Landwirtschaft Ein reich gedeckter Tisch für die Bienen

Oberöfflingen · In Oberöfflingen wächst auf 3,5 Hektar eine  Pflanze mit dem Namen Durchwachsene Silphie. Sie ist eine Alternative für den Mais, denn sie kann als Biomasse punkten. Und die Bienen mögen sie.

 Christian Graf, Marc Zoll, Rainer und Susanne Görres, Günter Weins und Hans Feit (von links) schauen sich die Samen der Durchwachsenen Silphie an. 

Christian Graf, Marc Zoll, Rainer und Susanne Görres, Günter Weins und Hans Feit (von links) schauen sich die Samen der Durchwachsenen Silphie an. 

Foto: Christina Bents

Der Boden ist frisch eingesät auf dem 3,5 Hektar großen Feld hinter dem Sportplatz von Oberöfflingen auf dem „Leisbüschel“. Marco Zoll hat die Durchwachsene Silphie in den Boden gebracht, die eine nordamerikanische Schönheit unter den Pflanzen ist. Sie blüht attraktiv gelb und ist mit ihren 3,50 Meter Höhe eine stattliche Erscheinung. Bislang überzeugte sie vor allem Imker und Gärtner mit ihren Eigenschaften. Jetzt erlangt sie als Energiepflanze für Biogasanlagen und somit als Alternative zu Mais Aufmerksamkeit.

Das hat sich bis zu Christian Graf herumgesprochen, der als Landwirt eine Biogasanlage betreibt. Insgesamt bewirtschaftet er dafür 200 Hektar Land. Auf zehn Hektar will er jetzt die Durchwachsene Silphie anbauen, um zu sehen, ob sie für ihn eine Alternative zum Mais sein könnte. Weiter sagt er: „Wir müssen uns in der Landwirtschaft den Problemen stellen, und beispielsweise versuchen, dem Boden mehr Erholung zu geben, um Erosionen nach Starkregenereignissen zu vermeiden.“ Bisher taten sich die Landwirte mit der Durchwachsenen Silphie schwer, denn sie musste aufwendig im Gewächshaus angezogen und dann auf dem Feld ausgepflanzt werden. Sie kann zudem erst im zweiten Jahr geerntet werden, da sie im ersten Anbaujahr lediglich bodenständige Rosetten bildet.

Marco Zoll, Mitarbeiter einer Firma vom Bodensee, die das Saatgut herstellt, erklärt: „Die Silphie wird als Untersaat zu Mais angebaut. So kann im ersten Jahr, wenn sie noch nicht erntefähig ist, zumindest der Mais genutzt werden. Das kompensiert den Ertragsausfall. Ab dem zweiten Jahr ist auch kein Pflanzenschutz mehr notwendig.“

Dass die Energiepflanze in Oberöfflingen nicht die richtigen Anbaubedingungen hat, glaubt Marco Zoll nicht. Einzig Starkregen könne der Pflanze im ersten Jahr etwas anhaben, meint er.

Die Eigentümer der beiden Felder, die Christian Graf gepachtet hat, finden den Anbau der Energiepflanze ebenfalls gut. Rainer Görres, einer von ihnen, ist von der Nachhaltigkeit angetan: „Für die nächsten zehn Jahre sind hier Blühpflanzen, und das tut der Natur und dem Boden sehr gut. Außerdem entsteht hier dann ein gelbes Blütenmeer, das findet auch in der Bevölkerung Akzeptanz.“ Günter Weins, ebenfalls Eigentümer und Hobbyimker, berichtet: „Für die Bienen ist das gut, die finden dann auch im Sommer noch Nahrung, denn nach dem Raps und den Obstbäumen kommt noch etwas Akazie. Und dann ist Schluss. Es ist ja schon bedenklich, dass Stadtimker mehr Honig produzieren als Imker auf dem Land.“

Die Pflanze bietet Lebensraum für viele Insekten. Sie hat eine Blühdauer von Juni bis September und ist so für die Bienen eine Futterquelle über Monate hinweg. Der durchgehende Bewuchs und die permanente Bodenbedeckung über Jahre sorgen für einen nachhaltigen Humusaufbau, verhindern Erosion und erhöhen die Wasseraufnahmefähigkeit. Die fehlende Bodenbearbeitung fördert die Artenvielfalt. Auch Jagdpächter Hans Feit steht der Aussaat positiv gegenüber: „Hasen und Rehwild haben hier ein Rückzugsgebiet, und Wildschweine meiden diese Anbauflächen. Damit verringern sich hohe Schäden.“

 Ob sich der Anbau der Energiepflanze auch für den Landwirt rechnet, wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Neben Christian Graf baut ein weiterer Landwirt aus Niederbettingen die Pflanze an.

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