Traditionslokal in Gonzerath Gasthaus „Zur Post“ steht zum Verkauf - aber es gibt eine Bedingung

Morbach-Gonzerath · Peter und Petra Schimper wollen ihr Gasthaus „Zur Post“ verkaufen und suchen einen Nachfolger. Doch mit Gewalt wollen die Inhaber nicht verkaufen, sagen sie, und nennen eine Bedingung.

 Für das Gonzerather Gasthaus Zur Post wird einen neuer Betreiber gesucht.

Für das Gonzerather Gasthaus Zur Post wird einen neuer Betreiber gesucht.

Foto: Strouvelle Christoph

Der Schreck in Gonzerath war im ersten Moment groß, als sich herumsprach, dass das Gasthaus „Zur Post“ zum Verkauf steht. Schließlich besteht das Gasthaus seit mehr als 150 Jahren. Und jetzt soll es nicht mehr „zu Schimpisch“ gehen, wie das Lokal in der Ortsmitte im Volksmund genannt wird, nach dem Inhaberehepaar Peter und Petra Schimper?

Die beiden führen das Haus bereits in fünfter Generation. Doch der Wirt gibt Entwarnung. Das Gasthaus soll weiterbestehen. „Es steht nicht zur Debatte, dass wir schließen“, sagt er. Jedoch sei dem Ehepaar Schimper geraten worden, frühzeitig mit der Suche nach einem Nachfolger zu beginnen. „Wir haben niemanden in der Familie, der es weiterführt“, sagt er. Die Kinder des Ehepaars haben sich beruflich anders orientiert.

Der Inhaber selbst fühlt sich mit seinen 62 Jahren nicht mehr so fit, wie er es noch mit 40 gewesen ist. „Es knackt hier, es kneift dort“, sagt er. „Wir sollen auf keinen Fall warten und dann erwarten, dass innerhalb eines Jahres ein Nachfolger bereitsteht.“ Das sei ihm bei einer Betriebsberatung geraten worden. Er und seine Frau Petra wollen gerne noch ein paar Jahre weitermachen. Aber: „Wenn jemand kommt und es passt, dann verabschieden wir uns früher“, sagt er.

„Zur Post“ in Gonzerath ist ein traditionelles Gasthaus

Das Wichtigste: Die Gaststätte zur Post soll den Gonzerathern und anderen Gästen weiter zur Verfügung stehen. „Wir wollen, dass die Gastronomie und der Hotelbetrieb weiter betrieben werden“, sagt er. Schließlich ist es ein Gasthaus der traditionellen Art. Hier wird noch Karten gespielt, gewürfelt, das Feierabendbier genossen und dabei die neuesten Informationen über die Lokalpolitik ausgetauscht, und sonntags treffen sich die Männer hier noch zum Frühschoppen. „Darauf bin ich stolz“, sagt Peter Schimper. „Das gesellige Leben findet hier statt. Das wollen wir erhalten.“

Zudem ist das Lokal ein Kulturträger: Im Festsaal, der zu Gaststätte dazugehört, finden Veranstaltungen statt. Die Kabarettistin Hilde Becker ist hier aufgetreten, die SWR Night Fever Party war schon zu Gast, und beim Heimatvarieté Saalü! ist die Dorfgeschichte Gonzeraths mit seinen zahlreichen Anekdoten schon mehrfach erzählt worden. Und auch für das kommende Jahr ist mit dem Duo „Die Weibsbilder“ wieder ein Kabarett-Abend geplant.

Das Gasthaus hat neben der Gaststube und dem Dorfsaal auch noch einen separaten Saal, den die Gonzerather gerne für Familienfeiern nutzen, wie runde Geburtstage, Hochzeiten oder Beerdigungscafés. „Bis 1960 wurde dieser Raum noch für Landwirtschaft genutzt. Die Post war bis in die 1980er Jahre noch da“, sagt Peter Schimper.

Hinzu kommen die Übernachtungsmöglichkeiten: Inklusive dem Gästehaus stehen 25 Betten zur Verfügung, meist genutzt, von Monteuren, Vertretern, Motorradfahrern und Kurzurlaubern.

Zwei Halbtagskräfte helfen dem Ehepaar in der Gaststube, der Küche sowie beim Reinigen und dem Zimmer herrichten, hinzu kommen mehrere Minijobber.

Der Verkaufspreis für das Haus, das einen gepflegten Eindruck macht: 525.000 Euro. Und als Peter Schimper die Summe nennt, betont er erneut, dass den Gonzerathern ihr Gasthaus und der Besuch bei „Schimpisch“ erhalten bleiben soll. „Wir wollen nicht mit Gewalt verkaufen.“

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