Jagen wie der Urzeitmensch "Ötzi"

Einmal im Jahr ruft Karl-Heinz Hörnig die verschworene Gemeinschaft der Holzbogenschützen zusammen. Gemeinsam gingen 83 Teilnehmer, darunter zwölf Frauen, am Fuße des Erbes kopfs auf die Pirsch nach Wild, um ihren Meister zu finden. Geschossen wurde allerdings nur auf Tierattrappen aus Kunststoff.

 Helga Schmitt aus Bad Dürkheim, Vera Rüber aus Koblenz und Agnes Zorn aus Hildesheim (von links) waren drei der zwölf Damen im sonst von Männern dominierten Feld. TV- Foto: Herbert Thormeyer

Helga Schmitt aus Bad Dürkheim, Vera Rüber aus Koblenz und Agnes Zorn aus Hildesheim (von links) waren drei der zwölf Damen im sonst von Männern dominierten Feld. TV- Foto: Herbert Thormeyer

Erbeskopf. (doth) Diese Meisterschaft ist nicht offiziell und wird von keinem Verband organisiert. Doch wenn Karl-Heinz Hörnig ruft, kommt die verschworene Gemeinschaft der Holzbogenschützen zusammen, um eine Jagd nachzustellen, wie sie vielleicht schon der Urzeitmensch "Ötzi" kultiviert hat.

83 Teilnehmer, darunter zwölf Frauen, gingen bei der 3. Internationalen Holzbogenmeisterschaft am Erbeskopf an den Start. 28 Kunststofftiere galt es im Wald auf eine Entfernung von 15 bis 60 Metern zu "erlegen", je nachdem, ob es sich um ein Kaninchen oder einen Büffel handelte.

Gruppen zu drei oder vier Bogenschützen liefen die 28 Stationen an. "Die Lichtverhältnisse im Wald zwischen hell und dunkel erschweren die Treffsicherheit", erklärte Karl-Heinz Hörnig, der auch selbst Bogen baut und Buchautor zu diesem Thema ist.

Bogenschießen kann auch Meditation sein



Vorgeschrieben waren bei diesem Wettbewerb Holzbögen aus reinem Naturmaterial. Modelle, die sich teilweise seit 30 000 Jahren bewährt haben, können Pfeile auf bis zu 55 Meter pro Sekunde beschleunigen und ihr Ziel noch in 200 Metern Entfernung treffen. "Teilweise werden Konstruktionen verwendet, die noch aus dem vollen Stamm geschnitzt werden", weiß Hörnig. Bogenschießen sei ein Konzentrationssport.

Wie das bei einem Meister aussieht, bewies Klaus Schichtel aus Aschaffenburg. Tiefes Ein- und Ausatmen, bevor das Sportgerät ganz langsam in die Hand genommen wird. Mental bereitet er sich auf den Schuss vor. Legt an, zielt lange. Geräusche um ihn herum blendet er aus. Er spannt den Bogen, langsam und mit immer größerer Konzentration. Schuss, Treffer!

Wer es nicht so macht, schießt viel öfter daneben. Viele Kulturen haben in der Menschheitsgeschichte die Kunst des Bogenschießens kultiviert. Auf Erfahrungen aus dem Zen-Buddhismus greift Horst Picko aus Büdlich zurück: "So wie der Pfeil fliegt, so fühle ich mich auch". Bogenschießen kann auch Meditation sein.

Kurse zum Bau traditioneller Holzbögen werden im Hunsrückhaus von Förster Bernd Lischke angeboten. Infos gibt es unter Telefon 06504/778 oder im Internet unter www.hunsrueckhaus.de

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