Industriegebiet ohne schnelles Internet: Firmen sind unzufrieden

Wittlich · Die eine Firma exportiert in 60 Länder, die andere hat einen Weltruf: Beide haben ihren Standort in Wengerohr. Woran bei der Schaffung des dortigen Industriegebiets vor Jahrzehnten niemand gedacht hat: das Internet. Um die heute existenziell wichtige Datenübertragung für die Firmen zu verbessern, soll ein Glasfasernetz her.

Wittlich. Stellen Sie sich vor, Sie sind ein Geschäftsmann und suchen einen neuen Standort. Ihr Auge fällt auf Wittlich-Wengerohr: Dort ist Platz, die Verkehrsanbindung passt, in der Nachbarschaft sitzen bereits namhafte Firmen, deren Geschäft offensichtlich läuft. Dann erzählt Ihnen einer Ihrer womöglich künftigen Nachbarn: "Im Sommer war der Supergau! Wir saßen internetmäßig auf dem Trockenen, wie weitere Firmen auch." Vielleicht würden Sie das mit dem Firmenstandort Wengerohr noch mal gründlich überdenken.
Mäßige Geschwindigkeit


"Wir sind seit 2005 hier und exportieren in über 60 Länder. Fürs Internet haben wir jetzt über Vodafone eine Technik, die funktioniert, aber die Geschwindigkeit ist mäßig. Wir sind aber zufrieden, dass wir überhaupt etwas haben. Das ist keine Lösung, die auf Dauer zufriedenstellend ist. Die Exportpapiere über den Zoll kann man nur online machen", sagt Thomas Loosen, Gebrüder Loosen, der mit 30 Mitarbeitern von Wengerohr aus Wein in alle Welt vertreibt. Die Firma hatte im Sommer plötzlich kein Internet mehr, weil ihr Internetbetreiber fünf Firmen im Industriegebiet einfach gekündigt hat: Sie hat zu wenig verdient.
Auch Manfred Lichtenberg, der eine Spezial-Lackiererei hat, war betroffen: "Im Moment haben wir das Problem gelöst. Aber wir werden ja darauf angewiesen sein, immer höhere Datenmengen zu versenden. Deshalb wäre eine Verbesserung zu begrüßen." Für die könnte der Stadtrat einen ersten Schritt tun: Ihm liegt ein Beschlussvorschlag vor, wonach die Verwaltung eine Ausschreibung für eine Breitbandversorgung in den Gewerbe- und Industriegebieten Wengerohr und Wengerohr-Süd in die Wege leiten soll.
Firmen hoffen auf Verbesserung


Erklärt wird: "Da die Kapazitäten der Funk-DSL-Technik für viele Unternehmen nicht ausreichen und insgesamt keine nachhaltige Lösung darstellen, sind wir seit einiger Zeit bemüht (…), eine Glasfaserversorgung zu gewährleisten." Vermutlich sei das "mit hohen Kosten verbunden". Das wolle man über den Preis für die Gewerbegrundstücke ausgleichen. Jan Mußweiler, Pressesprecher der Stadtverwaltung, sagt: "Tatsache ist, als das Industriegebiet erschlossen wurde, hat das Internet noch keine Rolle gespielt. Heute ist die Sachlage anders."
Weinexporteur Thomas Loosen sagt: "Ohne Internet könnten wir den Laden zumachen. Wir begrüßen den Beschlussvorschlag in höchstem Maße."
Und wie kommt die Weltfirma Dr. Oetker mit den Problemen klar? "Die haben doch eine Standleitung zu ihrem Rechenzentrum in Bielefeld!", vermutet ein benachbarter Unternehmer. Ob das wirklich so ist? Dr. Oetker gibt aus betriebsinternen Gründe dazu keine Auskunft. sos

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