Italienische Küche und Wittlicher Mentalität

Wittlich · Auf neue Menschen ist Renato Graniglia immer gespannt, und in seinem Lokal in Wittlich lernt er immer wieder welche kennen. Die Synagoge ist in der Kreisstadt für ihn eine wichtige kulturelle Institution, für Jugendliche gibt es wenig, meint der gebürtige Italiener.

 Steht gerne hinter dem Tresen und fühlt sich in Italien und in Wittlich sehr wohl: Renato Graniglia. TV-Foto: Christina Bents

Steht gerne hinter dem Tresen und fühlt sich in Italien und in Wittlich sehr wohl: Renato Graniglia. TV-Foto: Christina Bents

Wittlich. "Oh Sole Mio" oder "Santa Lucia", wer kennt sie nicht die Schlager aus Neapel. Aus dieser italienischen Stadt, bei der die meisten an sonnige Urlaube denken, kommt Renato Graniglia. Vor acht Jahren eröffnete er seine Lokal "La Meridiana" in Wittlich. In Trier war er bereits 1995 in der Gastronomie tätig. Da ihn auch die bayerische Mentalität faszinierte, ging er 1999 für zwei Jahre nach Augsburg und kam 2005 wieder aus Italien. Er suchte im Raum Trier ein Lokal, kam schließlich in Wittlich an der damals leerstehenden Gaststätte vorbei, und dachte: "Das ist es, das Lokal will ich. Und das hat auch geklappt", berichtet er. In Wittlich findet er, ist Modernes und Altes gleichermaßen vertreten. "Es ist eine interessante Mischung hier, auch bei den Leuten. Das gefällt mir." Charakteristisch für Wittlich findet er die Synagoge. "Die Synagoge ist wirklich außergewöhnlich, der Raum an sich, und die Nutzung für kulturelle Veranstaltungen, das finde ich sehr gut", sagt der Italiener. Eine weitere Institution sieht er im Gasthaus Daus. "Da gehen alle Wittlicher hin, das war schon immer da, das ist eine Institution wie das Postamt. Daus ist für Wittlich typisch."
Capuccino nie nach 11 Uhr


Ein bisschen schade findet Renato Graniglia, dass es für Jugendliche in der Stadt kaum Möglichkeiten gibt, sich am Wochenende sinnvoll zu beschäftigen.
Große Unterschiede gibt es für den Gastronomen generell in der Mentalität zwischen Deutschen und Italienern, zum einen hat die Familie in Italien einen größeren Stellenwert. "Schauen Sie", sagt er, "in Italien ist jeder Grund gut, um mit der Familie zu feiern. Das ist in Deutschland bei vielen nicht so."
Auch beim Essen und Trinken gibt es Unterschiede, beispielsweise würde man in Italien nie einen Capuccino nach 11 Uhr morgens trinken. "Capuccino ist für uns Italiener Frühstück, in Deutschland ist es ein Getränk für den ganzen Tag."
In Wittlich unterstützt er verschiedene Vereine, und mit dem Wittlicher Platt kommt er gut zurecht. "Meine Kinder können es sogar sprechen. Ich kann nur "Klappschmier", zu mehr reicht es noch nicht", sagt Renato Graniglia, der in Wittlich bleiben will. chb

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