Investition in die Zukunft

HEIDWEILER. Knapp ein Jahr nach Inbetriebnahme seiner Biogasanlage zieht Landwirt Harald Schneider eine durchweg positive Bilanz. Er warnt aber auch vor überdimensionierten Anlagen.

In fast einem Jahr produzierte die Biogasanlage der Landwirte Harald und Siegfried Schneider aus Heidweiler rund 1,6 Millionen Kilowatt Strom, der für die Versorgung von 1800 Menschen reicht. Damals wie heute gilt: Aus Mist, Gülle und Mais wird durch Vergärung zu Gas und die anschließende Verbrennung umweltfreundlicher Strom erzeugt. Die Biogasanlage entspricht den Erwartungen der Schneiders sowohl betriebswirtschaftlich wie auch als Investition in die Zukunft. Fingerspitzengefühl und intensives Vertrautmachen mit der Technik sind für den Biogaslandwirt Erfolgsfaktoren des zweiten Standbeines Biogas. "Ich schaue täglich fünf- bis sechsmal nach, ob die technischen Abläufe reibungslos funktionieren, ob der 300 PS starke Motor ruhig läuft, das Rührwerk funktioniert, ob die Vergärungstemperatur stimmt und vieles mehr", sagt Harald Schneider. Wartung durch Fachfirmen sei erforderlich - wie bei jeder technischen Anlage. Zudem werden alle zwei Wochen die biologischen Vorgänge bei einem Fachinstitut geprüft. Das sei eine freiwillige Sache, sagen Vater und Sohn Schneider. Stromproduktion soll erhöht werden

Die Stromproduktion soll 2007 erhöht werden. 15 Prozent des Rohstoffs ist die selbst erzeugte Gülle der 120 eigenen Kühe. Hauptrohstoff ist selbst angebauter sowie zugekaufter Mais, außerdem Gras und Ganzpflanzensilage, ab 2007 auch Tritikale, eine Kreuzung zwischen Weizen und Roggen. Wie bei jeder neuen Technologie gebe es auch bei Biogasanlagen Kinderkrankheiten, weiß Harald Schneider. Zweimal gab es Konstruktionsfehler bei den Rührwerken, die von der Herstellerfirma beseitigt wurden. Immer wieder stehen Reparaturen an, beginnend bei defekten Zündkabeln bis hin zu Dichtungen am Motor. Der habe in einem Jahr dieselbe Leistung gebracht wie ein Auto, das 700 000 Kilometer gelaufen sei. Jetzt wird im Rahmen der Erweiterung ein zweiter Motor installiert. Auch wird die Siloanlage mit Sickergrube vergrößert, um auch in Perioden starken Regens sämtliche bei der Lagerung der Rohstoffe entstehenden natürlichen Sickerwasser auffangen zu können. Angesprochen darauf, dass es in einigen Regionen zu viele Biogasanlagen gebe, sodass Versorgungsengpässe bei der Anlieferung des Gärmaterials entstehen, meint Harald Schneider, der auch als Vorsitzender der Landjugend Rheinland-Nassau tätig ist: "Biogas darf nicht in Konkurrenz zur ursprünglichen Aufgabe der Landwirtschaft als Nahrungsmittelproduzent geraten." Wenn zu viele Biogasanlagen in flächenknappen viehintensiven Regionen stünden, stiegen die Pachtpreise und sowohl Nahrungsmittelproduzent wie auch Biogasbetreiber arbeiteten unrentabel. "Für mich ist es wichtig, dass die Wertschöpfung bei den Bauern bleibt und nicht in die Hände der Industrie gerät, die mitunter als Fremdinvestor zur Finanzierung von Biogasanlagen auftritt", sagt Schneider. Dies sei nicht immer negativ, so lange die Landwirtschaft an der Wertschöpfungskette teilhaben könne.

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