In Enkirch tobte regelrechte Straßenschlacht

TRABEN-TRARBACH. (red) Der Arbeitskreis für Heimatkunde Traben-Trarbach lädt zu einem Vortrag über eins der dunkelsten Kapitel der jüngeren Heimatgeschichte ein. Am Donnerstag, 24. Februar, 19.30 Uhr, wird Christof Krieger, Doktorand an der Uni Trier und Museumswart des Mittelmosel-Museums, im Stadthaus "Alter Bahnhof" in Traben ausgewählte Quellen aus der Frühzeit der Hitlerbewegung an der Mittelmosel vorstellen.

Im Frühjahr 1928 hatte mit der NSDAP auch in unserer Region eine Partei die politische Bühne betreten, die aus ihrer Staatsfeindlichkeit keinerlei Hehl machte und für die die Massennot, die als Folge der Weltwirtschaftskrise um sich griff, einen geradezu idealen Nährboden darstellte. Die Halbherzigkeit, mit der sich die Reichsregierung der Not annahm - oder wohl besser: nicht annahm - , begünstigte zusätzlich das Anwachsen der nationalsozialistischen Bewegung, die das politische System von Weimar und die Parteien, die es trugen, für die Misere verantwortlich machen konnte, ohne zumindest vorerst selbst über konkrete und praktikable Alternativkonzepte verfügen zu müssen. Dennoch fasste die NSDAP im Moseltal zunächst nur zögerlich Fuß und blieb - besonders in den katholischen Winzerorten, die bei weitem die Mehrheit stellten - zunächst praktisch ohne jeglichen Widerhall. Dort erwies sich die konfessionelle Bindung der Wähler, die traditionell in der Zentrumspartei ihre politische Heimstatt hatten, weitaus stärker, als dass sie so ohne weiteres von den Versprechungen und Beschimpfungen der Nazis hätten erschüttert werden können. Lediglich in den wenigen evangelischen Enklaven - und hierzu zählt auch die Mittelmoselregion in und um Traben-Trarbach - gelang es bereits frühzeitig, erste Stützpunkte und Ortsgruppen zu installieren, wobei sich der Winzerort Enkirch zur regelrechten Keimzelle der Hitlerpartei entwickelte.Treiben der Nazis genau dokumentiert

Was vielen in diesem Zusammenhang bis heute unbekannt sein dürfte: Die örtlichen Polizeibehörden beobachteten von Anfang an sehr genau das Treiben der Nationalsozialisten, über deren Versammlungen, Mitgliederentwicklung und bisweilen auch gewaltsamen Auseinandersetzungen mit anderen Parteianhängern man detailliert Protokoll führte. So haben sich vielfach bislang unveröffentlichte Dokumente erhalten, die beispielsweise über eine regelrechte Straßenschlacht in Enkirch berichten, wo 1930 das Parteilokal der NSDAP von Anhängern des sozialdemokratischen "Reichsbanners" überfallen und verwüstet wurde, nachdem dort kurz zuvor SPD-Mitglieder aus Traben-Trarbach beim Plakate-Kleben misshandelt worden waren. Dass neben den Nationalisten auch die Kommunisten - wenngleich auch mit kläglichem Erfolg - die wirtschaftliche Notsituation für ihre Zwecke zu instrumentalisieren suchten, ist ebenfalls weitgehend in Vergessenheit geraten. Bei seinem Vortrag wird Museumswart Christof Krieger ausschließlich anhand originaler, bislang meist unveröffentlichter Quellen, Einblick in dieses ebenso dunkle wie dramatische Kapitel der Heimatgeschichte der Mosel-Region geben. Auf die genannten Quellen ist er im Zuge seines aktuellen Dissertationsprojektes zur nationalsozialistischen Weinbaupolitik im Landeshauptarchiv Koblenz beziehungsweise dem Bundesarchiv Berlin gestoßen. Der Eintritt zu dem Vortrag am Donnerstag, 24. Februar, 19.30 Uhr, im Stadthaus "Alter Bahnhof" ist frei.

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