner nun wieder warten, doch dann werden sich Peter Metzger und Marlene Schmidt wieder ein musikalisches Stelldichein an der Mosel geben.

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