Kommunales „Ohne Eigenarbeit geht hier nichts“

Morbach-Wenigerath/Deuselbach/ Talling · Während der Corona-Pandemie sind in den Orten viele Projekte zurückgestellt worden. Diese werden jetzt mehr und mehr in Angriff genommen. Dabei ist das Engagement der Bürger oft ganz wesentlich.

 Wenn es was zu tun gibt, sind die Helfer da: Der Wenigerather Ortsvorsteher Thomas Jakobs (Dritter von rechts) freut sich über die Unterstützung bei der Neuanlage eines Platzes.

Wenn es was zu tun gibt, sind die Helfer da: Der Wenigerather Ortsvorsteher Thomas Jakobs (Dritter von rechts) freut sich über die Unterstützung bei der Neuanlage eines Platzes.

Foto: Christoph Strouvelle

Lange ruhten in den Dörfern der Region die Aktivitäten aufgrund der Corona-Pandemie. Nicht nur bei Festen und Veranstaltungen, sondern auch bei baulichen Projekten, die gerade die kleinen Orte schmücken und lebenswert machen. Drei Beispiele:

Doch jetzt geben die Menschen in den Dörfern wieder Gas. So wie in Wenigerath: Dort hat die Gemeinde 2019 neben der Kirche ein Haus abreißen lassen. Und die Gestaltung des Platzes ist Sache der Ortsbewohner, von denen gleich acht an einem Samstag gekommen sind, um mitzuhelfen. Sie diskutieren kurz über die Fläche, auf dem eine Mitfahrerbank aufgestellt werden soll.

„Wie sollen wir das Pflaster verlegen? Im Verbund?“, fragt Ortsvorsteher Thomas Jakobs. Zwei, drei Wortwechsel und schon geht es los. Wenige Minuten später ist die Fläche mit Steinen ausgefüllt. „Ohne Eigenarbeit ginge hier gar nichts“, sagt Jakobs, der die Arbeiten organisiert und sich auf seine Helfer verlassen kann, die zumeist handwerkliche Vorkenntnisse mitbringen.

Der neue Wenigerather Dorfplatz, die Sanierung des Hochbehälters, der Spielplatz, alles Projekte, die Jakobs in den vergangenen Jahren mit Ehrenamtlichen aus dem Dorf umgesetzt hat. „Arbeitslohn haben wir hier keinen. Es geht alles über Eigenleistung.“ Gleich mehrere Samstage werden er und seine Helfer benötigen, bis der neue Platz neben der Kirche fertig gestaltet ist, mit Wegen, Parkplätzen, einer Relaxbank, Grünanlagen und Bäumen. 15 000 Euro kostet das Projekt. Finanziert wird dies durch Mittel aus dem Ortsbudget, Spenden und Gelder aus dem Programm Innogy vor Ort. Zahlenmäßig stark vertreten an diesem Einsatz sind die Mitglieder des Ortsbeirates, die zu fünft gekommen sind, unterstützt von drei weiteren Helfern aus der Bevölkerung. „Es sind immer dieselben, die helfen. Es ist aber schön, dass man sich auf die verlassen kann“, sagt Jakobs.

„Ich bin als Helfer von Kind auf immer dabei“, sagt Stefan Braun. „Ich helfe einfach aus Pflichtgefühl, um in der Dorfgemeinschaft eine Verschönerung herbeizuführen“, sagt Mario Schabbach, der als Maler einiges an handwerklicher Erfahrung mit einbringen kann.

Auch in Deuselbach kann Ortsbürgermeister Roland Schmidt auf Helfer bauen. Auf dem Spielplatz haben Freiwillige den Boden unter den Spielgeräten frisch mit Holzhackschnitzel ausgelegt. In Kürze wollen die Deuselbacher auf dem Friedhof eine Fläche für Urnenrasengräber selber anlegen. Der bisherige Boden raus, neuer Mutterboden rein - keine leichte Arbeit. Und trotzdem hat Schmidt keine Probleme, Helfer zu finden. „Wir haben Potenzial. Die Leute machen das gerne“, sagt er. Bis zu 20 Personen sind bei solchen Einsätzen schon mal dabei. „Die Leute wollen was machen und fragen danach“, sagt er, gerade jetzt nach der Corona-Zeit, als lange keine solchen ehrenamtlichen Arbeiten möglich waren. Zumal hinterher das gemütliche Beisammensein mit Schwenkbraten und Bier als Belohnung ansteht.

Was würde passieren, wenn sich keine Leute für diese ehrenamtlichen handwerklichen Tätigkeiten bereit erklären würden? „Dann würde ein Teil des Ortes verwahrlosen“, sagt Schmidt. Man könne auch aus finanziellen Gründen nicht für alle anstehenden Arbeiten eine Firma beauftragen.

In Talling ist jetzt aufgrund des ehrenamtlichen Engagements dreier Bürger aus dem Baumstamm einer Douglasie der mit den Jahren verrottete Brunnen an der Grillhütte erneuert worden. „Wenn es das Engagement der Leute nicht gegeben hätte, hätten wir dort keinen Brunnen mehr“, sagt Ortsbürgermeisterin Bettina Hoff. Oft seien es Kleinigkeiten, die von Bürgern ehrenamtlich erledigt würden, die aber das Dorf liebenswert machten, sagt sie. Dazu gehörten beispielsweise Bänke, die von Privatleuten für die Bevölkerung aufgestellt und auch gepflegt werden und gemeindliche Wiesen, die mitgemäht und so in Ordnung gehalten würden. In Talling gebe es viele Bürger, die das sehr unauffällig machten. Hoff: „Die machen keine großen Worte, die sind einfach da.“

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