Information übersehen, die Geld wert ist

Der städtische Parkplatz vor dem Fürstenhof soll umgestaltet und höhenmäßig dem Neubau angeglichen werden. Als der Bauausschuss über eine Vorplanung zu entscheiden hatte, fehlten Informationen dar über, ob der Investor sich finanziell beteilige. Kurios: Der Investor hatte seine Unterstützung aber längst angeboten.

 Hat nicht nur den Fürstenhof im Blick, sondern auch den städtischen Parkplatz, der an sein Projekt anschließt: Stefan Kutscheid von der Faco. TV-Foto: Sonja Sünnen

Hat nicht nur den Fürstenhof im Blick, sondern auch den städtischen Parkplatz, der an sein Projekt anschließt: Stefan Kutscheid von der Faco. TV-Foto: Sonja Sünnen

Wittlich. Zur Absenkung und Umgestaltung des Parkplatzes vor dem Fürstenhof war unlängst die Zustimmung des Bau- und Verkehrsausschusses gefragt. Doch eine Beschlussvorlage ohne Kostenangabe und ohne einen Hinweis darauf, ob der Investor sich finanziell beteilige, sorgte für Diskussionen (der TV berichtete), zumal die Verwaltung zu den Nachfragen keinerlei Antwort parat hatte. So forderte der Bauausschuss: Es sei zu klären, wie teuer eigentlich der Höhenausgleich werde und ob der Fürstenhof-Investor sich finanziell beteilige.

Dass es in der Sitzung keinerlei Informationen gab, erklärt der Pressesprecher der Stadtverwaltung Ulrich Jacoby wie folgt: "In der Sitzung des Bau- und Verkehrsausschusses ging es um die Vorstellung eines ersten Konzeptes und die Klärung der Frage, ob auf der Basis dieses Konzeptes weitergearbeitet, geplant werden kann. Hierbei ging es weder um Kosten noch um Fragen der Kostentragung, sondern nur um die grundsätzliche Frage, ob eine Tieferlegung des Parkplatzes eingeplant werden kann." Die prinzipielle Entscheidung war auch für die Fertigstellung des Fürstenhofes wegen der anstehenden Verlegung der Versorgungsleitungen und Erschließung des Gebäudes wichtig.

Aber warum haben weder Fachbereichsleiter, Stadtplaner und Sitzungsleiter, Albert Klein, in der Ausschusssitzung etwas zu einer finanziellen Beteiligung des Investors sagen können, obgleich dieselbe vor der Sitzung festgestanden hat? Dazu gibt der Pressesprecher auf Nachfrage keine Antwort.

Der Investor selbst, Stefan Kutscheid von der Faco, dokumentierte danach gegenüber dem TV, dass er im eigenen Interesse frühzeitig auf konkrete Angaben zur Platzgestaltung hingewirkt habe und im Zuge dessen auch zugesagt habe, sich an den Kosten zu beteiligen. Er verweist auf ein Schreiben noch aus dem Jahr 2007, indem die Faco mitteilt, sie übernehme "selbstverständlich die anteilig auf unser Vorhaben anfallenden Kosten". Weiter heißt es darin, der Künstler Tony Munzlinger habe der Faco berichtet, dass er in Italien bei der Planung und dem Bau öffentlicher Plätze mitgewirkt habe. Die Faco sei bereit, abgestimmt auf die künftige Nutzung, auf eigene Kosten Entwürfe für die künftige Gestaltung des Platzes anfertigen zu lassen. Und Ende Januar 2009 hat die Faco nochmals dar auf gedrängt, die "Platzfrage" zu klären. Immerhin bestätigt die Stadt anders als in der Sitzung, dass Stefan Kutscheid bereits früh und schriftlich erklärt habe, "die Kosten für eine eventuell notwendig Angleichung des Parkplatzes auf das Niveau des Fürstenhofs zu übernehmen" und sich angeboten habe, "sich an der Planung und Realisierung der Umgestaltung zu beteiligen". Zur betreffenden Ausschussitzung war der Investor nicht eingeladen.

Meinung

Zeit für eine neue Führung

Die Belastung in der bürgermeisterlosen Zeit war sicher für alle Beteiligten groß. Offensichtlich sind dabei auch die einen oder anderen wichtigen Informationen "durch die Lappen gegangen". Allerdings müssen sich die Laien in den Ausschüssen und auch im Stadtrat auf die Arbeit der Verwaltung verlassen können. Das Projekt "Zukünftige Gestaltung des Parkplatzes Oberstadt" ist kein kleines und auch keines, das als Thema vom Himmel gefallen ist, immerhin steht der Fürstenhof-Bau vor seiner Fertigstellung. Die Hauruck-Taktik kurz vor der Sommerpause hätte man sich sparen können, hätte man das Thema sorgfältiger im Blick gehabt. Und wo gearbeitet wird, passieren Fehler. Zu denen sollte man stehen, danach kommt man oftmals wieder besser voran, zumal jetzt die Zeit unter einer neuen Führung gekommen ist. s.suennen@volksfreund.deEXTRA Niveauunterschiede: Der Fürstenhof schließt zum Parkplatz hin mit einer Ladenfront ab, die unter dem Fußniveau des städtischen Platzes liegt. Dieser Übergang soll abgemildert und der gesamte Platz sozusagen horizontal begradigt werden. Vorausgegangen war ein Absenken und dann wieder Anheben des Neubaus. Die Vorgeschichte fasst Ulrich Jacoby, Pressesprecher der Stadtverwaltung, wie folgt zusammen: "Bei der Vorstellung der Planung im April 2007 im Bau- und Verkehrsausschuss wurde die Dimensionen des Fürstenhofes sichtbar. Im Rahmen der sich anschließenden Überplanung wurde von Seiten des Investor vorgeschlagen, das Untergeschoss tiefer zulegen - um etwa 1,2 Meter. Es ging hierbei um eine Reduzierung der Höhe gegenüber den Wohngebäuden am Unteren Sehlemet. Im Juli 2007 wurde diese Planung im Stadtrat akzeptiert. Nach der Detailplanung zur Erschließung des Gebäudes stimmte der Bau- und Verkehrsausschuss im April 2008 einer Anhebung des Gebäudes um 60 Zentimeter zu, nur so war eine behindertengerechte Anbindung der Tiefgarage zu gewährleisten." Und, wie Stefan Kutscheid von der Faco anmerkt, zum Fuß- und Radwegenetz der Stadt. (sos)

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