In Minheim sorgt ein Flugblatt für Aufregung

Minheim · In Minheim kursiert ein Flugblatt. Nur ein Wechsel nach Wittlich-Land sei sinnvoll, heißt es da. Die VG Bernkastel-Kues sei nicht der richtige Fusions-Partner. Deren Bürgermeister spricht von Falschaussagen und Halbwahrheiten.

 Das Flugblatt mit klaren Forderungen lag in vielen Minheimer Briefkästen. TV-Foto: Klaus Kimmling

Das Flugblatt mit klaren Forderungen lag in vielen Minheimer Briefkästen. TV-Foto: Klaus Kimmling

"Minheim zurück zu Wittlich-Land!!!". So steht es auf einem Flugblatt, das in Minheimer Haushalten kursiert. Just zu dem Zeitpunkt, an dem sich die Bürger aus der Verbandsgemeinde Neumagen-Dhron auf einem Fragebogen dazu äußern können, ob sie eine freiwillige Fusion der VG mit einer anderen Kommune befürworten und welche ihnen am liebsten wäre.

Verfasser des Flugblatts ist eine Initiative "Pro Wittlich-Land". Wer sich dahinter verbirgt, ist nicht bekannt.

Klare Aussage in dem Schreiben: "Einzig der Wechsel zur VG Wittlich scheint angebracht". Minheim gehörte dieser Kommune bis zur Verwaltungsreform im Jahr 1969 an. Schweich scheide wohl aus geografischen Gründen aus (anderer Kreis), Thalfang sei hoch verschuldet. Viel Platz nimmt die VG Bernkastel-Kues ein. Von dort werde zwar stark um die Nachbar-VG geworben. Beim Blick auf die Zahlen solle ein Wechsel dorthin gut überlegt werden. Die Kommune sei ziemlich verschuldet. Eventuell müsse die Fluchtröhre für den Burgbergtunnel in Bernkastel-Kues mitfinanziert werden. Zudem liege der Anschlussgrad an die Kanalisation nur bei 86,8 Prozent. Dies bedeute einen zusätzlichen Kostenaufwand. "Zwei kranke Partner ergeben zusammen keinen Gesunden", heißt es.

Wie berichtet ist Ortsbürgermeister Werner Mertens ein Verfechter der Rückkehr nach Wittlich-Land. "Mit dem Flugblatt habe ich aber nichts zu tun", erklärt er im Gespräch mit dem TV. "Man sollte das nicht zu hoch kochen", fügt er an. Mertes selbst hatte einige der aufgeführten Aspekte (Tunnel, Kanalisation) am 26. Januar bei der Bürgerversammlung in Piesport angesprochen. Hat er also doch mit dem Flugblatt zu tun? "Da waren noch weitere Minheimer im Saal", antwortet er.

Christiane Horsch, Bürgermeisterin der VG Neumagen-Dhron, reagiert heftig. "Einige der angeblichen Fakten sind falsch. Da wird ein möglicher Partner, der ohne Not auf uns zugeht, verunglimpft", sagt sie. Mehrere Minheimer hätten sich schon bei ihr gemeldet und von "Manipulation" gesprochen.

Ulf Hangert, Bürgermeister der VG Bernkastel-Kues, spricht von einer "ganz infamen Art und Weise mit Falschaussagen und Halbwahrheiten die Minheimer Bürger dazu zu bringen, für den Anschluss von Minheim an die VG Wittlich-Land zu stimmen". Seine Kommune, das habe er in Piesport gesagt, müsse sich nicht an den Kosten einer Tunnel-Fluchtröhre beteiligen. Und sie sei auch nicht finanzschwach. Im Abwasser-Bereich liege der Anschluss-Grad bei 94 Prozent. Bis Ende 2011 werde er über 98 Prozent betragen. Trotzdem lägen die Kosten (Wasser, Abwasser) für eine Durchschnittsfamilie günstiger als in Neumagen-Dhron und gleichauf mit Wittlich-Land. Hangert: "Ich weise entschieden zurück, dass es sich bei der VG Bernkastel-Kues um einen kranken Partner handelt."

Meinung Erster Fleck auf der Weste
Es war fast zu erwarten, dass Heckenschützen, die ihr eigenes Süppchen kochen wollen, bei der Diskussion um die Gebietsreform auf den Plan treten. Jeder hat in diesem Land das Recht, seine Meinung zu äußern. Nur sollte er sich nicht hinter einer Initiative verstecken, die bisher noch nie aufgetaucht ist und die vielleicht auch nur ein Fantasie-Gebilde ist. Den Mut, sich als Verfasser zu outen, sollten der oder die Verfasser schon haben. Allein deshalb, damit mit ihnen Aug in Aug diskutiert werden kann. So oder so: Dieses Flugblatt ist der erste dunkle Fleck in der bisher meist sachlich verlaufenden Gebietsreform-Diskussion. c.beckmann@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort