Wittlich. Kaum jemand gibt gerne freiwillig Geld aus für etwas, das er auch kostenlos bekommt. Doch jeden Samstag scheint das in der Wittlicher Innenstadt anders zu sein. Zum Beispiel auf dem Schlossplatz. Hier stehen immer wieder Autofahrer, die versuchen, Geld für Parkscheine loszuwerden. Doch der Automat weigert sich am Samstag beharrlich, das Geld anzunehmen und als Gegenleistung einen Parkschein auszuspucken. Des Rätsels Lösung: Parken ist in Wittlich am Samstag kostenlos.
Parkdeck nur wenig genutzt

Wer das nicht weiß, muss schon genau hinsehen. Etwa auf Brusthöhe bei einem 1,70 Meter großen Menschen befindet sich hinter Plexiglas ein Schild, auf dem Blau auf Weiß in einer etwa ein Zentimeter großen Schrift zu lesen ist, dass Gebühren nur von Montag bis Freitag 8 bis 19 Uhr zu entrichten sind. Nach Ansicht von Ulrich Jacoby, Pressesprecher der Stadtverwaltung Wittlich, ist dieser Hinweis gut sichtbar und auch lesbar.
Seit 2009 gilt die Regelung, dass am Samstag ohne Gebühren geparkt werden darf. Bis dahin war dies nur am ersten Samstag im Monat möglich. Damals wurden an diesen Tagen die Parkscheinautomaten mit weißen Banderolen verhüllt. Dies sei jetzt nicht mehr erforderlich, da samstags immer frei geparkt werden darf, sagt Jacoby. Dennoch wolle man prüfen, ob eine deutlichere Kennzeichnung möglich ist.
Das freie Parken am Samstag ist aber nicht die einzige Regelung, bei der die Autofahrer genau hinsehen müssen. Auch sonst birgt die Parksituation in Wittlich Überraschungen. Denn an vielen Stellen, wieder Himmeroder Straße, in der Feldstraße oder vor der Sparkasse darf man eine halbe Stunde lang kostenfrei seinen Wagen abstellen. Auf dem Schlossplatz und auf dem Parkplatz Karrstraße dagegen ermöglicht die sogenannte "Brötchentaste" ein einstündiges Parkvergnügen. "Diese Regelung war damals eine politische Entscheidung", verrät Jacoby. Ob sie sinnvoll ist oder nur verwirrend, kann er nicht sagen.
Kostenlose Parkplätze gibt es rund 1400 in der Nähe der Wittlicher Innenstadt. Bei den gebührenpflichtigen Plätzen kostet die Stunde 50 Cent, mehr als zwei Stunden Parken sind nicht erlaubt.
Auf dem privat betriebenen Parkdeck der Schlossgalerie können die Autos auch eine halbe Stunde gebührenfrei abgestellt werden. Für jede angefangene Stunde müssen dann 50 Cent bezahlt werden. Aber anders als an anderen innerstädtischen Plätzen kann der Wagen hier zum Preis von zehn Euro den ganzen Tag bleiben, an vielen Stellen sogar überdacht. Genutzt wird das Parkdeck dennoch wenig.
Friedhofsbesucher in der Burgstraße können kostenfrei parken, allerdings nur für zwei Stunden. Für sie reicht es, die Parkscheibe ins Auto zu legen. Ähnlich ist es im innenstadtnahen Unteren Sehlemet. 2010 hat die Stadt 87 500 Euro an Parkgebühren eingenommen und 74 750 Euro an Verwarnungen. Als laufende Kosten für die Unterhaltung der Parkscheinautomaten (Versicherung, Geldentleerung, Ersatzteile, Wartung) nennt die Stadtverwaltung 19 700 Euro jährlich. Die meisten Verwarnungen werden in Wittlich laut Simone Röhr, Pressesprecherin der Stadtverwaltung, am Schlossplatz, in der Himmeroder Straße und Feldstraße und auf dem Parkplatz Karrstraße erteilt. Ohne vorgeschriebene Parkscheibe oder Parkschein, mit überschrittener Parkdauer kosten bis zu 30 Minuten fünf Euro, bis zu einer Stunde zehn Euro, zwei Stunden 15 Euro, drei Stunden 20 Euro, mehr als drei Stunden 25 Euro. Parken in zweiter Reihe wird mit Bußgeld bis zu 25 Euro bestraft, je nach Dauer und Behinderung anderer Verkehrsteilnehmer. Bis zu 35 Euro teuer wird das Parken auf Geh- oder Radwegen, an unübersichtlichen Straßenstellen, auf Fußgängerüberwegen, im Halteverbot oder im eingeschränkten Halteverbot, ebenfalls abhängig von Dauer und Behinderung anderer. Wird ein Rettungsfahrzeug durch falsches Parken behindert, sind 40 Euro fällig, Parken auf Schwerbehinderten-Parkplätzen kostet 35 Euro. noj