Natur Von QR-Code bis Audiotour: Auf dem „InsektenArt-Weg“ die Eidechsen kennenlernen

Maring-Noviand/Platten/Wehlen · Ökologische Ausgleichsmaßnahmen im Rahmen von Flurbereinigungen sollen Flora und Fauna schützen, können aber auch für Naherholung und Tourismus wertvoll sein. Wie zum Beispiel der neu eröffnete InsektenArt-Weg durch die berühmte Weinlage Wehlener Sonnenuhr.

 Trockenmauern...

Trockenmauern...

Foto: Holger Teusch

Durch Flurbereinigungsmaßnahmen sollen Parzellen zusammenlegt und eine effektivere Bewirtschaftung von landwirtschaftlichen Flächen wie Weinbergen ermöglicht werden. Dass in diesem Zusammenhang aber noch viel mehr in und für die Kulturlandschaft und die Natur gemacht werden kann, zeigen die Beispiele von Maring-Noviand und Wehlen. Am Honigberg und in den Weinbergen des Bernkastel-Kueser Stadtteils sind im Zuge von Flurbereinigungen Themenwanderwege entstanden, die kürzlich offiziell eröffnet wurden.

InsektenArt-Weg heißt die neue 4,7 Kilometer lange Schleife durch die berühmte Weinlage Wehlener Sonnenuhr (Start/Ziel: alte Kirche, Nähe Brückenkopf) mit 14 Lebensraum-Stehlen. Besonderheit: Die Stationen sind in eine Audio-Tour eingebunden. Nach Scannen eines QR-Codes kann man zu jeder Station Informationen auf dem Smartphone abspielen. 

Beim neuen Maring-Noviander Wanderweg „Eidechse auf Moselsuche“ spielt sie die Hauptrolle. Ausgangspunkt des vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Mosel (DLR) in Zusammenarbeit mit der Naturparkinitiative Mosel-Umlaufberge (nimu) entwickelten Themenwegs ist der Ortsteil Siebenborn oder das ebenfalls neu eingerichtete Grüne Klassenzimmer knapp einen Kilometer weiter oben in den Weinbergen.

Wie es zum Namen des Wegs  kam, zeigt sich schon hier. Von der Mosel ist nichts zu sehen. Einst hat der Fluss den so moseltypisch aussehenden Prallhang des Honigbergs ausgespült, bevor er sich sein heutiges Bett grub. Die Wittlicher Geologin Dr. Elisabeth von den Hoff (geborene Kremer) zeigte in den 1950er Jahren in ihrer Doktorarbeit, worauf Vieles hinweist: Demnach umspülte die Urmosel einst den Geisberg bei Brauneberg, floss dann südlich von Maringer Berg und Noviander Hüttenkopf bis zum heutigen Platten und grub sich nördlich dieser Anhöhen ihr Bett, bis sie bei Lieser auf den jetzigen Verlauf stieß. Nach und nach nagte das Wasser die Berghänge ab. Der Flusslauf veränderte sich durch die Durchbrüche weiter bis zum heutigen Bild. Vom Grünen Klassenzimmer aus kann man deshalb heute den einmaligen Anblick von drei Umlaufbergen genießen.

Und sich mit der Eidechse auf den Wegweisen des Themenwegs auf Entdeckungsreise begeben. Weit über ein Dutzend Tafeln und Schaubilder verdeutlichen die Entwicklung der Moseltals, der Trockentäler und Umlaufberge sowie die Bedeutung von Insekten, Pflanzen und natürlich der Eidechsen für das Ökosystem spezielle Ökosystem.

Die Mauereidechse ist das Leittier der Moselweinberge. Sie liebt es heiß und trocken und ist ein Kulturfolger. Die Weinbergtrockenmauern früherer Jahre boten ihnen idealen Lebensraum – der aber schon mancher Flurbereinigung zum Opfer fiel. Denn für die Bewirtschaftung im sogenannten Direktzug, also das Befahren mit speziellen Arbeitsmaschinen, wie sie heute am effizientesten ist, sind Mauern ein Hindernis. Der Winzer braucht am Ende jeder Rebzeile Platz zum Wenden.

Der Eidechsen-Themenweg führt auf etwa einem Kilometer an einer Mauer entlang, die trotz Flurbereinigung erhalten blieb. Torben Alles vom DLR erklärte bei der offiziellen Eröffnung, dass man eine drei Meter breite Bewirtschaftungsspur oberhalb der Mauer anlegt habe, um den Wendevorgang der Maschinen zu ermöglichen. Die alten, nun ungenutzten Treppenaufstiege wurden von der nimu mit Trockenmauern für Eidechsen und Insektenhotels versehen. Auch zahlreiche Winzer haben beispielsweise Wegspitzen zu ökologischen Ausgleichsflächen umgestaltet.

„Das war ein richtiger Domino-Effekt“, freut sich Maring-Noviands Ortsbürgermeister Klaus Becker über das Engagement und dass seine Gemeinde um eine Attraktion reicher geworden ist. Und das kostengünstig: „Das Schöne ist, dass die Ortsgemeinde kaum belastet wurde.“ Der Löwenanteil der gesamten Flurbereinigungskosten von rund 1,8 Millionen Euro wurde durch EU-, Bundes- und Landeszuschüsse finanziert.

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